„Die Verbraucher sind angesichts der Inflation und der langwierigen politischen Debatte über das Heizungsgesetz verunsichert und scheuen die Anschaffung langfristiger Konsumgüter“, stellte Kurth fest. Von der Politik seien jetzt Impulse zur Belebung der Konsumausgaben und des Bauumfelds gefragt.
Die deutschen Wohnmöbelhersteller verzeichneten den internen Erhebungen zufolge beim wertmäßigen Auftragseingang in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einen Rückgang von rund 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Polstermöbelindustrie erlitt Einbußen von rund 10 Prozent. In der Küchenmöbelindustrie lag der wertmäßige Auftragseingang um gut 2 Prozent unter dem Vorjahr. Bezogen auf die Stückzahlen stellt sich die Lage noch negativer dar.
In der Folge greifen die deutschen Möbelhersteller wieder verstärkt zum Instrument der Kurzarbeit, wie eine aktuelle Verbandsumfrage zeigt. Demnach haben aktuell 35 Prozent der befragten Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Von den Möbelproduzenten, die noch keine Kurzarbeit nutzen, planen 36 Prozent, im restlichen Jahresverlauf einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Bei der Materialversorgung, die während der Pandemie stark gestockt hatte, sei inzwischen eine Entspannung festzustellen, berichtete Kurth. Die Lieferzeiten bewegten sich wieder im regulären Rahmen von vier bis acht Wochen. Die Materialpreise seien teils rückläufig, befänden sich allerdings unverändert auf einem hohen Niveau. Verpackungsmaterialien und Logistikdienstleistungen verteuern sich dagegen weiterhin stark, wie die jüngste Umfrage zeigt. Eine erhebliche Belastung für die Unternehmen stellten zudem die hohen Energiepreise dar, so Kurth. Der Kostendruck für die Industrie bleibe weiter sehr hoch.
Von Januar bis Juni 2023 verzeichneten die rund 430 deutschen Möbelhersteller (mit mehr als 50 Beschäftigten) laut amtlicher Statistik einen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro, ein Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Dieser Rückgang spiegelt die tatsächliche Marktlage unserer Einschätzung nach nur unzureichend wider“, sagte Kurth. Ausschlaggebend für den – angesichts der schwachen Auftragslage – bisher noch vergleichsweise moderaten Umsatzrückgang seien die notwendigen Preisanpassungen, Auftragsüberhänge aus dem Vorjahr sowie statistische Effekte, etwa durch vermehrte Nachmeldungen infolge von Projektverzögerungen. Der Inlandsumsatz entwickelte sich vor dem Hintergrund des spürbaren Nachfragerückgangs mit minus 1,2 Prozent rückläufig. Der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie konnte dagegen mit plus 2 Prozent leicht zulegen.
Beim Blick auf die aktuelle Umsatzentwicklung zeigen sich erhebliche Differenzen zwischen den einzelnen Segmenten der deutschen Möbelindustrie. Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichnete die Küchenmöbelindustrie in der ersten Jahreshälfte 2023 einen Umsatzanstieg um 6,7 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro, was nach Auffassung der Möbelverbände aufgrund der genannten Sonderfaktoren jedoch deutlich überzeichnet ist. Die Hersteller von Polstermöbeln registrierten dagegen einen leichten Umsatzrückgang von 0,1 Prozent auf rund 580 Millionen Euro. Die Umsatzentwicklung beim größten Segment der Möbelindustrie – den sonstigen Möbeln (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) sowie Möbelteilen – fiel mit minus 9,6 Prozent auf 3 Milliarden Euro negativer aus als im Branchendurchschnitt. Das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – vermeldete schließlich ein deutliches Umsatzminus in Höhe von 19,3 Prozent auf rund 270 Millionen Euro. Dieser Rückgang ist neben dem Nachfrageeinbruch im zweiten Quartal auch auf statistische Sondereffekte zurückzuführen.
Anders als während der Pandemie wiesen die Investitionsgütersegmente der Möbelindustrie im bisherigen Jahresverlauf einen dynamischeren Konjunkturverlauf auf als die konsumgüternahen Segmente. Die Büromöbelindustrie registrierte mit einem Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro ein Wachstum um 8,4 Prozent. Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen um 6,6 Prozent über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro.
Der Blick auf die Auslandsmärkte spiegelt die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, der hohen Energiepreise und der Aufwertung des Euro wider. In den meisten europäischen Ländern ging der Absatz vor dem Hintergrund der hohen Inflation, der gesunkenen Kaufkraft und der abflauenden Bautätigkeit zurück. Frankreich belegt nach wie vor Platz eins im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit einem leichten Minus von 3,1 Prozent auf knapp 700 Millionen Euro, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Besonders erfreulich ist vor diesem Hintergrund die Steigerung der deutschen Möbelausfuhren in die Schweiz mit plus 7 Prozent auf rund 660 Millionen Euro. Bei den Exporten nach Österreich wurde ein Rückgang um 8,4 Prozent auf gut 510 Millionen Euro verzeichnet.
Die Exportmärkte außerhalb Europas entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf unterschiedlich. Die deutschen Möbelexporte in die USA gingen im ersten Halbjahr um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Dieser Rückgang muss vor dem Hintergrund der deutlichen Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar relativiert werden. Die deutschen Möbelexporte nach China sanken leicht um 3,8 Prozent. Dagegen entwickelten sich die Exportmärkte am Persischen Golf aus Sicht der deutschen Möbelindustrie ausgesprochen positiv. Die Ausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate legten im ersten Halbjahr um 86 Prozent zu. Das traditionelle Drehkreuz für den gesamten Nahen und Mittleren Osten wies damit die höchste Steigerungsrate unter den wichtigsten Exportmärkten der deutschen Möbelindustrie auf.
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