Entwicklung urbaner Fließgewässer – Teil 1: Grundlagen, Planung und Umsetzung

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf des Merkblatts DWA-M 609-1 „Entwicklung urbaner Fließgewässer – Teil 1: Grundlagen, Planung und Umsetzung“ vorgelegt, der hiermit zur öffentlichen Diskussion gestellt wird.

Urbane Räume sind für viele Menschen sowohl Wohn- und Arbeitsstätte und zugleich Teil ihrer Freizeit- und Erholungsaktivitäten. Dieser Nutzungsdichte unterliegen auch urbane Fließgewässer. Einerseits müssen sie die Anforderungen an den Hochwasserschutz und die Siedlungsentwässerung gewährleisten und andererseits attraktiver Raum in einem städtebaulich gestalteten Umfeld sein. Die städtische Bevölkerung findet am Fließgewässer Möglichkeiten der Erholung,
Naturerfahrung, Kommunikation und Begegnung mit anderen Besuchern sowie eine starke Identifikation mit ihrer Heimat. Das Merkblatt will Gewässer zur städtebaulichen Chance werden lassen und Möglichkeiten aufzeigen, wie man auch den Belangen der Gewässerökologie unter meist räumlich beengten und anthropogen geprägten Bedingungen gerecht werden kann. Gleichzeitig soll der Dialog mit den Bürger*innen gefördert werden.

Der Deutsche Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK) hat das Thema „Urbane Fließgewässer“ bereits früh aufgegriffen. Im Jahre 1990 wurde der DVWK-Arbeitskreis „Urbane Gewässer“ im Fachausschuss DVWK-4.6 „Unterhaltung und Ausbau von Gewässern (unter Berücksichtigung der Landschaftsgestaltung)“ gegründet und dabei beschlossen, das Thema in folgenden Komplexen zu behandeln: 

  • Stadtplanung, Architektur
  • Wasserwirtschaft, Wasserbau
  • Landschaftsgestaltung, Erholung/Sport
  • Ökologie

Nach dieser Vorgabe wurden die DVWK-Materialien Heft 2/1996 (DVWK 1996a) zum Themenbereich „Stadtplanung, Architektur, Landschaftsgestaltung, Erholung/Sport“ erarbeitet, von dem Inhalte auch in das vorliegende Merkblatt mit einflossen.

Die mehrjährige Beschäftigung mit der Themenstellung fand ihr Ergebnis in dem im Jahr 2000 erschienenen DVWK-Merkblatt 252 „Gestaltung und Pflege von Wasserläufen in urbanen Gebieten“ mit der Kernaussage, dass die ökologischen Belange der Fließgewässer in urbanen Gebieten nicht isoliert, sondern nur im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz und der Vorflutfunktion für Niederschlagswasser und/oder Mischwasser sowie den ökonomischen und sozialen Belangen von Bewohnern und Nutzern behandelt werden können. Mit Inkrafttreten der EG-Wasserrahmenrichtlinie wurde es notwendig, neue Gesichtspunkte wie den möglichen Sonderstatus „erheblich veränderter Wasserkörper“, den kombinierten Ansatz aus Emission und Immission sowie die neue Stellung der Öffentlichkeitsbeteiligung und sozioökonomischer Abwägungsprozesse im Planungsablauf darzustellen. Dies erforderte eine Überarbeitung des DVWK-Merkblatts 252 zum Merkblatt DWA-M 609, welches in zwei Teile unterteilt ist. Teil 1 beschreibt Grundlagen für die Gewässerentwicklung im urbanen Raum und stellt Planung und Umsetzung als Prozess sich gegenseitig beeinflussender Nutzungen dar. Teil 2 schildert als Handbuch Maßnahmen zur Entwicklung urbaner Fließgewässer und verdeutlicht diese an ausgewählten Beispielen. Der im Juni 2009 erschienene Teil 1 des Merkblatts richtet sich vor allem an diejenigen, denen Ausbau, Unterhaltung und Gestaltung der Fließgewässer in urbanen Gebieten obliegt. Sie haben die anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe, die Gewässer als natürliche Ökosysteme auch im städtischen Umfeld zu entwickeln, wie auch die positiven Wirkungen eines Wasserlaufes für die Bewohner*innen zu stärken.

