Zum Hintergrund: Lagen in der Vergangenheit die Probleme vorwiegend bei defekten Fahrzeugen, fehlendem Zugpersonal, Havarien an der Strecke oder aufgeschaukelten Verspätungen, die zu ungeplanten Fahrtausfällen führten, so tritt als neues Phänomen der Personalengpass bei der Besetzung der Stellwerke von DB InfraGo (vormals DB Netz) zutage. Das führt oftmals zu Sperrungen längerer Streckenabschnitte für die Dauer einer ganzen Schicht von acht oder zehn Stunden.
Das kurzfristige Erliegen des gesamten Zugbetriebs stellt dann eine große Einschränkung für die Fahrgäste, aber auch das Verkehrsunternehmen der Hessischen Landesbahn (HLB) dar.
Die Organisation eines Busersatzverkehrs ist nicht nur schwierig, sondern kann auch nur notdürftig die eigentlich erforderlichen Kapazitäten anbieten; die Fahrzeiten sind mit dem Bus auch erheblich länger. Erschwerend kommt für die nächste Zeit hinzu, dass aufgrund der Generalsanierung des Korridors Frankfurt/Main–Mannheim (Riedbahn) die Verfügbarkeit an Bussen und Personal eher abnehmen dürfte.
„Eine zentrale und absolut nachvollziehbare Kritik der Fahrgäste betrifft die oftmals völlig unzureichende, zu späte oder auch widersprüchliche Fahrgastinformation“, erklärt Landrat Dr. Mischak. „Wenn schon Zugausfälle unvermeidbar sind, dann besteht zu Recht der Anspruch der Fahrgäste, hierüber verlässlich in Kenntnis gesetzt und auf Ersatzverbindungen oder Alternativen hingewiesen zu werden“, so Mischak weiter.
Er fordert: „Die Anstrengungen aller Verantwortlichen müssen noch deutlich gesteigert werden.“ Dafür will auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sorgen, der als Besteller der SPNV-Leistungen fungiert und das größte Interesse an einem regulären Betriebsablauf hat.
Aus Sicht des Vogelsbergkreises „müssen neben der angemahnten besseren Beauskunftung kurzfristig Personalmaßnahmen zielgerichtet durchgeführt werden“, formuliert Erster Kreisbeigeordneter Patrick Krug und weist darauf hin, dass die Vogelsbergbahn noch einen überdurchschnittlich hohen Bedarf an Fahrdienstleitern aufweist, sie ist daher momentan sehr anfällig bei personellen Engpässen auf den Stellwerken.
„Umso dringender gilt es, endlich die Modernisierung der meist alten Sicherungs- und Leittechnik in Angriff zu nehmen, Ergebnisse hierzu hat auch die Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Vogelsbergbahn zu liefern, damit die notwendigen Investitionen in die Stellwerke auch den Zukunftsanforderungen entsprechen, die Studie ist daher mit Nachdruck zu forcieren“, fordert der Erste Kreisbeigeordnete.
Aus Sicht der Vogelsberger Kreisspitze „ist es bedauerlich, die Verlässlichkeit des Schienenpersonennahverkehrs in unserer Region zunehmend abnimmt und ohne Gegenmaßnahmen das Niveau noch weiter zu sinken droht“. Die Vogelsbergbahn ist das „zentrale Rückgrat im ländlichen mittelhessischen Raum“, unterstreich Landrat Mischak, von daher müsse die Situation dringend verbessert werden. „Jetzt gilt es, das Vertrauen in das System Schiene wiederherzustellen und verlorene Fahrgäste zurückzugewinnen.“
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