Frühzeitige Audits in Apotheken: Zwischen Qualität und Belastung

Seit der Verabschiedung des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) im vergangenen Jahr hat sich in der Apothekenlandschaft eine Unruhe breitgemacht. Insbesondere bei einigen Apothekenleitungen ist der Eindruck entstanden, dass sie unüblich früh auditiert werden. Diese Entwicklung wirft Fragen auf und sorgt für Diskussionen über die möglichen Hintergründe.

Das AMNOG, das auch als Arzneiliefervertragsverordnung (ALBVVG) bekannt ist, wurde mit dem Ziel verabschiedet, die Qualität der pharmazeutischen Versorgung zu verbessern und die Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens zu stärken. Ein zentrales Element ist die Präqualifizierung von Apotheken, die sicherstellen soll, dass diese bestimmte Standards erfüllen.

In den letzten Monaten haben jedoch einige Apothekenleitungen den Eindruck geäußert, dass sie ungewöhnlich früh und häufig auditiert werden. Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob die Präqualifizierungsstellen versuchen, vor einem möglichen Wegfall der Präqualifizierung für apothekenübliche Hilfsmittel noch möglichst viele kostenpflichtige Überwachungen durchzuführen.

Die Apothekerverbände zeigen sich besorgt über diese Entwicklung und fordern Transparenz seitens der Präqualifizierungsstellen. Dr. Maria Müller, Vorsitzende des Bundesverbandes der Apotheker, äußerte sich zu dieser Angelegenheit: "Die Apotheker stehen grundsätzlich hinter den Zielen des AMNOG, aber es ist wichtig, dass die Präqualifizierung fair und transparent erfolgt. Wenn es den Anschein hat, dass Apotheken unverhältnismäßig oft und früh auditiert werden, muss dies genau untersucht werden."

Auf Anfrage erklärte die Bundesvereinigung der Präqualifizierungsstellen (BVPS), dass die frühzeitigen Audits nicht darauf abzielen, Apotheken zu schaden oder finanziell zu belasten. Vielmehr betonen sie, dass die Präqualifizierung im Interesse der Patientensicherheit und der Qualitätssicherung erfolge. Dennoch räumen sie ein, dass es in der Umsetzung möglicherweise zu Missverständnissen gekommen sei.

Das Bundesgesundheitsministerium kündigte an, die Situation genau zu prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die Präqualifizierung im Einklang mit den Zielen des AMNOG steht und für Apotheken fair und transparent erfolgt.

Insgesamt bleibt die Lage unklar, und die Diskussionen werden voraussichtlich weitergehen, während die Apotheken und Präqualifizierungsstellen versuchen, einen Ausgleich zwischen den regulatorischen Anforderungen und den Bedürfnissen der pharmazeutischen Versorgung zu finden.

Kommentar:

Notwendige Überprüfungen oder übermäßige Belastung? Die Debatte um frühzeitige Audits von Apothekenleitungen

Die Diskussion um die frühzeitigen Audits von Apothekenleitungen im Zuge des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) wirft wichtige Fragen auf, die das Gleichgewicht zwischen der Sicherung der Patientensicherheit und der Belastung von Apothekenbetrieben in den Fokus rücken.

Es ist unbestritten, dass Qualitätskontrollen in der pharmazeutischen Versorgung von entscheidender Bedeutung sind. Das AMNOG verfolgt lobenswerte Ziele, darunter die Verbesserung der Qualität pharmazeutischer Dienstleistungen und die Stärkung der Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Die Präqualifizierung von Apotheken spielt dabei eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass bestimmte Standards eingehalten werden.

Jedoch werfen die Berichte einiger Apothekenleitungen, die sich von frühzeitigen Audits belastet fühlen, legitime Fragen auf. Die Sorge, dass Präqualifizierungsstellen vor einem möglichen Wegfall der Präqualifizierung für apothekenübliche Hilfsmittel vermehrt kostenpflichtige Überwachungen durchführen könnten, ist nachvollziehbar.

Die Apothekerinnen und Apotheker verdienen Anerkennung für ihre Rolle als unverzichtbare Akteure im Gesundheitssystem. Die Transparenz seitens der Präqualifizierungsstellen ist entscheidend, um das Vertrauen der Apothekenbetreiber zu erhalten und sicherzustellen, dass die Präqualifizierung fair und objektiv durchgeführt wird.

Die Bereitschaft des Bundesgesundheitsministeriums, die Situation zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, ist ein positiver Schritt. Es ist wichtig, dass die Regulierungsmaßnahmen im Einklang mit den Zielen des AMNOG stehen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Apothekenbetreiber berücksichtigen.

In der laufenden Debatte müssen wir eine ausgewogene Perspektive wahren. Es ist im Interesse aller Beteiligten – Apotheken, Präqualifizierungsstellen und vor allem der Patienten –, eine Lösung zu finden, die die Qualität pharmazeutischer Versorgung sicherstellt, ohne die Apothekenbetreiber übermäßig zu belasten. Die Diskussion sollte konstruktiv geführt werden, um eine Win-Win-Situation für alle Parteien zu erreichen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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