Es sind zwei Namen, die nicht nur in Münster unweigerlich miteinander verknüpft sind: Karla Völlm und Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern, kurz EMAH. Letzteres ist ein Begriff, den Völlm vor mehr als 20 Jahren selbst konzipiert hat, der heute in der Medizin etabliert ist und bis hin zum Sprachgebrauch der Deutschen Kardiologischen Fachgesellschaft gehört. „Ich empfinde Glück, Stolz und Zufriedenheit, wenn ich auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurückschaue“, sagt die Gründerin und Vorsitzende der EMAH Stiftung Karla Völlm am Tag einer besonderen Ehrung, die sie gestern am UKM (Universitätsklinikum Münster) erhielt. Erstmals gibt es am Klinikum eine Stiftertafel für eine Privatperson, die mit ihrem unermüdlichen Engagement bis heute rund sechs Millionen Euro an Spendengeldern eingeworben hat – und damit schlichtweg den Grundstein des heutigen EMAH-Zentrums gelegt hat, das in diesem Monat sein 15-jähriges Bestehen feiert. „Ohne Karla Völlm würde unsere Klinik nicht existieren“, bringt Prof. Helmut Baumgartner, Direktor der Klinik für Kardiologie III, Angeborene Herzfehler (EMAH) und Klappenerkrankungen, die Verdienste der 79-Jährigen gleich zu Beginn seiner Ansprache auf den Punkt.
Angetrieben aus persönlicher Betroffenheit heraus, als die Mutter einer im Jahr 1981 geborenen Tochter mit angeborenem Herzfehler feststellt, dass für Betroffene mit dem Übergang ins Erwachsenenalter keine Versorgungsstrukturen mehr bestehen, gründete sie die Fördergemeinschaft Zentrum für angeborene Herzfehler Universitätsklinikum Münster e.V., die 2011 in die EMAH Stiftung Karla Völlm überführt wurde. Sie setzte damit ihr Engagement fort, mit dem sie bereits ab 1989 in Sankt Augustin große Erfolge verzeichnete und das dortige Deutsche Kinderherzzentrum mitaufbaute – und damit dazu beitrug, dass die Versorgung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern stark verbessert wurde, sodass die Überlebensrate heute bei etwa 90 Prozent liegt. Solche Meilensteine in der Medizin folgten anschließend für eben genau diese aus dem Kindesalter erwachsenen Betroffenen. „Die Versorgung der EMAH-Patienten ist in Deutschland heute weitestgehend sichergestellt“, resümiert Völlm, die 2008 für ihren Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, zufrieden. „EMAH ist in der Medizin zu einem Begriff geworden.“
In Münster ist ihr Einsatz vor allem in zwei große Phasen zu unterteilen, wie Helmut Baumgartner in seiner Rede anlässlich der beiden Jubiläen und der Ehrung hervorhebt: Die erste Phase war stark auf die Entwicklung der Infrastruktur ausgerichtet, reichte von baulichen Maßnahmen bis hin zur Beschaffung von Kardio-MRT- und Ultraschallgeräten. „Frau Völlm hat fünf Jahre intensive Vorarbeit geleistet, bis im Mai 2008 dann das EMAH-Zentrum am UKM offiziell eröffnet wurde“, so der Klinikdirektor. „Allein 3,3 Millionen Euro an Spendengeldern sind bis 2011 investiert worden, danach hat sich unser Klinikbetrieb selbst getragen und seitdem werden wir durch die Stiftung vor allem bei der Forschungsförderung unterstützt.“ Ebenso wurden in den vergangenen Jahren Professuren und diverse Stipendienplätze durch die finanzielle Unterstützung ermöglicht.
Auch bei den weiteren Reden wird an diesem Mittwoch schnell klar, wie eng die beiden Jubiläen miteinander verbunden sind: Mit zwei Ärzten hat die Arbeit im EMAH-Zentrum begonnen, heute sind es 15 Ärztinnen und Ärzte, vier Medizinische Fachangestellte, hinzukommen eine wissenschaftliche Koordinatorin sowie die Klinikdirektion. Mit mehr als 6500 Ambulanzkontakten und über 1600 stationären Patientinnen und Patienten pro Jahr bildet das münstersche Zentrum neben Berlin und München das Spitzentrio in Deutschland, was unter anderem die Besuche von Landesinnovationsminister Andreas Pinkwart (2009) sowie den Bundesgesundheitsministern Daniel Bahr (2013) und Jens Spahn (2019) unterstreichen. Auch international hat sich die Klinik des UKM nicht zuletzt durch das große Forschungsengagement einen hervorragenden Ruf erarbeitet.
Und Karla Völlm? Die sieht ihre Mission noch längst nicht beendet. Im Fokus ihrer Arbeit soll „weitere translationale Forschung“ stehen, kündigt sie an, also die Verbindung der Grundlagenforschung mit der praktischen Anwendung von Forschungsergebnissen in der Patientenversorgung. Außerdem steht eine Nachfolgeregelung für den Stiftungsvorsitz an. Ein Thema, an dem sie aktuell schon arbeitet – das für alle der rund 70 anwesenden Gäste an diesem Ehrentag jedoch eine untergeordnete Rolle spielt. Denn der gehört allein der Mäzenin selbst.
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