Barrierefreie Übergänge ins Berufsleben schaffen

Seit zwei Jahren setzt sich das Projekt „Barrieren – nein Danke! 2“ der BUS gGmbH für die Beschäftigungs- und Ausbildungschancen von jungen Frauen mit Beeinträchtigungen im ersten Arbeitsmarkt ein – so wie für Azime*. Es geht darum zu sensibilisieren, Erfahrungen zu vermitteln und Hindernisse aufzuzeigen.

Fleiß und viel Unterstützung zahlten sich aus

Azime nahm über den Zeitraum eines Jahres am Pilot- und Modellprojekt „Barrieren – nein Danke! 2“ der BUS  gGmbH teil. Ein ehemaliger Lehrer von Azime hatte sie auf das Projekt aufmerksam gemacht. Sie hat den sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ und kann deshalb keinen formalen Schulabschluss erwerben. Derzeit besucht die junge Frau eine Klasse zur Integrierten Berufsausbildungsvorbereitung (IBA) im Bereich „Ernährung und Hauswirtschaft“ an einer Oberschule. Das Projekt „Barrieren – nein Danke! 2“ unterstützte sie zusätzlich alle zwei Wochen durch Coaching und Begleitung während ihrer Betriebspraktika.
Ich habe mich mit Azime zum Interview getroffen:

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Projekt „Barrieren – nein Danke! 2“ und was habt ihr gemacht? 

Azime: „Wir haben über meinen Lebenslauf gesprochen, einen Praktikumsplatz gesucht und (Praktikums-)Bewertungen gemacht.“

Wo war denn dein letztes Praktikum? Und was hast du dort gemacht?

Azime: „Im Café Day Date. Ich habe die Tafel beschrieben, serviert, bin auch manchmal einkaufen gegangen, habe alles gemacht. Ich habe auch in der Küche gearbeitet.“

Was möchtest du gerne beruflich machen? 

Azime: „Im Café arbeiten, servieren und backen.“

Was würdest du einer Freundin in deiner Situation raten?

Azime: „Ich würde ihr helfen. Ich habe auch schon zwei Freundinnen geholfen. Wir sind durch Spandau gelaufen und haben überall nachgefragt. Dann haben sie Praktikumsplätze gefunden.“

Im Praktikum konnte Azime durch ihre Arbeit überzeugen.

Da sie eine Fachpraktikerausbildung im Service machen möchte, das Café jedoch kein Ausbildungsbetrieb ist, wurde ihr zunächst ein Aushilfsjob angeboten.

Azimes Mutter ist selbst betroffen und bekam nach 15 Jahren Arbeitslosigkeit erst über den Klageweg die Förderleistung „Unterstützte Beschäftigung“. Über diese erhielt auch sie ein Coaching und absolvierte Praktika, die sie zu ihrem jetzigen Arbeitgeber führten. „Ich unterstütze meine Tochter. Ich recherchiere viel, was es für Möglichkeiten gibt, wo sie ein Praktikum machen kann, wo sie ihren Weg finden kann“, sagt die Mutter. „Aber ohne Unterstützung durch Projekte wie ‚Barrieren – nein Danke! 2‘ kann man das Ziel nur schwer erreichen.“

Manchmal gestaltet sich der Weg schwierig

Nicht alle Teilnehmerinnen von „Barrieren – nein Danke! 2“ hatten so schnell Erfolg bei der Praktikumssuche wie Azime. Der Weg einer Teilnehmerin, die im Öffentlichen Dienst arbeiten wollte, gestaltete sich besonders schwierig. Erst nach Monaten und durch die Streuung der Bewerbung über eine interne Stelle im Senat konnte ein Praktikum für sie ermöglicht werden.

Zwei andere Teilnehmerinnen, ebenfalls mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“, die gerne in einem Hort oder Kindergarten arbeiten wollten, konnten zwar mit Unterstützung einen Praktikumsplatz finden. Ihnen ist es aufgrund ihres fehlenden formalen Abschlusses jedoch verwehrt, eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen, obwohl sie sich während des Praktikums als geeignet erwiesen. Selbst eine Anstellung als Hilfskraft lässt sich wegen des Fachkräftegebots in Berliner Kindergärten meist nicht umsetzen. Das ist eine strukturelle Diskriminierung. Zusätzlich besteht in vielen Kindergärten noch die Sorge, dass Menschen mit kognitiven Einschränkungen prinzipiell nicht für die Kinderbetreuung geeignet sind. Als Gründe werden der Kinderschutz und der zusätzliche Betreuungsaufwand für das ohnehin schon knappe Personal genannt.

Die Mehrzahl der Projektteilnehmerinnen konnte einen Betrieb finden, der an einer Übernahme interessiert ist. Der Weg, über Praktika einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden, funktioniert. In manchen Fällen braucht es jedoch sehr viel Geduld, Selbstbewusstsein und leider oft noch externe Unterstützung.

*Name von der Redaktion geändert

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