Obwohl die experimenta zu Beginn des letzten Jahres pandemiebedingt noch ihre Besucherzahlen begrenzen musste, konnte sie mit 301.970 Besucherinnen und Besuchern ein besonders gutes Jahr verzeichnen. Das Science Center, das als außerschulischer Lernort anerkannt ist und über 70 unterschiedliche Laborkurse anbietet, konnte rund 25.000 Kinder und Jugendliche beim Experimentieren und Forschen fördern. Ein großer Erfolg war auch die Tour der MS experimenta: An 17 Stationen entlang vom Neckar bis zur Donau kamen von Juli bis November mehr als 13.500 Gäste an Bord der schwimmenden Wissenswelt. „Wir freuen uns, dass wir die experimenta 2022 wieder mit Leben füllen konnten. Es ist einfach bereichernd, wenn Menschen sich austauschen und gemeinsam Neues entdecken können“, sagt experimenta-Geschäftsführerin Prof. Dr. Bärbel Renner. „Als erlebnisorientierte Bildungseinrichtung und Marktplatz des Wissens haben wir gerade in diesen herausfordernden Zeiten eine wichtige gesellschaftliche Rolle“, so Renner weiter.
Zentrum der internationalen Wissenschaftskommunikation
Vom 2. bis 4. Juni 2022 war Heilbronn für drei Tage das Zentrum der europäischen Wissenschaftskommunikation. Bei der von der experimenta ausgerichteten Ecsite-Konferenz, dem jährlichen Treffen der europäischen Vereinigung von Science Centern und Wissenschaftsmuseen, trafen sich rund 1.000 Teilnehmende aus nahezu 50 Ländern. Drei Tage lang diskutierten sie in Vorträgen und Workshops über aktuelle Herausforderungen. Dazu zählten unter anderem die Themen Inklusion und Vielfalt, denen sich auch die beiden Keynotes widmeten: Mit der irischen Behindertenaktivistin Sinéad Burke und Lucy Hawking, der Tochter des berühmten Physikers Stephen Hawking, sprachen zwei beeindruckende Persönlichkeiten auf dem Ecsite-Camp. Parallel zur Fachkonferenz veranstaltete die experimenta für die Öffentlichkeit das Nachhaltigkeitsfestival „Wild Spaces“. Unter dem Motto „Wilde Ideen für morgen“ kamen rund 1.400 Menschen aller Altersgruppen zusammen, um sich über Ideen und Innovationen für eine klima- und umweltfreundliche Zukunft auszutauschen.
„Wie können wir Wissen vermitteln, damit Bildung Spaß macht?“ Diese Frage leitet die experimenta. Das Science Center geht dabei immer wieder neue Wege, wie mit der selbst konzipierten Sonderausstellung „Geschmacksfragen“, die dem Rätsel der persönlichen Vorlieben auf die Spur geht und im letzten Jahr für große Aufmerksamkeit sorgte. Dass Erleben und Wissen sich gegenseitig befruchten können, beweist die experimenta außerdem im Schülerforschungszentrum Nordwürttemberg sowie mit Themen zu Nachhaltigkeit im Forum und im Maker Space als offene Werkstatt für eigene Projekte. Die experimenta nahm auch am Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ der Bundesregierung teil, das mit seinen Förderangeboten Lernlücken bei Schülerinnen und Schülern schließen soll.
Gerechter Zugang zu Bildung
Als Marktplatz des Wissens möchte die experimenta ein Ort sein, an dem alle zusammenkommen und miteinander und voneinander lernen können – unabhängig von Alter, Geschlecht oder persönlichem Hintergrund. Deutschland größtes Science Center hat das Ziel, einen gerechteren Zugang zu Bildung zu ermöglichen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Vielfalt und Inklusion sind dabei wichtige Werte, um diesen Anspruch zu erfüllen: etwa beim Entdeckertag, zu dessen Premiere am 24. November 2022 rund 140 blinde und sehbehinderte Kinder in die experimenta kamen. Sie hatten an diesem Tag Zeit und einen geschützten Raum, um Neues auszuprobieren sowie eigene Talente zu entdecken. Am 9. März 2023 findet der nächste Entdeckertag statt – dann für Kinder mit Hörbeeinträchtigung.
