Hermann Hippers ist die Schwere seiner Erkrankung äußerlich nicht anzumerken. Der 61-Jährige steht mitten im Leben – trotz der Diagnose Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom). Im Juni vergangenen Jahres fing es mit wochenlangen Schluckbeschwerden an. Nach einer Magenspiegelung mit der Diagnose Speiseröhrenkrebs, bestand schneller Handlungsbedarf. Chemotherapie und Strahlenbehandlung folgten innerhalb weniger Tage. Anfang November 2022 dann entfernte das Team um Operateur Jens Peter Hölzen mit dem da-Vinci-Operationsroboter diesen malignen Tumor des Ahausers. „Wir nehmen in solchen Fällen das erkrankte Areal aus der Speiseröhre und formen den Magen zu einem Schlauch um, den wir dann mit dem verbliebenen gesunden Teil der Speiseröhre verbinden“, erklärt Hölzen. „Mit dem Roboter operieren wir deswegen, weil wir damit maximal radikal den Tumor entfernen können. Für die Patienten ist diese Methode trotzdem sehr schonend.“
Der Eingriff mit dem Roboter ist minimalinvasiv und hat gegenüber einer konservativen Operation nicht nur wegen der Präzision große Vorteile. Die Patientinnen und Patienten müssen mit dieser Methode im Anschluss viel kürzer in der Klinik verbleiben, weil es keine großen Wunden gibt. Läuft alles glatt, werden die Betroffenen nach einer solchen Operation schon nach vier Tagen wieder vollständig mobilisiert, nach zehn weiteren Tagen werden sie entlassen. Um komplexe Eingriffe wie eine Ösophagusresektion mit gutem Outcome gelingen zu lassen, braucht es große Erfahrung – am UKM werden jährlich knapp einhundert Speiseröhrenoperationen mit dem da-Vinci durchgeführt. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) hat das interdisziplinäre UKM-Speiseröhrenkrebszentrum des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) am Standort Münster zertifiziert. „Mit insgesamt weit mehr als 200 robotisch-unterstützen Entfernungen der Speiseröhre gehört das UKM zu den Spitzenreitern dieser Operationstechnik in Deutschland und wir sind offiziell Hospitationszentrum für robotisch-operierende Chirurginnen und Chirurgen im deutschsprachigen Raum“, so Univ.-Prof. Andreas Pascher, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie.
Inzwischen ist Hermann Hippers wieder zuhause in Ahaus. „Ich kann wieder ohne Schluckbeschwerden essen und auch an die Tatsache, dass ich nun über den Tag verteilt sechs bis sieben kleinere Mahlzeiten statt dreier großer zu mir nehmen muss, gewöhne ich mich langsam.“ Seinen Weg hin zu dieser neuen Lebensweise bezeichnet er als Lernkurve. Tatsächlich so Chirurg Jens Peter Hölzen, seien die vielen kleineren Mahlzeiten nötig, weil das Magenvolumen bei der Operation um rund zwei Drittel verkleinert wird.
Prinzipiell aber könnten die Patient*innen wieder fast alles essen: „Natürlich hat eine so große Operation Auswirkungen auf den Alltag. Trotzdem berichten uns unsere Patientinnen und Patienten, dass sie ihr Leben in weiten Teilen wieder gut gestalten können und auch eine Menge an Lebensqualität wiedergewonnen haben.“, ergänzt der Chirurg.
Info:
Das interdisziplinäre UKM-Speiseröhrenkrebszentrum ist durch die DKG zertifiziert. Informationen für betroffene Patient*innen finden Sie zusammengestellt hier.
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