Die zwischenzeitliche Entwicklung der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnisse und die Veränderungen im politisch-administrativen und juristischen Bereich sind insbesondere geprägt durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und die Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL), deren formale, organisatorische und fachliche Umsetzung erhebliche Auswirkungen auf wasserwirtschaftliches Handeln bei Planung, Bau, Unterhaltung und Betrieb von Gewässern und Anlagen hat. Insofern sind die im Merkblatt DWA-M 609-1 (6/2009) enthaltenen Darstellungen nicht in allen Punkten aktuell und entsprechen somit nicht im vollen Umfang dem derzeitigen Stand der Fachdiskussion. Dies ist Anlass, das Merkblatt DWA-M 609-1 „Entwicklung urbaner Fließgewässer -Teil 1: Grundlagen, Planung und Umsetzung“ (Juni 2009) zu überarbeiten. Weiterhin sollen Querverweise und Begriffe vereinheitlicht, die Gliederung „nutzerfreundlicher“ gestaltet und kleinere Änderungen vorgenommen werden, die sich aus der praktischen Anwendung des Merkblatts in den vergangenen Jahren ergeben haben.

Änderungen Gegenüber Merkblatt DWA-M 609-1 (6/2009) wurden folgende Änderungen vorgenommen: 

  • Anpassung an die nationale und europäische Normung und zwischenzeitlich eingetretene Veränderungen hinsichtlich Gesetzen und Verordnungen
  • Berücksichtigung neuer Erkenntnisse im Bereich der Gewässerökologie
  • Vereinheitlichung von Querverweisen und Begriffen
  • Nutzerfreundliche Gestaltung der Gliederung
  • Präzisierungen, Klarstellungen und Verbesserungen der Verständlichkeit

Das Merkblatt wurde von der DWA-Arbeitsgruppe GB-2.2 „Urbane Fließgewässer“ (Sprecherin Dipl.-Ing. Mechthild Semrau) im Auftrag des DWA-Hauptausschusses „Gewässer und Boden“ im DWA-Fachausschuss GB-2 „Ausbau und Unterhaltung von Fließgewässern“ überarbeitet und wendet sich sowohl an die Fachleute der Wasserwirtschaft und der Landschaftsgestaltung als auch an Städtebauer*innen, Stadtplaner*innen, Architekt*innen sowie an alle Gruppen, die sich der Aufgabe widmen, in Siedlungsgebieten die dort lebenden Menschen zu Aktivitäten am und mit dem Wasser anzuregen. Das Merkblatt will aufzeigen, welche Methoden genutzt werden können, um Fließgewässer in urbanen Bereichen gleichzeitig sowohl ökologisch als auch für die dort lebenden Menschen aufzuwerten.

Frist zur Stellungnahme Das Merkblatt DWA-M 609-1 wird bis zum 31. Mai 2020 öffentlich zur Diskussion gestellt. Hinweise und Anregungen erbittet die DWA schriftlich, möglichst in digitaler Form, an Dipl.-Geogr. Georg Schrenk, schrenk@dwa.de. Für den Zeitraum des öffentlichen Beteiligungsverfahrens kann der Entwurf kostenfrei unter w w w. dwa. de/entwurfsportal eingesehen werden. Dort ist auch eine digitale Vorlage zur Stellungnahme hinterlegt. Im DWA-Shop ist er als Printversion oder als E-Book im PDF-Format erhältlich.
März 2020, 79 Seiten, ISBN 978-3-88721-928-4, Ladenpreis: 83 Euro, fördernde DWA-Mitglieder 66,40 Euro

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Über den DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz.

In Europa ist die DWA die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Regelsetzung, Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 14 000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen.

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