„Das Sommerquartal war insgesamt zufriedenstellend, allerdings hat sich die Lage der Bau- und Ausbaubetriebe verschlechtert. Bislang konnte die nachlassende Baukonjunktur mit den in den Vorquartalen aufgebauten Auftragspolstern ausgeglichen werden. Das fällt angesichts des drastischen Rückgangs im Wohnungsbau, den wir in diesem Jahr erleben, immer schwerer und wird mittelfristig nicht ohne Folgen für Kapazitäten und Beschäftigung bleiben“, fasst Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage zusammen.
Danach rechnen mittlerweile rund 20 Prozent der Befragten im Bauhauptgewerbe mit einer schlechteren Geschäftslage, einen weiteren Auftragsrückgang erwarten sogar 40 Prozent. „Angesichts der anhaltend hohen Inflation und steigender Finanzierungskosten ist vorerst keine Trendwende sichtbar“, so Herrmann. Umso wichtiger seien Investitionen in den sozialen Wohnungsbau und Förderprogramme für private Haushalte.
Baubetriebe und Zulieferer blicken skeptisch in die Zukunft
Lagebewertungen und Erwartungen der einzelnen Branchen fallen deutlich auseinander. Zwei Drittel aller befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollern-Alb waren mit den Geschäften im zurückliegenden Sommerquartal zufrieden. Alle Branchen beurteilten ihre Lage im Vergleich zum Vorjahresquartal, das unter anderem von Lieferengpässen, steigenden Material- und Energiekosten geprägt war, positiver. Auch der Anteil der Betriebe, die unzufrieden waren, lag mit 7,7 Prozent deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals (11,4 Prozent).
Wesentlich uneinheitlicher fällt der Ausblick aus. Während sich die Gruppen Kfz-Gewerbe, Nahrungsmittel, Gesundheit und Persönliche Dienstleistungen zuversichtlicher als vor einem Jahr äußerten, verbleiben die Erwartungen der Gewerblichen Zulieferer und des Bau- und Ausbauhandwerks im negativen Bereich.
Schwächere Auftragslage
Die Aufträge und Umsätze haben sich im dritten Quartal schwächer entwickelt, bleiben aber im Jahresvergleich nahezu unverändert. Fast 30 Prozent der Befragten meldeten weniger Bestellungen und Neuaufträge, 20 Prozent verzeichneten einen Umsatzrückgang. Zwar rechnen die Betriebe zum Jahresende mit steigenden Umsätzen. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt fallen die Erwartungen in der Region zurückhaltend aus.
Gestiegene Kreditkosten und die schwächelnde Nachfrage machen sich auch bei den Investitionen bemerkbar. Jeder fünfte Betrieb gab an, seine Ausgaben für Maschinen und Werkzeuge zuletzt verringert zu haben. Daran dürfte sich in den kommenden Wochen wenig ändern. Jeder vierte Betrieb plant derzeit mit einem kleineren Budget.
Dies gilt nicht im Personalbereich. 13 Prozent der Betriebe wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei rund acht Prozent. Dennoch dürfte der Beschäftigungsaufbau im nächsten Quartal gering ausfallen. Jeder zehnte Betrieb plant mit weniger Mitarbeitern.
Die 13.800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.300 junge Menschen aus.
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