Klimakrise, Verlust der Biodiversität, wachsende Müllberge, schwindende Ressourcen: Unser gemeinsames Zuhause steckt in einer tiefen Krise. Die Forschung sagt uns, was wir für den Aufbau einer nachhaltigen Gesellschaft tun müssen: den Ressourcenverbrauch auf die Tragfähigkeit des Planeten begrenzen, Materialien in der Technosphäre zirkulieren lassen und nachhaltige Stoffkreisläufe mit erneuerbarer Energie versorgen. Die Bedingungen, Wege und Möglichkeiten sind jedoch nicht sehr greifbar.
Um das zu ändern, suchten sich Forschende der Empa ganz besondere Kollaborationspartner: Schulkinder. Begleitet von der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) wollen sie gemeinsam mit Primarschülerinnen und -schülern Visionen für eine nachhaltige Zukunft entwickeln und in einem illustrierten Kinderbuch festhalten. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt das Projekt namens «Co-Kreation einer zirkulären Zukunft» im Rahmen des Agora-Programms zusammen mit dem Haushaltsgerätehersteller V-Zug und dem Wirtschaftsverband SWICO.
«Wenn man Erwachsene nach Lösungen für die Zukunft fragt, bekommt man tausend Gründe, warum dieses oder jenes nicht funktionieren wird. Fragt man hingegen Kinder, bekommt man tausend Ideen», erklärt Harald Desing, Initiator des Projekts im «Technology & Society Laboratory» der Empa, seine Motivation. Die Idee, seine Forschung mit der Kreativität der Kinder zu kombinieren, kam dem zweifachen Vater während des Lockdowns. «Ich ärgerte mich, dass die Kinderbücher meiner Söhne fast ausschliesslich die Welt von gestern darstellten», so der Forscher. Also beschloss er, die Vorstellungskraft, Offenheit und Kreativität der Kinder mit dem Wissen der Empa-Forschenden über biophysikalische Grenzen zu kombinieren.
In gemeinsamen Workshops im Frühjahr erarbeiten Kinder, Forschende und Bildungsfachleute die Visionen. Die Designerin und Künstlerin Maya Ivanova setzt sie anschliessend in eine visuelle Geschichte zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft um. Damit das Kinderbuch auch in den Schulunterricht eingebunden werden kann, entwickelt die PHSG entsprechendes Begleitmaterial. «Wir wollen nicht die Zukunft vorhersagen, sondern Denkanstösse liefern», präzisiert Desing. Und zwar in beide Richtungen: Die Visionen der Kinder könnten dabei auch neue Impulse für die Forschung bringen.
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