Bei schwerer Lungenentzündung kann kurzfristige Cortison-Therapie Beatmung und Tod verhindern

Die Wahrscheinlichkeit wegen einer schweren, ambulant erworbenen Lungenentzündung (englisch: community acquired pneumonia = CAP) invasiv beatmet werden zu müssen und zu sterben, kann mit einer kurzfristigen, einmaligen Hydrocortison-Infusion erheblich gesenkt werden. Das hat eine aktuell veröffentlichte Studie des französisch-belgischen Wissenschaftler-Netzwerks CRICS-TriGGERSep (Clinical Research in Intensive Care and Sepsis – Trial Group for Global Evaluation and Research in Sepsis) mit 800 Intensivpatienten ergeben, die wegen CAP zusätzlich zur Standardtherapie mit Antibiotika und unterstützenden Maßnahmen 200 mg Hydrocortison täglich für – je nach Krankheitsverlauf – 4 bis 8 Tage oder ein Scheinmedikament (Placebo) verabreicht bekamen. Anschließend wurde die Cortisontherapie über 8 bzw. 14 Tage ausgeschlichen.

Deutlich weniger Patienten sterben, Intubation seltener erforderlich

Nach 4 Wochen waren in der Hydrocortison-Gruppe deutlich weniger Patienten gestorben als in der Placebo-Gruppe (6,2 gegenüber 11,9 Prozent). Auch mussten in der Hydrocortison-Gruppe weniger Patienten intubiert werden als in der Placebo-Gruppe (18 gegenüber 29,5 Prozent). Mit Cortison benötigten die Patienten zwar mehr Insulin zur Senkung ihrer Blutzuckerwerte in der ersten Behandlungswoche, das Risiko von Magen-Darm-Blutungen oder von in der Klinik erworbenen Infektionen war aber im Vergleich zur Placebo-Gruppe nicht erhöht.

Erheblicher Nutzen überwiegt deutlich die Nebenwirkungen

„Wenn es wie bei einer schweren CAP zu massiven Entzündungsreaktionen im Lungengewebe kommt, ist Cortison unbestritten das wirksamste, antientzündlich wirkende Medikament, das wir zur Verfügung haben – und damit ein Lebensretter, mit dem sich die entzündlichen Prozesse effektiv unterdrücken lassen. Hinsichtlich möglicher, umfangreicher Nebenwirkungen von Cortison muss dessen Einsatz freilich immer kritisch abgewogen werden. Neben der Anwendungsform (als Spritze, in Form von Tabletten oder inhalativ) hängt das Ausmaß unerwünschter Nebenwirkungen ganz entscheidend auch von der eingesetzten Dosis, Anwendungshäufigkeit und Therapiedauer des gewählten Cortisonpräparats ab“, betont Dr. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. Einmalig und nur für kurze Dauer eingesetzt kann Cortison – wie die Studie belegt – das Risiko, intubiert werden zu müssen und im Krankheitsverlauf zu sterben, effektiv senken und hat dabei im Vergleich zu anderen Substanzen ähnlich starker Wirkung sogar eine niedrigere Nebenwirkungsrate.

Quelle: The New England Journal of Medicine, online seit 21.3.2023

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