Kat-Diebstähle: Rhodium ist viel teurer als Gold

Der Diebstahl von Katalysatoren aus gebrauchten Autos hat 2022 offenbar erneut zugelegt. Zwar gibt es keine bundesweite Statistik, aber einzelne Zahlen der Länder lassen nach einem Bericht der Zeitschrift auto motor und sport auf ein weiter hohes Niveau der Diebstähle schließen. Nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Hessen stieg die Zahl der registrierten Auspuffdiebstähle in Hessen von 32 im Jahr 2017 auf 462 im Jahr 2021. „Tendenziell werden sich die Fallzahlen im Jahr 2022 auf einem ähnlich hohen Niveau wie 2021 bewegen“, sagte Virginie Wegner, stv. Leiterin Kommunikation des LKA. Doch die Diebe stehlen nicht nur Katalysatoren älterer Autos, sondern auch Lkw, die vollbeladen mit Kats ihre Ruhezeiten auf Autobahnraststätten einhalten. Bisher sollen in Europa bei mehr als einem Dutzend Überfällen auf Transporte mehr als 50.000 Katalysatoren gestohlen worden sein. Nach Angaben von US-Versicherern ist die Zahl der Taten in den USA in den ersten sechs Monaten 2022 um ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Für das gerade abgeschlossene Jahr wird US-weit mit 600.000 bis 700.000 Diebstählen gerechnet. Mehr als ein Drittel davon entfällt auf Kalifornien. Der Bundesstaat hat früh strenge Abgasvorschriften eingeführt, die vor 20 Jahren nur mithilfe wirkungsvoller Kats zu schaffen waren.

Das Geschäft mit alten Katalysatoren ist sehr lukrativ. Vor allem auf Rhodium haben es die Diebe abgesehen. Ein Kilo Rhodium kostete aktuell im Dezember 437.000 Euro, macht pro Gramm 437 Euro. Gold kostet aktuell nur 57 Euro pro Gramm. Besonders begehrt bei Dieben sind Katalysatoren von 20 bis 25 Jahre alten Benzinern. In ihnen stecken meistens 0,3 bis 0,5 Gramm Rhodium sowie Palladium und Platin. Das führt zu enorm hohen Ankaufspreisen. Die „Blaue Mauritius“ unter den Katalysatoren ist der seltene BMW 316g, der von 1995 bis 2000 gebaut wurde. Der aktuelle Ankaufspreis nur für den Kat liegt bei 1600 Euro. Für einen Kat des BMW 320i werden derzeit 810 Euro geboten, für den Kat des Mitsubishi Carisma 740 Euro. Hoch im Kurs stehen auch die Kats des Renault Scénic (570 €), Opel Astra (550 €) und VW Polo III (380 €).

Inzwischen fordert der Industrieverband International Platinum Group Metals Association in München (IPA) eine Erfassung von Kat-Diebstählen. „Die Platinmetallindustrie strebt nach einer transparenteren Lieferkette, um keine illegalen Geschäftsmodelle zu fördern“, sagt IPA-Vertreter Julian Köhle. Deshalb sei die Erfassung der Diebstähle wichtig. „Das würde das Problembewusstsein schärfen. Noch gelten sie als einfache Diebstähle. Mangelnde Informationserfassung bedeutet mangelhafte Analyse.“ Zudem fordert Köhle eine Verschärfung des Strafrechts. „Der Besitz von illegalem Katalysator-Material muss strafbar werden und Verkäufer von Katalysatoren sollten deren legale Herkunft beweisen können.“

Redakteur: Claudius Maintz

 

 

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