Delegiertenversammlung des Medienverbands der freien Presse verabschiedet eine gemeinsame Erklärung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Die Delegiertenversammlung des Medienverbands freier Presse (MVFP) hat gestern intensiv über die Chancen, Herausforderungen und Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) für die Zeitschriftenverlage diskutiert und eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. 

Die Delegierten des MVFP sind überzeugt, dass das Vertrauen in den verantwortlichen und verantwortungsbewussten Journalismus der Publikums- und Fachmedien sowie der konfessionellen Medien zu einer noch wertvolleren Währung im Mediengeschäft wird. Dieser disruptiven Veränderung durch generative künstliche Intelligenz wird der Medienverband der freien Presse offensiv und konstruktiv begegnen. 

Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des Medienverbands der freien Presse und Vorstand von Hubert Burda Media, betonte die grundsätzliche Bedeutung des Themas Künstliche Intelligenz für die Medienlandschaft: „Künstliche Intelligenz wird das Leben der Menschen unwiderruflich verändern, und sie erreicht die Welt der Verlage im Kern ihrer Wertschöpfung, also nicht wie das Internet oder das Smartphone in der Verbreitung von Inhalten, sondern in ihrer Entstehung“, erklärte Welte. Das eröffne unternehmerisch wie journalistisch neue Perspektiven, aber auch Herausforderungen. „Generative KI wird ein hoch performantes Werkzeug in der Hand verantwortungsbewusster Redaktionen werden, weil sie alle Prozesse des Arbeitens schneller und effizienter machen kann und dadurch Freiräume für journalistische Qualität schafft. Aber sie öffnet auch die Schleusen zu einer zunehmend unübersichtlichen Flut an manipulativen Inhalten auf allen medialen Kanälen.“ Der Vorstandsvorsitzende des Medienverbands der freien Presse betont die Alternativlosigkeit einer rechtlich wie ethisch verantwortungsvollen Nutzung von generativer KI in den Medien und durch Technologie nicht ersetzbare Verantwortung des Menschen: „Vertrauen wird für uns in der Welt des Journalismus, des Publizierens die wertvollste aller Währungen werden. Und unser Versprechen der ‚Verantwortlichkeit im Sinne des Presserechts‘, unsere Verpflichtung auf die Wahrhaftigkeit der Inhalte, die wir transportieren, ist das Fundament dieses Vertrauens.“

Die Erklärung spiegelt das Engagement des Medienverbandes der freien Presse wider, die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Journalismus im Rahmen klarer ethischer und rechtlicher Spielregeln zu fördern und gleichzeitig die journalistischen Werte, die Urheber und die unternehmerische Freiheit der Verlage zu schützen. 

Die Delegiertenversammlung des MVFP hat folgende gemeinsame Erklärung zu Künstlicher Intelligenz beschlossen:

Künstliche Intelligenz wird jede Dimension des menschlichen Lebens unwiderruflich verändern. Diese Veränderung erreicht die Welt der Verlage im Unterschied zu den letzten Technologiesprüngen nicht erst in der Verbreitung von Inhalten, sondern schon in deren Entstehung, also im Kern der verlegerischen Wertschöpfung. Damit eröffnet diese nächste Phase der Transformation unserer Branche – Redaktionen wie Verlagsgeschäft – ein breites Spektrum journalistischer und unternehmerischer Perspektiven und Chancen. Aber sie stellt den Journalismus der Verlage auch vor ethische und ökonomische Herausforderungen.

Wir – die im Medienverband der freien Presse verbundenen Verlage der Fachmedien, der konfessionellen Medien und der Publikumsmedien – sind davon überzeugt, dass das Vertrauen in den verantwortlichen und verantwortungsbewussten Journalismus zu einer noch wertvolleren Währung im Mediengeschäft werden wird. Als Verband wollen wir die disruptive Veränderung, die generative künstliche Intelligenz für uns bedeutet, wie jeder der früheren Phasen der Transformation offensiv und konstruktiv begegnen. Wir wollen gemeinsam Prinzipien festlegen, die für unser unternehmerisches, publizistisches Wirken und in der Vertretung unserer Interessen ethisch und rechtlich handlungsleitend sein werden. Dafür fördern wir den Austausch von Wissen und Erfahrungen zur generativen künstlichen Intelligenz unter den Verlagen, zwischen den Verlagen und der Politik und mit den großen Technologieplattformen, deren Marktmacht durch Künstliche Intelligenz weiter wachsen wird. Das enorme Innovationstempo macht es notwendig, diese Prinzipien kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

1.         Transformation

KI wird uns bei der weiteren Transformation unserer Branche unterstützen. In der Hand von verantwortlichen und verantwortungsbewussten Redakteurinnen und Redakteuren ist KI ein wertvolles Instrument, um noch besseren Journalismus zu machen – indem wir entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette schneller, besser und effizienter werden und damit Freiräume schaffen für unsere wichtigste Aufgabe: die Schaffung hochwertiger journalistischer Inhalte. Die Chancen- und Risikoabschätzungen zum Einsatz von KI in Presseverlagen basieren auf dem aktuellen Stand des Wissens. 

2.         Journalismus

Wir Verlage spielen eine unverzichtbare Rolle in jeder freien und demokratischen Gesellschaft. Unser ideelles und unternehmerisches Fundament ist die ethische und juristische Verantwortung für die von uns publizierten Inhalte. Wir sind „verantwortlich im Sinne des Presserechts“, und damit sind unsere Journalistinnen und Journalisten, unsere Autorinnen und Autoren der Fachpresse auf die Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit der von uns veröffentlichten Inhalte verpflichtet. Auf dem Weg in eine von künstlich produziertem „Content“ überflutete Medienwelt ist diese Selbstverpflichtung eine große Chance für uns Verlage, weil die Menschen zukünftig stärker nach Medienmarken suchen, denen sie vertrauen können. Unsere Marken stehen für von Menschen gemachten, verantwortungsvollen und rechenschaftspflichtigen Journalismus – und deshalb muss die letzte redaktionelle und damit verantwortliche Instanz immer bei einem Menschen liegen.

3.         Politik

Zwar sind wir Verlage zunächst selbst gefordert, die Transformation unserer Branche zu gestalten. Es gibt aber auch eine Verantwortung der Politik für eine schnelle Modernisierung unserer politischen Rahmenbedingungen, um die Zukunft der freien Presse als Grundpfeiler unserer Demokratie nicht zu gefährden. Wir setzen uns daher gemeinsam in Brüssel und Berlin für einen Rechtsrahmen ein, der Innovationen fördert, aber gleichzeitig Grundrechte wie das Urheberrecht schützt. Wir müssen auch im KI-Zeitalter die Verfügungshoheit über die Verwertung unserer Inhalte behalten, damit daraus keine Konkurrenzprodukte gegen unseren Willen entstehen können. Wenn generative KI unsere Inhalte verwertet, müssen wir hierfür angemessen vergütet werden – denn sollten KI-Anbieter unseren Journalismus ohne Lizenzen und ohne Transparenz für Trainingszwecke oder die Erstellung „eigener“ Inhalte nutzen, ist die Zukunft der freien Presse gefährdet. Die Nachweispflicht für die Verwendung von Inhalten aus unseren Medienangeboten darf nicht bei den Rechte-Inhabern verortet werden. Vielmehr muss die Beweislast auf die Anbieter von KI verlagert werden, die allein nachweisen können, welche Inhalte ihre Systeme verwendet haben und welche nicht.

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