Das "Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).
„Durch die neuen Versorgungsverträge und die Kostenübernahme können krebskranke Kinder in Deutschland, die einen Rückfall erleiden, eine Krebsdiagnostik nach dem neuesten Stand der Technik erhalten“, freut sich Olaf Witt, Direktor am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), Leiter der Klinischen Kooperationseinheit pädiatrische Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).
Krebskranke Kinder und Jugendliche mit einem Rückfall sind besonders gefährdet. Die Krebszellen sind dann oft schon resistent gegenüber den üblichen Standardbehandlungen wie Chemo- und Strahlentherapie und die Chancen auf eine Heilung stehen schlecht. Dies betrifft etwa 20 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Helfen könnten moderne Behandlungsmethoden wie Immuntherapien und zielgerichtete Therapien, die ganz bestimmte molekulare und genetische Schwachstellen der Krebszellen angreifen. „Doch um abschätzen zu können, welche der spezifischen Therapeutika möglicherweise anschlagen, ist eine umfangreiche molekulargenetische Diagnostik und Beratung notwendig, die bislang nicht zur Regelversorgung gehört“, erklärt David Jones, Koordinator von INFORM und Forschungsgruppenleiter am KiTZ und DKFZ.
Insgesamt 55 gesetzliche Krankenkassen, die auf der Website des DKFZ gelistet sind, übernehmen jetzt die Kosten für die molekularen Tumoranalysen der Registerstudie INFORM (INdividualized Therapy FOr Relapsed Malignancies in Childhood), in die krebskranke Kinder bei einem Rückfall oder mit einer Hochrisikoerkrankung eingeschlossen werden können.
„In dieser Situation geht es um Qualität und Schnelligkeit, die bei den INFORM-Analysen durch die Verbindung von hervorragender wissenschaftlicher Expertise und langjähriger Erfahrung in der komplexen Analytik gewährleistet werden“, sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. „Die Schnelligkeit ist besonders wichtig, weil Tumore bei Kindern oft schneller wachsen und aggressiver sind als bei Erwachsenen“, betont Reimann.
„Durch das INFORM-Genomsequenzierungsprogramm für Kinder mit Krebs ist es möglich, molekulare Angriffsziele zu identifizieren, durch die sich neue individuell zugeschnittene Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. Ziel ist es, die Überlebenschancen der jungen Patientinnen und Patienten zu verbessern“, erklärt Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbandes. „Wir haben den Versorgungsvertrag mit verhandelt, um den betroffenen Kindern und ihren Eltern die beste verfügbare Diagnostik und Therapieempfehlung zugänglich zu machen“, betont Franz Knieps.
INFORM ist ein in Europa bislang einzigartiges Programm, des DKFZ und des UKHD, das am KiTZ seit dem Jahr 2015 molekulargenetische Krebsanalysen für Kinder und Jugendliche ermöglicht. Finanziert wurden die Analysen bislang durch Drittmittel, private Spenden und zeitweise auch durch Projektförderung des Bundeministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Ärztinnen und Ärzte können die Tumorproben ihrer Patientinnen und Patienten nach Heidelberg schicken. Dort wird das Tumorgenom entschlüsselt und nach therapeutischen Angriffsstellen durchsucht.
Neben den molekularen Tumoranalysen werden in INFORM zusätzliche Analyseverfahren entwickelt, wie beispielsweise Laborversuche, die dabei helfen, ein wirksames Medikament zu identifizieren. Gewebeproben der jungen Patienten wachsen im Labor zu Minitumoren heran. An diesen Minitumoren werden dann etwa 80 Medikamente getestet, die klinisch verfügbar sind und daher unmittelbar zur Behandlung eingesetzt werden können. Insgesamt vier Wochen dauert es, bis alle INFORM-Daten für eine mögliche Therapieempfehlung vorliegen und durch ein interdisziplinäres Tumorboard mit Expertinnen und Experten aus der Kinderonkologie, Humangenetik, Bioinformatik, Molekularbiologie, (Neuro-)Pathologie und für klinischen Studien bewertet werden. Auch der behandelnde Arzt nimmt daran teil, um den betroffenen Familien anschließend eine Empfehlung geben zu können. In einigen Fällen führen die INFORM-Ergebnisse u.a. auch zu einer Korrektur der Diagnose oder identifizieren erbliche Formen einer Krebserkrankung, die mit einem familiären Risiko einhergehen. Die Empfehlung kann beispielsweise die Teilnahme des Patienten an einer klinischen Studie sein. Wenn das nicht möglich ist, können auf Basis der Ergebnisse auch Einzelheilversuche als Behandlung in Frage kommen.
Im INFORM-Konsortium haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von KiTZ, DKFZ und UKHD mit der Studiengruppen der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zusammengeschlossen und arbeiten eng mit den kinderonkologischen Zentren in Deutschland zusammen. Seit dem Jahr 2015 wurden mehr als 2.500 krebskranke Kinder und Jugendliche von 100 Zentren aus 13 Ländern in das INFORM Programm aufgenommen. „Eine Weiterführung der INFORM-Leistungen wäre in dieser Form ohne die Kostenübernahme der beteiligten Krankenkassen nicht möglich gewesen“, sagt Witt. „Wir hoffen, dass sich weitere Kassen anschließen und ihren Versicherten ebenfalls die INFORM-Leistungen ermöglichen werden.“
Für die Entwicklung weiterer Diagnostikarme, wie beispielsweise der Medikamententestung, und den Ausbau länderübergreifender Strukturen für krebskranke Kinder aus anderen Ländern, wird das Projekt auch weiterhin auf Spenden angewiesen sein. „Wir bedanken uns daher auch ganz herzlich bei allen Förderern von INFORM, die es überhaupt ermöglicht haben, dieses einzigartige Programm ins Leben zu rufen, so dass es nun ein Teil der Regelversorgung wird.“
Das Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ)
Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine kinderonkologische Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universitätsklinikums Heidelberg und der Universität Heidelberg. Wie das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, das sich auf Erwachsenenonkologie konzentriert, orientiert sich das KiTZ in Art und Aufbau am US-amerikanischen Vorbild der so genannten "Comprehensive Cancer Centers" (CCC). Das KiTZ ist gleichzeitig Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Es verfolgt das Ziel, die Biologie kindlicher Krebs- und schwerer Bluterkrankungen wissenschaftlich zu ergründen und vielversprechende Forschungsansätze eng mit der Patientenversorgung zu verknüpfen – von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge. Krebskranke Kinder, gerade auch diejenigen, für die keine etablierten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, bekommen im KiTZ einen individuellen Therapieplan, den Experten verschiedener Disziplinen in Tumorkonferenzen gemeinsam erstellen. Viele junge Patienten können an klinischen Studien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu neuen Therapieoptionen. Beim Übertragen von Forschungserkenntnissen aus dem Labor in die Klinik übernimmt das KiTZ damit Vorbildfunktion.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt.
Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum-heidelberg.de
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