Perspektiven für die Innenstädte von morgen

Den Strukturwandel als Chance begreifen – das war die Botschaft von Ulrike Müller (Wirtschaftsförderung Wertheim) bei einer IHK-Veranstaltung in der Wertheimer Burg. Drei Referenten stellten Ideen und Projekte vor, wie die Zukunft der Innenstädte geplant und gemanagt werden kann.

Viele Herausforderungen, vor denen Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung in Wertheim stehen, kennt man in vergleichbaren Städten nur zu gut: kleinteiliger Einzelhandel, begrenztes Flächenangebot, Leerstände, die Konkurrenz durch Online-Handel und Filialisten auf der „grünen Wiese“. Hinzu kommen Wertheimer Besonderheiten wie die Insellage der Altstadt, enge Gassen und mittelalterliche Bauten. Die Innenstädte befinden sich mitten in einem Strukturwandel, der auch in Wertheim angekommen ist, „aber sich noch nicht in der Einzelhandelsstruktur niederschlägt“, wie Ulrike Müller von der Wirtschaftsförderung Wertheim bei der gemeinsamen Veranstaltung von IHK Heilbronn-Franken und IHK Würzburg-Schweinfurt „Zukunft Innenstadt: Herausforderungen und Lösungen“ am Mittwoch in der Wertheimer Burg berichtete.

In den Wertheimer Altstadtteilen haben laut Ulrike Müller zwischen 2021 und 2023 nahezu ebenso viele Einzelhandelsgeschäfte geschlossen wie neue eröffnet. „Obwohl die Einzelhandelssituation noch vergleichsweise stabil ist, ist die Wahrnehmung oft eine andere“, so Ulrike Müller. Das mag auch daran liegen, dass sich die Struktur in der 23.000-Einwohner-Stadt – wie in anderen Kommunen auch – verschiebt. Die Zahl der Grundversorger geht insgesamt zurück, während Dienstleister, Kultur- und Freizeiteinrichtungen Zuwächse verzeichnen – bei einer stabilen Entwicklung gastronomischer Betriebe.

Der Entwicklung begegnet Wertheim mit einem Zukunftskonzept, das vor allem die Verknüpfung der drei Innenstadtbereiche vorsieht und das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ als Chance für einen Entwicklungsschub sieht. Ulrike Müller berichtete anhand von Beispielen, wie neue Lösungen für Leerstände gefunden worden seien, die ebenso wie zahlreiche Veranstaltungen und Events die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert hätten.

Damit sprach sie die Themen an, die auch für die beiden übrigen Referenten entscheidende Bausteine für die Zukunftsentwicklung der Innenstädte darstellen. André Hahn von der Wirtschaftsförderung Würzburg stellte das digitale Leerstellenmanagement vor, mit dem die Stadt Würzburg aktuellen und drohenden Leerständen in der City entgegenwirken will. Kern des Programms ist es laut André Hahn, sowohl Leerstand als auch Ansiedlung in einem digitalen Tool zusammenzuführen und damit Anbieter wie Suchende in einem aktiven Ansiedlungsmanagement zusammenzuführen.

Dass zu einer belebten Innenstadt mehr als die Summe des Einzelhandel-Angebots gehört, führte City-Manager Wolfgang Koch vor Augen. Er organisiert Events für Innenstädte. Sein Credo: „Nicht die Digitalisierung ist der Feind des Handels, sondern die Phantasielosigkeit.“ Es gehe nicht darum, irgendwelche Veranstaltungen anzubieten, sondern glaubwürdige, authentische und passgenaue Events, die zum Leitbild und zur Historie der Stadt passten. Wie die aussehen, geplant und finanziert werden können, machte Koch anhand zweier Beispiele deutlich: dem „Schwarzwald Heimat Markt“ in Elzach und dem „Alemannischen Brotmarkt“ in Endingen.

Info: Über den Einzelhandel und dessen Perspektiven in Heilbronn spricht auch Johannes Nölscher mit Andreas Lukesch im ersten Podcast „Kammerton“ der IHK Heilbronn-Franken. Die Links gibt’s hier: www.ihk.de/heilbronn-franken

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