„Wir sind uns unserer Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel bewusst und steigen daher mit dem schnellsten und höchsten Angebot seit Jahrzehnten in die Tarifrunde ein. Das Angebot weist mit einer Kombination aus Grundlohnerhöhung und Inflationsausgleichsprämie ein Gesamtvolumen aus, das höher ist als jeder einzelne Tarifabschluss der vergangenen Dekade. Wir zeigen damit, dass wir ernsthaft nach einer Lösung suchen, die die Bedürfnisse der Beschäftigten und die wirtschaftlichen Zwänge von Unternehmen in unserer Branche zum Ausgleich bringt“, sagte Philip Merten, Vorsitzender der Tarifkommission.
„Aber allein mit tariflichen Mitteln werden wir die Folgen der Inflation nicht auffangen können“, so Merten weiter. „Nur im Zusammenwirken von Staat, Unternehmen und Tarifpolitik kann den Beschäftigten wirksam geholfen werden. Um die Folgen des Kaufkraftverlustes zu bewältigen, kann man sich nicht allein auf die Tarifentwicklung stützen, das würde nur die Inflation erheblich anheizen und führt für alle Beteiligten und darüber hinaus auch für die gesamte Gesellschaft nur zu weiteren Schäden. Sowohl die aktuellen staatlichen Hilfsleistungen als auch die fortwährenden Anstrengungen der Unternehmen sind mit ins Kalkül zu ziehen. So haben viele Handelsunternehmen seit Beginn der Krise die enorm gestiegenen Erzeugerpreise, soweit sie konnten, von den Verbrauchern ferngehalten. Das ging bereits deutlich auf Kosten ihrer Ertragskraft. Wir sehen darin einen nicht zu unterschätzenden gesellschaftlichen Beitrag der Branche, der allen zugutekommt. Und weil die Inflationsbekämpfung das beste Mittel gegen den Wohlstandsverlust ist, haben wir die genau dafür konzipierte Inflationsausgleichsprämie in unser Angebot eingebaut. Sie wirkt besonders stark, weil sie ohne Abzüge beim Mitarbeiter ankommt. Sie hat fraglos eine Überbrückungsfunktion und bringt uns zunächst ohne Zukunftshypothek aus der Krise. Das eröffnet auch für künftige Tariferhöhungen Handlungsspielräume.“
„In einer Zeit, in der vergleichsweise viele prominente Einzelhandelsunternehmen wie zum Beispiel Peek&Cloppenburg oder der Biomarkt Basic von den gestiegenen Kosten überrollt worden sind und Insolvenz anmelden müssen, ist Besonnenheit und verantwortliches Handeln das Gebot der Stunde“, heißt es aus dem Handelsverband. „Nur so kann gewährleistet werden, dass nicht noch mehr Unternehmen Insolvenz anmelden und Arbeitsplätze streichen müssen“.
Dass die Lage des Einzelhandels aktuell äußerst prekär ist, lässt sich gut an zahlreichen Kennzahlen ablesen. So berichtete das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) von steigenden Gesamtzahlen an Insolvenzen. Waren in den vergangenen Monaten noch überwiegend Industriearbeitsplätze, sind inzwischen auch vermehrt Firmen und damit Arbeitsplätze im Einzelhandel von diesem Trend betroffen. Die Zahl der damit konfrontierten Beschäftigten liegt laut IWH fast doppelt so hoch wie im Februar-Durchschnitt der Vorkrisenjahre.Bereits während der Pandemie hatte sich die Eigenkapitalquote im Einzelhandel aufgrund der Umsatz- und Ertragsausfälle laut KFW drastisch verschlechtert. Durch die explodierenden Kosten hat sich die Situation in Sachen Eigenkapital in den letzten 12 Monaten weiter zugespitzt. Die Handelsunternehmen stehen schlechter da als vor der Krise. Auch diese Tatsache verschärft die ohnehin seit Monaten schwierige Lage des Einzelhandels weiter und sorgt dafür, dass die Existenz vieler Unternehmen akut in Gefahr ist. Hinzu kommt, dass die Verbraucherstimmung nach wie vor weit vom Vorkrisenniveau entfernt ist, so dass eine grundsätzliche Entspannung der prekären Situation des Einzelhandels nicht absehbar ist. Das zeigt das monatliche HDE-Konsumbarometer.
„Die Lage des Einzelhandels ist und bleibt auch auf absehbare Zeit mehr als angespannt. Viele Unternehmen stehen kurz vor dem unternehmerischen Abgrund. Bei Lohnforderungen ist also Augenmaß gefragt und ein Interessensausgleich zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite wichtig. Eine Lohnforderung von 15 %, wie sie ver.di für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im baden-württembergischen Einzelhandel fordert, ist davon weit entfernt und übersteigt die prognostizierte Inflation deutlich. Allein die aktuellen Entgeltforderungen von ver.di würden im Einzelhandel zu einer Kostensteigerung im Milliardenbereich auf Arbeitgeberseite führen. Den überaus wichtigen Interessensausgleich befördern wir mit unserem für die Branche extrem herausfordernden Angebot. Die Lösung hätte heute schnell am Verhandlungstisch erreicht werden können“, ergänzte Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg.
Gut zu wissen: Die Tariflöhne im Einzelhandel sind seit 2012 in fast jedem Jahr stärker gestiegen als die Inflationsrate. Im gesamten Zeitraum gab es – trotz der Rekordinflation im letzten Jahr – einen Reallohnzuwachs von 4,8 Prozent bei den Tarifbeschäftigten im Einzelhandel.
Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden-Württemberg.
Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro.
Der HBW ist eingebettet in ein kompetentes Netzwerk, bestehend aus: dem Dachverband des Einzelhandels in Berlin (HDE), der HDE-Außenstelle in Brüssel, den Bundesfachverbänden und den übrigens Landes- und Regionalverbänden in Deutschland.
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