SDA-Kinship Europe
Organisiert wurde das europäische Treffen in Dänemark von SDA Kinship Europe. Es handelt sich dabei um den europäischen Zweig von Seventh-day Adventist Kinship International, Inc., der 1978 in den USA von queeren Gläubigen mit dem Ziel gegründet wurde, für alle Adventisten aus dem LGBTQ+-Spektrum eine offene und wohlwollende Anlaufstelle zu sein, mit Verständnis für die spezifischen Herausforderungen ihres Lebens.
Über das Treffen, an dem rund 60 Personen aus acht europäischen Staaten sowie einige Gäste aus den USA teilnahmen, berichten die Organisatoren: „In christlicher Gemeinschaft wurde freundschaftlicher und seelsorgerlicher Austausch gepflegt, die Bibel studiert, Andachten gehalten, ein Gottesdienst gefeiert, in Interviews Erfahrungen erzählt, gesungen, gebetet, gegessen und gelacht.“
Hauptreferent der Tagung war der dänische Theologe Kjeld Renato Lings (PhD), der sich als Sprach- und Bibelwissenschaftler jahrelang „sorgfältig mit der Auslegung jener biblischen Texte beschäftigt hat, die seiner Einsicht nach bis heute von vielen Bibelleserinnen und -lesern irrtümlicherweise auf Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung übertragen werden“, heißt es im Bericht. Er selbst habe während seiner Forschungstätigkeit gestaunt, wie stark beispielsweise die heutige sexualisierte Interpretation der Sodom-Erzählung (1. Mose 19) von der hellenistischen und mittelalterlichen Auslegungstradition geprägt und überlagert sei und wie wenig der nähere und weitere Kontext der hebräisch-biblischen Tradition dazu zur Kenntnis genommen werde.
Die Tagesandachten und die Predigt im Sabbatgottesdienst hielt die schwedische Pastorin Karin Wieczorek. Sie dient seit zehn Jahren der adventistischen Kirchengemeinde (Adventgemeinde) von Jönköping, die sich in einer der am stärksten säkularisierten Gesellschaften Europas befindet. In ihrer Adventgemeinde bestehe eine große Vielfalt an ethnischen, kulturellen und sprachlichen Gruppen. Sie seien dabei das „iCOR“-Konzept, ein Instrument der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten für eine werteorientierte Gemeindeentwicklung (https://icor.church/de/) umzusetzen, so die Pastorin. Sie habe mit ihrer Gemeinde einen Lernprozess durchlaufen, insbesondere seitdem sie sich auch den seelsorgerlichen und zwischenmenschlichen Herausforderungen von Personen aus dem LGBTQ+-Spektrum in ihrem eigenen Umfeld gestellt hätten.
Erlebnisberichte von queeren Adventisten und Adventistinnen
Besonders bewegend seien die Erlebnisberichte gewesen, in denen Teilnehmende von ihren Herausforderungen und auch ermutigenden Erfahrungen im Glauben aus ihrem Umfeld schilderten, wie es im Bericht heißt. Demnach habe eine Teilnehmerin gesagt: „Nach wie vor erleben queere Glaubensgeschwister, Kinder und Jugendliche in vielen Kirchengemeinden kühle Distanzierung und sogar offene Ablehnung und Verurteilung, sobald bekannt wird, dass ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität von jener der Mehrheit abweicht. Das müsste nicht sein“.
Auf die Frage, was er aus diesem Wochenende mitnähme, sagte ein Teilnehmer, der zum ersten Mal an einem solchen Treffen dabei war: „Ich sitze da und muss einfach immer wieder weinen, weil ich diese wertschätzende Zugehörigkeit so noch nie erlebt habe“.
Ein Gast hielt fest: „Ich bin beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit und welchem Tiefgang hier die Bibel studiert und geistliche Fragen diskutiert werden.“
Seventh-day Adventist Kinship International
Laut Selbstdarstellung ist SDA Kinship eine private unterstützende Organisation für aktive und ehemalige Siebenten-Tags-Adventisten aus dem LGBTQ+-Spektrum. Sie wurde 1978 in den USA mit dem Ziel gegründet, lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, asexuellen und intersexuellen Menschen und ihren Angehörigen eine sichere geistliche und soziale Gemeinschaft zu bieten. Sie hat heute rund 4.800 Mitglieder in über 60 Ländern.
Mehr Informationen zu SDA Kinship:
Website: www.sdakinship.org/de/
Kontaktadresse: kinshipDACH@sdakinship.org
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