Sorgenfalten statt zufriedener Mienen: Tourismusbranche mit gedämpften Erwartungen für das Jahresendgeschäft

Die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommerns geht mit gedämpften Erwartungen in das Weihnachts- und Silvestergeschäft. Das ergab die Branchenumfrage des Landestourismusverbandes unter rund 350 Unternehmen, darunter Hotels, Ferienwohnungen Campingplätze, Freizeitanbieter sowie gastronomische Einrichtungen. Demnach liegt die erwartete Auslastung für Weihnachten in den Häusern bei rund einem Drittel und damit niedriger als in früheren Jahren. Für Silvester zeichnet sich folgendes Bild ab: Die Unternehmen sind aktuell zu knapp 60 Prozent gebucht; die erwartete Auslastung liegt bei etwa 70 Prozent. Dazu Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Landestourismusverbandes: „Jahrzehntelang herrschte zum Jahresende Hochkonjunktur im Urlaubsland. Die Krisensituation der vergangenen Jahre hat dies verändert. Ende 2021 schlug die 2G-Plus-Regel ins Kontor. Jetzt bremst die Sorge um Energiesicherheit und Preise die Buchungslust und vergrößert die Unsicherheit bei den Gastgeber:innen. Das Geschäft läuft seit Herbst extrem kurzfristig. Das erschwert die Planung zusätzlich, lässt aber auch einen Funken Hoffnung zu, dass die Erwartungen von der Realität am Ende übertroffen werden könnten.“

Wirtschaftliche Lage verschlechtert sich im Jahresverlauf / Gestiegene Energiekosten gefährden wirtschaftliche Entwicklung
Angesichts der für viele Unternehmen nicht aufgelösten und vollends abschätzbaren Krisensituation verschlechtert sich auch die Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage. Aktuell schätzen 17 Prozent der Befragten und damit jedes sechste Unternehmen die wirtschaftliche Lage als gefährdet beziehungsweise akut gefährdet ein. 46 Prozent äußerten sich dazu neutral; 36 Prozent bewerten die Situation des Unternehmens als sicher bzw. sehr sicher ein. Diese Werte liegen unter denen des Sommers 2022 (vgl.: https://urlaubsnachrichten.de/fileadmin/Media_Urlaubsnachrichten/Short_News/Branchenumfrage_Gesamtauswertung_TMV.pdf) und bewegen sich auf dem Niveau vom Dezember 2021.

Wenig überraschend: Insbesondere die gestiegenen Energiekosten gefährden die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen: Fast zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) bestätigen dies. Zur Minimierung der Unsicherheiten infolge der Energiekrise tragen laut Umfrage die von der Politik getroffenen Maßnahmen wie die Einmalzahlung im Dezember 2022, der Gaspreisdeckel ab 2023, der Strompreisdeckel ab 2023 oder die Umsatzsteuersenkungen bisher nur in geringem Maße bei. Hier werden weiterhin Klarheit und konkretes Handeln vermisst.

Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung werden neben dem Arbeitskräftemangel und den gestiegenen Energiekosten zudem internationale Krisen, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sowie die Arbeits- und Personalkosten benannt.

Preise steigen weiter an / Gäste geben weniger aus
Wie die Verbraucherpreise insgesamt, steigen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auch die Preise für Reisen nach Mecklenburg-Vorpommern: laut Umfrage um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zugleich vermelden die touristischen Betriebe ein deutlich zurückhaltendes Ausgabeverhalten der Gäste: Fast drei Viertel (72 Prozent) gaben an, dass die Gäste weniger oder sogar wesentlich weniger Geld ausgaben als im Vorjahreszeitraum.

Gäste buchen kurzfristiger
Die aktuelle Branchenumfrage macht auch deutlich, dass sich Gäste sprichwörtlich in der letzten Sekunde für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern entscheiden. 70 Prozent der Befragten sagten, dass ihre Gäste kurzfristiger buchen beziehungsweise reservieren würden. Nur jedes fünfte Unternehmen nimmt keine Änderung des Buchungsverhaltens wahr. Lediglich elf Prozent sagten, dass Gäste langfristiger im Voraus buchen beziehungsweise reservieren.

Arbeitskräftemangel: Mobilitätsanbieter und Beherbergungsunternehmen am meisten betroffen
Der Arbeitskräftemangel bleibt Dauerthema: 43 Prozent der Befragten fehlt momentan Personal. Insbesondere Verkehrsträger (75 Prozent) und Beherbergungsunternehmen (44 Prozent) beklagen einen Mangel. Aber auch 41 Prozent der Freizeitanbieter, 38 Prozent der wassertouristischen Anbieter, 36 Prozent der Touristinformationsstellen und 27 Prozent der gastronomischen Einrichtungen sind spürbar betroffen.

Ebenfalls verhalten: Ausblick auf das Urlaubsjahr 2023
Ausgehend von den Vorbuchungsständen, der allgemeinen Unsicherheit und der wirtschaftlichen Situation gehen 45 Prozent der Befragten davon aus, dass das nächste Jahr in Bezug auf den erwarteten Umsatz weniger erfolgreicher als 2022 wird. 34 Prozent gaben an, dass sie ein Geschäft auf Vorjahresniveau erwarten; lediglich neun Prozent erwarten eine positive Entwicklung der Umsätze. Zwölf Prozent der Befragten machten dazu keine Aussage. „Entscheidend für den touristischen Erfolg sind halbwegs stabile Rahmenbedingungen. Kommen diese zustande, kann die Branche ihre Leistungsfähigkeit zeigen und vernünftig arbeiten. Es ist viel zu früh, das kommende Jahr abzuschreiben, aber es sind zurzeit mehr schlechte als gute Vorzeichen zu erkennen,“ so Woitendorf abschließend.

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