Ziel eines ISK sei es, Kinder und Jugendliche wirksam vor sexueller Gewalt zu schützen, so Gall. Natürlich wolle die Kirche dies aus sich selbst heraus, „aber als Kirche sind wir auch ein Spiegel der Gesellschaft, in der wir leben, und damit auch mit den Problemen der Gesellschaft um uns herum konfrontiert“, so Gall weiter. „Wir müssen als Kirche lernen, welche Faktoren in unserem Gemeindeleben diese sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen begünstigen.“ Dies sei ein schmerzhafter Prozess, der erfordere, lieb gewordene Gewohnheiten ergebnisoffen zu hinterfragen.
Risikoanalyse als neues Angebot
Zentraler Bestandteil der Entwicklung eines Schutzkonzepts für Kinder und Jugendliche in Kirchengemeinden ist die Analyse bestehender Schutz- und Risikofaktoren, kurz Risikoanalyse genannt. Auf der neuen Website können Gemeinden und Gruppen kostenfrei eine moderierte Risikoanalyse durchführen. Sie ist vergleichbar mit einer sorgfältigen Bestandsaufnahme und untersucht und beschreibt, ob in einer Gemeinde oder Gruppe Schwachstellen bestehen, die sexuelle Gewalt ermöglichen oder sogar begünstigen. In dieser digitalen Version werden auch Textbausteine zur Verfügung gestellt, und am Ende des Prozesses wird ein PDF-Dokument ausgegeben, das an die zuständigen Personen und Stellen (u.a. Jugendamt) weitergegeben werden könne. „Wer ein passgenaues Schutzkonzept erstellen will, muss wissen, welche Schutz- und Risikofaktoren in der Gemeinde oder Gruppe vorhanden sind“, heißt es in der Beschreibung auf der Website. Die Ergebnisse der Risikoanalyse würden zeigen, welche konzeptionellen, strukturellen oder personellen Verbesserungen hinsichtlich des Schutzes vor sexueller Gewalt erforderlich seien und umgesetzt werden müssten.
Arbeitshilfe Schützen & begleiten
Auf der Website schutzkonzept-adventisten.de/material/ ist auch die Arbeitshilfe Schützen & begleiten als Download erhältlich. Sie ist ein praxisorientierter Leitfaden, um ein Schutzkonzept passgenau für die eigene Gruppe oder Gemeinde auszuarbeiten. Darin werden konkrete Schritte beschrieben, wie ein Schutzkonzept entwickelt werden kann.
Buchveröffentlichung Sexueller Gewalt begegnen
Im Advent-Verlag, Lüneburg, ist im letzten Jahr das Buch Sexueller Gewalt begegnen – Sind unsere Gemeinden ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche? erschienen, das gemeinsam mit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland herausgegeben wurde. Neben Begriffsbestimmungen, Informationen, Zahlen und Fallbeispielen bietet das Buch Einsichten darüber, welche Werte sexuellen Missbrauch fördern oder ihm vorbeugen. Auch deckt es Täterstrategien auf und zeigt, was geschehen sollte, um Kinder stark zu machen und sexuelle Gewalt zu verhindern. Mehr dazu in einem Filmclip unter https://youtu.be/nFV_Ys6fV8g
Broschüre für Kinder: Wenn ich mal nicht weiterweiß …
RPI und SGb haben das Kinderschutz-Heft Wenn ich mal nicht weiterweiß … herausgegeben. Das Heft soll schulpflichtigen Kindern im Einflussbereich der Freikirche helfen, gesund und beschützt heranzuwachsen – gerade dann, wenn sie sich von Erwachsenen bedrängt fühlen. Im Heft werden diffuse Gefühle sowie mehrdeutige Situationen thematisiert, die für ein Kind schwierig einzuordnen sind. Den Kindern wird erläutert, dass Erwachsene sich im Umgang mit Kindern an Regeln halten müssen und dass es Kinderrechte gibt, auf die sie sich berufen können.
Das Heft ist unter der Website sexueller-gewalt-begegnen.de/materialien/downloads kostenlos herunterzuladen. Dort sind auch andere Materialien als Download erhältlich.
Die Maiausgabe der Kirchenzeitschrift Adventisten heute gibt es unter advent-verlag.de/media/pdf/26/78/6a/AH_2023_05.pdf kostenlos als Download. Der erwähnte Artikel zum Institutionellen Schutzkonzept befindet sich auf den Seiten 20–21.
Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“
In Deutschland hat die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten seit Dezember 2009 Richtlinien und einen Verhaltenskodex für alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/-innen beschlossen. Im Juni 2010 wurde durch die Freikirche der unabhängige Fachbeirat „Sexueller Gewalt begegnen“ berufen, der sich einerseits um die Erstellung von Materialien kümmert und andererseits in konkreten Fällen angesprochen wird, diese entsprechend seiner ihm übertragenen Kompetenz aufzuarbeiten. Weitere Infos unter http://sexueller-gewalt-begegnen.de/. Ein Filmporträt des Fachbeirats ist unter folgendem Link zu sehen: https://youtu.be/l_10cc-DRrk zu sehen. Die gebührenfreie Nummer des Hilfstelefons, bei dem sich Betroffene oder solche, die eine betroffene Person kennen, melden können, lautet: 0800 5015 007; E-Mail: missbrauch@adventisten.de
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