Erste DRV-Ernteschätzung 2023: Reduzierte Anbauflächen führen zu kleinerer Ernte

Der Trend zu rückläufigen Getreideernten in Deutschland wird sich nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) auch im Jahr 2023 fortsetzen. Der Verband geht in seiner ersten Ernteprognose für dieses Jahr von einem Ergebnis in Höhe von 42,7 Millionen Tonnen aus. Das ist ein Minus von knapp zwei Prozent zum Vorjahr. „Erntemengen von bis zu 50 Millionen Tonnen, wie wir sie noch vor einigen Jahren bei optimalen Witterungsbedingungen hatten, gehören eindeutig der Vergangenheit an“, erklärt DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler. Ursächlich hierfür sind insbesondere stetig abnehmende Anbauflächen. Seedler: „In diesem Jahr dürfte die Getreideanbaufläche erstmalig unter sechs Millionen Hektar liegen.“

Beitrag Deutschlands zur weltweiten Getreideversorgung sinkt

Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine und einer insgesamt knappen Getreideversorgung bewertet Seedler den anhaltenden Trend der Flächeneinschränkung kritisch: „Letztendlich geht es um die Frage, welchen Beitrag Deutschland auf Dauer zur weltweiten Versorgung mit Getreide leisten will“, so Seedler. Er führt aus: „Das von der Bundesregierung verfolgte Ziel der Extensivierung, die Pläne zur weiteren Reduzierung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie die Ausweitung des Ökolandbaus werden die Erntemengen weiter signifikant reduzieren.“ Allein durch eine Ausweitung des Ökolandbaus auf 30 Prozent errechnet der DRV eine geringere Erntemenge von bis zu vier Millionen Tonnen Getreide. Seedler: „Wir brauchen dringend ein Gesamtkonzept, wie der Getreideanbau in Deutschland so weiterentwickelt werden kann, dass er den gesellschaftlichen Ansprüchen genügt und gleichzeitig die Versorgung sicherstellt.“

Flächenverlust hat viele Gründe

Rund 30.000 Hektar Ackerland gehen nach DRV-Schätzung pro Jahr für Siedlungen und Straßen verloren. Hinzu kommt, dass vermehrt Flächen für Photovoltaikanlagen sowie ökologische Maßnahmen genutzt werden. Darüber hinaus gibt es in diesem Jahr größere Verschiebungen zwischen den einzelnen Ackerfrüchten, die zulasten des Getreides gehen: So wurde die Anbaufläche für Raps um zirka 80.000 Hektar ausgedehnt. Der DRV rechnet bei dieser Kultur derzeit jedoch nicht mit den Spitzenerträgen des letzten Jahres und erwartet eine Erntemenge auf Vorjahresniveau (4,2 Millionen Tonnen). Auch die Anbaufläche für Silomais wird nach Einschätzung des DRV in diesem Jahr deutlich zulegen. „Im Jahr 2022 fiel die Ernte wegen der Trockenheit enttäuschend aus, sodass nach dem Winter nun die Futtervorräte nahezu aufgebraucht sind und folglich mehr Fläche benötigt wird“, betont Seedler.

Anbaufläche für Sommergetreide rückläufig

Der DRV rechnet mit einem Rückgang der Haferfläche um 17 Prozent auf 133.000 Hektar. Beim Körnermais wird ein Rückgang der Anbauflächen um 11 Prozent auf 406.000 Hektar erwartet, die Aussaatfläche von Sommergerste dürfte um gut 12 Prozent auf rund 325.000 Hektar sinken. Allerdings muss bei dieser Getreideart berücksichtigt werden, dass bereits zahlreiche Flächen im Herbst mit Sommerbraugerste bestellt wurden. „Diese Flächen fallen in der Statistik jedoch unter die Wintergerste“, ergänzt Seedler.

Details zur Schätzung: Siehe Tabellen (PDF im Anhang)

Hier gelangen Sie zum Video-Interview zur Ersten DRV-Ernteschätzung mit Guido Seedler.

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