Professor Dr. Hans-Jörg Kreowski, Universität Bremen und Organisationsteam der Konferenz zitiert aus der Einladung: „Ein neues Wunderland eröffnet sich heute durch Künstliche Intelligenz. Es ist von Robotern bevölkert, die Fußball spielen, tanzen, jonglieren, kochen, Dienstleistungen aller Art erbringen, Alte und Kranke pflegen und Orte erkunden, die für Menschen gefährlich oder unerreichbar sind. Es gibt dort selbstfahrende Autos und unbemannte Flugobjekte. Lernende neuronale Netze beeindrucken, weil sie fast alle Spiele gegen fast alle Spielerinnen und Spieler gewinnen. Man trifft allenthalben auf Systeme, die sehen, lesen, sprechen und lernen können. Und es wird gemunkelt, dass sich demnächst eine neue Spezies mit Superintelligenz dazu gesellen wird, die besser denken kann als alle Menschen zusammen.“
In der Begrüßung zur Konferenz, die in dieser Ausgabe abgedruckt ist, stellte FIfF-Vorsitzender Stefan Hügel die Frage: „Wie können wir Künstliche Intelligenz kontrollieren, und nach welchen Kriterien? Bereits heute führen die verwendeten Lernverfahren zu Ergebnissen, die mit unserer Auffassung von Ethik nicht immer in Einklang stehen – beispielsweise beim programmierten Rassismus, wenn (Vor-) Urteile, die in die Daten bereits eingeschrieben sind, sich reproduzieren und beim ,Lernen‘ noch verstärken? Wer wählt die richtigen Daten aus, um diese Systeme zu trainieren? Was sind überhaupt ,richtige‘ Daten? Hier wird es politisch: Wir müssen uns über die Daten, mit denen Maschinen trainiert werden, demokratisch verständigen.“
Der Schwerpunkt besteht aus den schriftlichen Fassungen der Vorträge auf der FIfF-Konferenz 2019 sowie Berichten aus den Arbeitsgruppen:
⦁ Ethische Aspekte mit den Artikeln von Marit Hansen, Veronika Thiel und Alexander von Gernler,
⦁ Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit mit den Beiträgen von Dominik Wetzel und Christoph Marischka, von Birgit und Michael Ahlmann sowie von Sylvia Johnigk,
⦁ Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimawandel mit Beiträgen von Marie-Luise Abshagen und Nelly Grotefendt, von Bernhard Stoevesandt und Martin Dörenkämper und von Ulrike Erb, Oliver Radfelder und Karin Vosseberg,
⦁ Politik und Überwachung mit dem Artikel von Capulcu und dem Kurzbericht von Arkadi Schelling,
⦁ Militär und zivile Gegenpositionen mit den Artikeln von Matthias Monroy und Elke Schwarz, von Peter Ansorge sowie von Liam Hurwitz und Simon Rundé.
⦁ Den Schlusspunkt bildet der Artikel von Detlef Borchers, der ein interessantes Schlaglicht auf die Anfänge der KI wirft. Neben den Beiträgen der Referentinnen und Referenten enthält der Schwerpunkt auch einen Rückblick auf die Aktivitäten des vergangenen FIfF-Jahres.
Seit nunmehr zehn Jahren verleihen wir auf der FIfF-Konferenz den Weizenbaum-Studienpreis – früher FIfF-Studienpreis – für herausragende Abschlussarbeiten mit Bezug zu Informatik und Gesellschaft, so auch dieses Jahr. Die Laudationes und die Beiträge der Preisträgerin und der Preisträger sind ebenfalls in dieser Ausgabe enthalten: Thomas Gruber über Mathematik, Informatik und Krieg, Alexandra Keiner über Algorithmen im Asylprozess und Philipp Imperatori über die Verschlüsselungspolitik der USA. In seinem Beitrag „Im Bann der Netzwerke“ setzt sich Markus Reinisch mit der Aufmerksamkeitsökonomie und der subtilen Steuerung in sozialen Medien auseinander.
Zu allen Vorträgen der Konferenz gibt es Videoaufzeichnungen. Sie sind verlinkt auf der FIfFKon2019-Webseite https://2019.fiffkon.de und verfügbar als Mobile Lecture der Universität Bremen https://mlecture.uni-bremen.de/ml/ im Wintersemester 2019/2020 sowie voraussichtlich bald auch unter https://media.ccc.de.
Das Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) ist ein Zusammenschluss von ca. 700 Fachleuten aus der Informatik, dem IT-Bereich und IT-nahen Berufsfeldern, die sich kritisch mit den Auswirkungen des IT-Einsatzes in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Zu den Aufgaben des FIfF zählen die Information der Öffentlichkeit, wissenschaftliche Studien und Beratung.
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