Im Fokus Kälbergesundheit

Die Neufassung der Tierschutztransportverordnung (ab dem 1. Januar 2023) schreibt bei betriebsübergreifenden Transporten von Kälbern ein Mindestalter von 28 Tagen vor. Das erfordert größere Kapazitäten bei Platz und Fütterung und mehr Aufmerksamkeit für die Gesundheit der Kälber. In den anstehenden Wintermonaten ist besonderes Augenmerk auf die Atemwege zu richten.

Ein guter Immunstatus, ausreichend hochwertiges Futter, Platz, Luft und Licht und gute Betreuung sind die Säulen einer gesunden Kälberaufzucht. In den frühen Phasen wird der Grundstein für späteres Wachstum und Leistung gelegt.

Für einen guten Start

Neben Durchfall stellen Atemwegserkrankungen das größte Problem in der Kälberaufzucht dar. Die sogenannte Kälbergrippe tritt insbesondere bei Tieren im Alter zwischen drei und sechs Monaten auf, kann aber auch schon bei jüngeren Kälbern zu erheblichen Problemen führen. Der Aufbau eines entsprechenden Immunschutzes – etwa über eine optimale Versorgung hochtragender Muttertiere, gute Geburtshygiene, die schnelle Versorgung mit einer ausreichenden Menge an Kolostrum sowie Vitaminen und Eisen zur Vermeidung einer Eisenmangelanämie – sind in dieser Phase besonders wichtig. Gleiches gilt für die Vermeidung von Stress beispielsweise durch Gruppen- oder Futterumstellungen. Hohe Ansprüche stellt das Kalb auch an die Lüftung: Ausreichend Luftzufuhr, jedoch ohne Zugluft.

Langfristige Konsequenzen von Atemwegserkrankungen

Im Fall der Kälbergrippe kann die Lunge der Tiere nachhaltig geschädigt werden. Dies liegt zum einen an der im Vergleich zum Körpergewicht relativ kleinen Rinderlunge und zum anderen an dem anatomischen Aufbau der Lunge; sie ist stark segmentiert, und jedes Segment wird nur durch einen bronchialen Zugangsweg versorgt. Setzt sich ein solcher Bronchus infolge einer Infektion mit der Kälbergrippe mit Schleim zu, besteht die Gefahr einer Unterversorgung mit Sauerstoff und einer damit einhergehenden dauerhaften Schädigung des betroffenen Lungengewebes.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen können erheblich sein. Neben Kälberverlusten ergeben sich bei erkrankten Tieren höhere Aufwendungen für den Tierarzt und die Medikamente sowie ein erhöhter zeitlicher Betreuungsaufwand. Tiere mit geschädigter Lunge zeigen häufig verringerte Tageszunahmen und schlechtere Milchleistung. Sie sind zudem anfällig für erneute Erkrankungen.

Haltungsbedingungen optimieren

Eine zentrale Maßnahme bei den Haltungsbedingungen liegt in der Verminderung der Belastung mit Schadgasen und hier insbesondere Ammoniak. Gerade in eingestreuten Tiefboxen besteht die Gefahr, dass die Kälber dieses Gas einatmen, das sich über der Einstreu ansammelt. Die Verringerung der Belegdichte und die regelmäßige Entfernung der Mistmatratze sind wichtige Ansätze zur Verbesserung des Stallklimas. Optimal ist die Außenklimahaltung, bei der jedoch ein windgeschützter, trockener Bereich gewährleistet sein muss. Gute Bedingungen für die ersten Lebenswochen bietet deshalb die Haltung im Außenbereich in Einzel- oder Gruppeniglus oder Hüttensystemen mit einem freien, aber zum Teil überdachten Auslauf.

Vorbeugen ist besser als heilen

Die frühe Investition in die Gesundheitsvorsorge des Kalbes in der Aufzuchtphase lohnt sich: ein gesunder, stabiler Kälberbestand minimiert betriebliche Behandlungskosten. Das gilt auch für die Impfung gegen Kälbergrippe. In Milcherzeugerbetrieben, in denen Probleme mit dem Erkrankungskomplex aufgetreten sind, kann es sinnvoll sein, Kälber und Jungrinder im Alter bis zu einem Jahr gegen Rindergrippe zu immunisieren. Kombinationsimpfstoffe gegen die gängigen Erreger stehen zur Verfügung. Auch bei Abgabe der Jungtiere an den Handel oder individuelle Mastbetriebe sind Impfungen ein essenzieller Bestandteil für eine erfolgreiche weitere Aufzucht und Mast. Impfungen gegen Bronchopneumonie zählen zu den Core-Impfungen in jedem Mastbetrieb und werden dringend – so frühzeitig wie möglich – empfohlen. Dies erfordert auch eine entsprechende Honorierung auf der Abnehmerseite.

Idealerweise werden Impfungen im Milchvieh- und späteren Aufzucht- oder Mastbetrieb abgestimmt. Kranke Kälber in der Aufzuchtphase und auch im abnehmenden Betrieb können dadurch vermieden und auch die Anwendung von Antibiotika verringert werden. Empfehlungen gibt die Leitlinie zur Impfung von Rindern und kleinen Wiederkäuern der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin StIKo Vet.

Ein schnelles Handeln im Erkrankungsfall kann schwere Lungenentzündungen verhindern. Die Behandlung durch den Tierarzt erfolgt in der Regel mit Antibiotika. Auch eine kombinierte Gabe mit Entzündungshemmern, die das Entzündungsgeschehen unterbrechen und weitere Schädigungen des Lungengewebes vermeiden, erzielt gute Behandlungserfolge. Je nach Erkrankungsbild können zusätzlich schleimlösende Mittel verabreicht werden.

In Kürze.

  • Neben Durchfall stellen Atemwegserkrankungen das größte Problem in der Kälberaufzucht dar.
  • Es ist wichtig, Umweltstress zu minimieren und das Immunsystem früh genug zu stärken.
  • Impfung beugt vor.
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