Angeschlagene Märkte: Die Erinnerung an die Krise kehrt zurück

Im März wurden die Märkte nach einem selbstgefälligen Jahresbeginn wachgerüttelt. Auslöser war der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und anderer US-Regionalbanken, gefolgt von der Credit Suisse in Europa. Die Neubewertung der Renditen und die Veränderung der Markterwartungen hinsichtlich der Maßnahmen der Zentralbanken waren sowohl in den USA als auch in Europa massiv. Die Volatilität an den Anleihemärkten erreichte den höchsten Stand seit der großen Finanzkrise, während die Volatilität an den Aktienmärkten ebenfalls in die Höhe schnellte, allerdings in geringerem Maße.In nächster Zukunft sollten Investoren unserer Meinung nach die folgenden Faktoren berücksichtigen:

  • Systemische Risiken: Wir sind nicht der Auffassung, dass wir vor einer systemischen Krise stehen, da die Banken in den USA und in Europa im Vergleich zu 2008 in einem viel besseren Zustand sind und strengeren Vorschriften unterliegen. Die Bestätigung der europäischen Aufsichtsbehörden, dass sie nicht beabsichtigen, die Kredithierarchie zu ändern, sollte die Märkte unterstützen – der Schweizer Fall ist sehr spezifisch.
  • Wirtschaftswachstum unter erschwerten Bedingungen: Die jüngsten Ereignisse bedeuten, dass die Landung der Wirtschaft härter ausfallen könnte als bisher erwartet. Die Kreditverknappung dürfte sich auf das Wachstum auswirken und auch bestimmen, wie ausgeprägt die Rezession sein wird. Die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft sollte zwar global gesehen helfen, aber nicht ausreichen, um die Rezession in den USA auszugleichen.
  • Zentralbankmaßnahmen bei anhaltender Inflation: Das rasche Handeln der Zentralbanken zur Stabilisierung der Märkte zeigt, dass sie diese Turbulenzen ernst nehmen, während sie sich gleichzeitig weiterhin auf die Inflation konzentrieren. Sie werden nun noch stärker von den Daten abhängig sein, mit wenigen oder gar keinen Leitlinien für ihre Politik. Dies wiederum wird die Volatilität der Anleihen auf hohem Niveau halten, da die Inflation immer noch über den Zielwerten liegt.
  • Auswirkungen auf die Schwellenländer: Die Schwellenländer sind von der oben erwähnten Volatilität betroffen, aber der Wachstumsvorteil der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern dürfte bestehen bleiben. Selektivität wird in einem anfälligeren Marktumfeld aller Voraussicht nach entscheidend sein.

Angesichts dieses zunehmend riskanten Umfelds bleiben wir bei unserer vorsichtigen Haltung und berücksichtigen dabei insbesondere folgende Punkte:

  • Anlageklassen-übergreifende Perspektive: Hier hatten wir zur besseren Absicherung unsere bereits positive Einstellung zur US-Duration vor dem jüngsten Renditerückgang erhöht. Die Duration ist ein Maß für die Zinssensitivität von Anleihen. Bei Hochzins-Unternehmensanleihen sind wir zunehmend zurückhaltend. Bei den eher risikobehafteten Anlagen bleiben wir bei Aktien defensiv, wobei wir weiterhin China bevorzugen. Sowohl bei Aktien als auch bei Unternehmensanleihen favorisieren wir weiterhin qualitativ hochwertige Titel. Wir sind außerdem der Meinung, dass Investoren ihre Absicherungen bei US-Aktien verbessern und durch Gold gut diversifiziert bleiben sollten. Beim Öl sind wir angesichts des sichverlangsamenden Wirtschaftswachstums taktisch neutral geworden.
  • Anleihen: Die Bewegungen an den Zinsmärkten waren sehr stark, zunächst aufgrund der hohen Inflationswerte und dann aufgrund der Flucht in die Sicherheit infolge der Bankenturbulenzen. Wir bleiben aktiv und behalten eine neutrale bis positive Einstellung zur Duration bei US-Anleihen bei, während wir bei der Duration in Europa eine leicht defensive Haltung einnehmen. Bei Unternehmensanleihen konzentrieren wir uns auf qualitativ hochwertige Titel und meiden stark fremdfinanzierte Unternehmen sowohl in der EU als auch in den USA, während wir bei Hochzinsanleihen (High Yield) vorsichtig bleiben. Insgesamt halten wir das europäische Bankensystem für robust und sind der Meinung, dass die derzeitige Neubewertung Chancen bei Titeln mit soliden Kapitalpositionen und Governance-Standards bieten könnte.
  • Aktien: Wir sind schon seit geraumer Zeit vorsichtig, weil wir die übertriebenen Bewertungen für bedenklich halten. Die jüngste Volatilität in den USA und Europa ist nach unserer Auffassung zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Märkte selbstzufrieden waren. Wir sind der Meinung, dass die Investoren darauf abzielen sollten, von der bisher starken Performance in Segmenten wie z. B. zyklischen Werten zu profitieren, und dass sie nun in Erwägung ziehen sollten, sich defensive Bereiche mit attraktiven Bewertungen und starkem Ertragspotenzial anzusehen. Da die Inflation weiterhin über den Zielvorgaben der Zentralbank liegt, bevorzugen wir andererseits dividendenstarke Aktien, die das Einkommen der Investoren steigern können. Und schließlich bekräftigen diese Turbulenzen unsere Haltung gegenüber Qualität, wobei wir zu Value-Titeln tendieren und Nicht-US-Banken bevorzugen, dabei aber einen hohen Selektionsgrad beachten.
  • Schwellenländer: Die risikoaverse Stimmung betraf die Emerging Markets vor allem bei den Hartwährungs-Anleihen, die sich in letzter Zeit gut entwickelt hatten, während Lokalwährungs-Anleihen robust zu sein scheinen. Da sich das Wachstumsgefälle zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern sowie der schwache Dollar positiv auf die Schwellenländer auswirken, liegt unsere Priorität auf der Titelauswahl. In Lokalwährung gefallen uns Mexiko, Kolumbien, Südafrika und Indien. Wir schätzen auch Länder wie Thailand, wo der Erhöhungszyklus fast abgeschlossen sein dürfte. Bei den Aktien sind wir für China positiv gestimmt, haben aber unsere positive Haltung gegenüber Brasilien zurückgenommen.

Die Global Investment Views für Februar können Sie über hier abrufen oder Sie im Amundi Research Center.

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