Schneller und reibungsloser ausgründen

Die meisten Start-ups werden in Deutschland an oder aus Universitäten heraus gegründet[1]. Das Potenzial dieser akademischen Ausgründungen ist zudem noch deutlich größer, kann aber oft nicht voll ausgeschöpft werden. Ein Grund dafür ist, dass viele Gründerinnen und Gründer aus Forschungseinrichtungen vor bürokratischen und institutionellen Hürden stehen. Oft ziehen sich Vertragsverhandlungen zwischen den Wissenschaftseinrichtungen und ihren Ausgründern über einige Monate und sind begleitet von zähen Diskussionen um die besten Konditionen sowie einem Ringen um den Ausgleich von sehr unterschiedlichen Interessen der beteiligten Partner. Um hier schneller, effizienter und professioneller zu werden, hat die TransferAllianz gemeinsam mit dem Startup-Verband bereits einen Leitfaden für die effiziente Gestaltung von Ausgründungsprozessen[2] erstellt. Nun gibt die TransferAllianz Empfehlungen für gründungsfreundliche und liquiditätsschonende Ausgründungskonditionen mit dem Ziel einer transparenten, fairen und zügigen Nutzung des Geistigen Eigentums (IP) von Wissenschaftseinrichtungen durch deren Ausgründungen.

Nach dem neuesten Startup-Monitor zählt ein wachsender Teil der deutschen Startups zu den Deep-Tech-Unternehmen. In diesem Bereich spielen Patente eine entscheidende Rolle. Zudem wird in dieser Erhebung der Gesundheitssektor als wichtigste Zukunftsbranche bewertet. Diese Entwicklung hat die TransferAllianz dazu bewegt, auf der Grundlage international erprobter und anerkannter Modelle klare standardisierte Eckpunkte zunächst für den Bereich Medical Life Sciences zu formulieren. Darin definiert sie Rahmenbedingungen für Lizenzverträge zu Patenten und anderem Geistigen Eigentum in Verbindung mit Beteiligungen der Forschungseirichtungen an ihren Ausgründungen. So wird die internationale Anschlussfähigkeit ebenso gesichert wie eine faire Partizipation aller Akteure.

Die aktuell 110 institutionellen Mitglieder des Deutschen Verbandes für Wissens- und Technologietransfer TransferAllianz bringen zusammen jährlich über 1.000 Ausgründungen hervor. Mehr als 150 Fachexperten und -expertinnen diskutieren in den Arbeitskreisen Recht, Gründung und Life Science der TransferAllianz die Gestaltung von Lizenzverträgen, das Beteiligungsmanagement und Besonderheiten im Bereich Life Sciences. Zudem orientiert sich die TransferAllianz an international agierenden Transferakteuren und -verbänden, darunter AUTM, der als weltweit aufgestellter Transferverband mit 3.000 Mitgliedern aus 800 Forschungseinrichtungen bereits Empfehlungen zu Ausgründungskonditionen herausgegeben hat. Als Vorbild dient zudem der sogenannte USIT (University Spin-out Investment Terms) Guide der TenU, einem Konsortium renommierter Universitäten, wie z. B. der University of Cambridge, der Columbia University, der University of Edinburgh, des Imperial College London, der KU Leuven, des MIT, der University of Oxford sowie der Stanford University.

Der USIT-Guide definiert einheitliche Standards und Voraussetzungen für Transparenz bei der Ausarbeitung von Investitionsbedingungen, basiert auf breiten quantitativen sowie qualitativen Datenanalysen und bildet eine hervorragende Grundlage für Universitäten, Investoren sowie Gründern und Gründerinnen, um den Technologietransfer und insbesondere die kommerzielle Verwertung von Forschungsergebnissen effizienter und erfolgreicher zu gestalten. In Anlehnung an diesen branchenspezifischen USIT Guide hat die TransferAllianz für die deutsche Wissenschaftslandschaft angepasste Eckpunkte für Konditionen im Bereich Medical Life Sciences entwickelt mit konkreten Lizenzsätzen und Beteiligungshöhen, Kriterien der Vertragsgestaltung und möglichen Vertragskomponenten.

„Diese Empfehlungen zu konkreten Rahmenbedingungen für Spin-offs ergänzen unseren Leitfaden über effiziente Ausgründungsprozesse. Mein Dank gilt insbesondere den „Vätern“ des Konzepts, Thomas Gazlig (Charité BIH Innovation) und Christian Stein (Ascenion). Die Papiere und Handreichungen der TransferAllianz dienen als Arbeitsinstrument für die Transfercommunity und sollen den Transfer in Deutschland weiter professionalisieren, Ausgründungsprozesse schneller machen sowie transparent und fair gestalten“, erklärt Axel Koch, Vorstandsvorsitzender der TransferAllianz. „Wir orientieren uns an der Charité und BIH erfolgreich an diesen international üblichen Konditionen. So konnten unsere Ausgründungen bereits über 200 Millionen Euro Risikokapital in den letzten Jahren einwerben. Darum war es uns so wichtig, diese Eckpunkte auszuformulieren und mit der TransferAllianz allen Gründungsunterstützern in Deutschland zu empfehlen“, ergänzt Thomas Gazlig, Vorstandsmitglied der TransferAllianz und Leiter von Charité BIH Innovation, dem gemeinsamen Technologietransfer von Charité und Berlin Institute of Health. Einen großen Nutzen in dem Eckpunktepapier der TransferAllianz sieht auch Mitautor Christian Stein, Geschäftsführer der Ascenion GmbH: „Wir sind derzeit an fast 40 Spin-offs beteiligt, in denen insgesamt mehrere 100 Millionen Euro Wagniskapital stecken. Mittels internationaler Benchmarks konnten wir uns gemeinsam mit den Gründern und Investoren auf marktgängige Konditionen verständigen. Die Empfehlungen der TransferAllianz helfen den Prozess noch effizienter zu gestalten.“

Das Eckpunktepapier ist auf der Webseite der TransferAllianz ver­öffentlicht.

[1] Ranking: Die besten Universitäten für Gründer 2022 (top50startups.de)

[2] IP-Prozessleitfaden_TransferAllianz_StartupVerband.pdf

Über den TransferAllianz e.V.

Die TransferAllianz e.V. ist der Deutsche Verband für Wissens- und Technologietransfer (WTT). Er vereinigt Hoch¬schulen, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Patentverwertungsagenturen und weitere Transferdienstleister zu einem bundesweiten, wachsenden Netzwerk. Über ihre rund 110 Mitglieder hat die TransferAllianz Zugang zu Erfahrungen und Forschungsergebnissen von über 250.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der öffentlichen Forschung. In den Mitgliedseinrichtungen entstehen jährlich über 1.000 neue Ausgründungen, davon ca. 25 % IP-basierte Spin-offs (Erhebung 2021). Ziel der TA-Aktivitäten ist es, den Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft und in die Gesellschaft strukturell und nachhaltig zu fördern und damit den Innovationsstandort Deutschland zu stärken

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