FREEZING- WENN PLÖTZLICH NICHTS MEHR GEHT

Freezing ist ein Phänomen, das bei der Parkinson-Erkrankung auftritt und eine Gangstörung verursacht. Es wird auch als „Einfrieren“ bezeichnet, da es den Betroffenen das Gefühl vermittelt, als ob ihre Füße am Boden festkleben würden. Etwa drei Viertel der Patienten mit der typischen Form der Parkinson-Krankheit, dem idiopathischen Parkinson-Syndrom, sind von Freezing betroffen. Die Krankheit führt zum Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren, einen Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen wichtig ist.

Das Fehlen von Dopamin führt zu den charakteristischen Symptomen der Parkinson-Krankheit, wie Zittern, steifen Muskeln, verlangsamten Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen und eben Freezing. Das Phänomen entwickelt sich in der Regel allmählich im Verlauf der Krankheit. Wenn Freezing jedoch bereits zu Beginn der Krankheit auftritt, könnte es ein Hinweis auf ein anderes Parkinson-Syndrom sein und nicht auf die typische Form.

Die Wirkung der medikamentösen Behandlung von Parkinson, insbesondere der Dopamin-Ersatztherapie, kann Schwankungen unterliegen. Es gibt sogenannte „Off-Phasen“, in denen die Symptome der Parkinson-Erkrankung schlechter unter Kontrolle gebracht werden. Während dieser Off-Phasen tritt Freezing besonders häufig oder stark auf. Zum Beispiel kann es beim Losgehen an einer Ampel oder unter Zeitdruck auftreten. Auch das Umdrehen oder das Überqueren von Türschwellen können zu Blockaden führen.

Freezing löst bei den Betroffenen ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit aus. Glücklicherweise gibt es Strategien, um aus solchen Situationen herauszukommen, aber es gibt kein einheitliches Vorgehen, das für alle gleich gut funktioniert. Jeder Einzelne muss individuell lernen, diese Strategien anzuwenden und sie immer wieder zu wiederholen.

Eine effektive Methode besteht darin, sogenannte Hinweisreize zu verwenden, die von der Starre befreien können. Beispiele dafür sind leichtes Wippen auf der Stelle, das Setzen des nächsten Schritts aus dem Wippen heraus, ein leichter Klaps auf den Oberschenkel, um dem Fuß das Signal zum Heben zu geben, das Hören des Tickens einer Uhr als Taktgeber oder das innere Zählen. Das Malen oder Kleben von Strichen auf den Boden der Wohnung kann ebenfalls als Hinweisreiz dienen, um über sie hinwegzusteigen, da viele Betroffene gut in der Lage sind, Stufen zu steigen.

Es gibt auch spezielle Hilfsmittel für Parkinson-Patienten, wie einen Gehstock mit einer ausklappbaren Querleiste am Boden, die der Patient übersteigen kann, oder Rollatoren, die auf Knopfdruck eine Laserlinie auf den Boden werfen. Eine kostengünstigere Alternative besteht darin, eine gut sichtbare Kordel zwischen den unteren Rädern des Rollators zu spannen und einen kleinen Ball daran zu befestigen, gegen den man treten kann.

Angehörige können bei Momenten des Freezing unterstützend tätig werden, indem sie Verständnis zeigen und die erlernten Strategien des Patienten in Erinnerung rufen. Sie können auch als Taktgeber einspringen oder einen Fuß vor den des Betroffenen setzen und ihn auffordern, darüber hinwegzusteigen. Es ist auch wichtig, auf vermehrtes Auftreten von Freezing zu achten, da dies darauf hindeuten kann, dass die Medikamente neu eingestellt werden müssen oder nicht regelmäßig eingenommen werden.

Insgesamt gibt es verschiedene Ansätze und Hilfsmittel, um mit dem Phänomen des Freezing bei Parkinson umzugehen. Eine individuelle Anpassung der Strategien und eine kontinuierliche Unterstützung seitens der Angehörigen und des medizinischen Fachpersonals sind dabei entscheidend, um den Betroffenen zu helfen, besser mit diesem Symptom umzugehen und ihre Mobilität zu verbessern.

Über Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.
Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.
Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.
Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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