Kultur- und Religionsgrenzen möchte die experimenta mit der Live-Show „Zeit des Mondes – der Sternenhimmel im Ramadan“ überwinden. Welche Rolle die Astronomie im Islam spielt und welche Bedeutung der Mond für den anstehenden Fastenmonat Ramadan hat, erklären das Astronomie-Team der experimenta und muslimische Moderatorinnen und Moderatoren ab dem 24. Februar 2023 in elf Vorführungen im Science Dome. Die Besucherinnen und Besucher erhalten Einblicke in die Geschichte des Islams und können den Sternenhimmel über Mekka auf der Kuppel des Science Dome bestaunen. Darüber hinaus erfahren sie mehr über den islamischen Kalender, der auf der Beobachtung der Mondphasen basiert und daher mit 354 Tagen etwas kürzer als das Sonnenjahr ist.
So vielfältig die Aktivitäten der experimenta auch sind, gerade in Zeiten von Fake News ist es wichtig, Themen problembezogen und diskursiv zu vermitteln. Als Science Center ist es für die experimenta eine wichtige Aufgabe, Menschen bei ihrer Meinungsbildung zu unterstützen – auch bei großen und komplexen Themenbereichen wie der künstlichen Intelligenz. Die experimenta macht daher Wissenschaft und Technik als Schlüssel zur Lösung globaler Probleme erlebbar und befähigt Besucherinnen und Besucher, sich in gesellschaftliche Diskurse einzubringen.
Dass Bildung keine Vorbereitung auf das Leben, sondern das Leben selbst ist, wusste bereits der US-amerikanische Philosoph und Pädagoge John Dewey. Deshalb möchte die experimenta auf dem Weg des lebenslangen Lernens allen Menschen Orientierung bieten, ihnen Entscheidungen erleichtern und nachhaltiges Handeln fördern: Mit partizipativen Formaten und einem Fokus auf Bildung für nachhaltige Entwicklung hat die experimenta das Ziel, insbesondere bei jungen Menschen auf Verhaltensänderungen hinzuwirken.
Einen Impuls zum Nachdenken setzt die experimenta ab sofort auch mit der neuen Lichtinstallation „Atmendes Gebäude“. Im Zeitraum 19:00 bis 22:00 Uhr simuliert die reduzierte Beleuchtung am Neubau den Atemrhythmus eines schlafenden Menschen. Die Silhouette des futuristischen Gebäudes kommt so besonders gut zur Geltung und soll Passantinnen und Passanten motivieren, kurz in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen. Als Beitrag zum nachhaltigen Handeln bleibt das Gebäude künftig ab 22:00 Uhr unbeleuchtet.
Von der Sonne zum Weltraumabenteuer: die Höhepunkte 2023
Das neue experimenta-Jahr beginnt gleich mit einem Höhepunkt: Am 18. Februar 2023 startet die neue Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“ aus dem renommierten Science Museum London; sie ist bis zum 10. September 2023 in Heilbronn zu sehen. In vier Abschnitten erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie sich die Beziehung der Menschen zur Sonne im Laufe der Geschichte verändert hat. Der Bogen spannt sich von frühen Kulturen, die die Sonne als Gottheit des Feuers, des Lebens und der Wiedergeburt verehrt haben, über die Geschichte des Sonnenbadens und der Nutzung der Sonne als Energiequelle bis hin zu den Auswirkungen von Sonnenstürmen auf das irdische Leben. Die Ausstellung bietet eine einzigartige Sammlung von Exponaten, die von historischen Artefakten bis hin zu modernen wissenschaftlichen Instrumenten reicht. Die Besucherinnen und Besucher können dem Geheimnis der Sonne auf die Spur gehen und erleben dank immersiver Elemente spektakuläre Blicke auf die Sonnenoberfläche. Ergänzend zur Sonderausstellung bietet die experimenta ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Filmen, einem Podcast und – bei gutem Wetter – der Möglichkeit, die Sonnen mit Teleskopen auf der Dachterrasse und in der Sternwarte zu beobachten.
