Der Sommer begann gut für das deutsche Börsenbarometer. Ende Juli erreichte der Dax ein Rekordhoch. Dann allerdings war erst einmal Schluss: Die Aussicht auf eine mögliche Rezession brachte im August und September deutliche Verluste. Dazu trug auch ein drastischer Zinsanstieg bei, der die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf fast fünf Prozent hievte. Auch die Bund-Rendite stieg an. Anfang Oktober liegt der Dax rund neun Prozent unter seinem Juli-Gipfel. Hat er damit einen Boden gefunden? Ist der Moment zum Einstieg gekommen?
„Rein statistisch gesehen sind die Kursverluste seit Sommer keine Ausreißer“, sagt Gerlinger. Von allen Börsenmonaten ist der September der schlechteste und der August der zweitschlechteste. Das zeigt eine Auswertung des Handelsblatts seit 1988, dem Geburtsjahr des Dax. Die gleiche Statistik legt nahe, dass es nun aufwärts gehen könnte. Denn Verluste im Schlussquartal sind ungewöhnlich. Im historischen Durchschnitt haben sich Oktober, November und Dezember als sehr gute Börsenmonate erwiesen. Lediglich der April schneidet im Schnitt besser ab als das herbstliche Dreiergespann.
„Vor diesem Hintergrund mag es jetzt reizvoll erscheinen, die gefallenen Kurse zum Wiedereinstieg zu nutzen“, so Gerlinger. Von der fundamentalen Seite her spricht allerdings eher wenig für einen Aufschwung. Die Zinsen liegen weiter hoch, die Bund-Rendite ist gerade wieder auf über drei Prozent geklettert – dort war sie das letzte Mal 2011. Auf der Konjunkturseite deutet alles auf eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal hin. Schwach ist insbesondere der private Konsum – die Einzelhandelsumsätze in Deutschland sind im August das dritte Mal in Folge gefallen, auch die Exporterwartungen der Unternehmen sind im Keller.
Gleichzeitig allerdings geht die Inflationsrate zügig zurück, die Leitzinsen dürften ihren Gipfel erreicht haben und die US-Konjunktur zeigt sich robuster als gedacht. Angesichts der gefallenen Kurse könnte sich der antizyklische Einstieg für risikobereite Anleger lohnen, so Gerlinger. „Schließlich sind viele der negativen Nachrichten und Erwartungen in den Kursen bereits eingepreist – die große Frage ist, ob es genug ist.“
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