Animationsfilm feiert Weltpremiere im Science Dome
Großes Kino in der experimenta: Am 27. April 2023 feiert der Animationsfilm „Der kleine Major Tom“ seine Weltpremiere im Science Dome. Flankiert wird die erste Aufführung durch den Liveauftritt des Musikers Peter Schilling, dessen internationaler Hit „Major Tom (Coming Home)“ im Film vorkommt. Das Kuppeldom-Abenteuer ist von der gleichnamigen Kinderbuchserie inspiriert, die Schilling mit entwickelt hat. Der Film richtet sich an Kinder, Schulklassen und Familien. Er vermittelt unterhaltsam Fakten und Wissen über den Weltraum. Durch den Blick ins Jahr 2053 erfahren Jung und Alt, welche Zukunft der Erde aufgrund des Klimawandels bevorstehen könnte. Geprägt wird das Weltraumabenteuer durch die sympathischen jugendlichen Figuren Tom und Stella, die bei ihrer Mission von der Roboterkatze Pluty begleitet werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können mit Tom und Stella mitfühlen, wenn sie deren Träume und Enttäuschungen miterleben, und sie erfahren, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Freundschaft und Teamgeist bilden bei allen Herausforderungen ein stabiles Gerüst. Und am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Wissenschaft Spaß macht und die Zukunft der Menschheit retten kann.
Forschen für die Zukunft
Spaß am Forschen vermittelt auch das Schülerforschungszentrum Nordwürttemberg, das sich im vierten Stock des Bestandsgebäudes der experimenta befindet. Es bietet auf rund 400 Quadratmetern jungen Forscherinnen und Forschern ideale Bedingungen, um Unbekanntes zu entdecken und neue Lösungen zu entwickeln. Wer ein Vorhaben für den Wettbewerb Jugend forscht verfolgen, eine Projektarbeit für die Schule erstellen oder einfach nur auf die umfangreiche Ausstattung in den acht Laboren zurückgreifen möchte, ist willkommen. Junge Menschen treffen hier nicht nur Gleichgesinnte zum Austausch, sondern finden auch den Freiraum und zugleich kompetente Betreuung vor, um sich ganz ihren Projekten zu widmen. Viele Kinder und Jugendliche nutzen dieses Angebot: Allein 2022 waren es über 200 junge Menschen, die an 83 Projekten arbeiteten. Die Schülerinnen und Schüler werden so in ihrem Forscherdrang gestärkt. Gleichzeitig unterstützt dies die Arbeit in den Schulen, denn dort fehlt häufig die Zeit und der Raum, um die besonders Interessierten und Engagierten zu fördern.
Aus dem Schülerforschungszentrum Nordwürttemberg treten 16 Projekte beim Jugend forscht-Regionalwettbewerb Heilbronn-Franken in Künzelsau an. Dieser findet vom 2. bis 4. März 2023 statt und dient zur Qualifikation für das Landesfinale vom 29. bis 31. März 2023. Ausrichter ist das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das sich zusammen mit dem natec-Landesverband für naturwissenschaftlich-technische Jugendbildung Baden-Württemberg und der experimenta als Pateninstitution des Landeswettbewerbs engagiert. Das Bundesfinale des Jugend forscht-Wettbewerbs 2023 findet vom 18. bis 21. Mai 2023 in Bremen statt. Und wer weiß, vielleicht ist dann auch eines der Projekte aus Heilbronn am Start? Gemäß des Wettbewerbsmottos „Mach Ideen groß!“.
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