Tim Bogdan, Pflegeexperte im Netzwerk der Healthcare Shapers, hat bei Mitarbeitern von Pflegediensten und Pflegeinrichtungen ein Befragung durchgeführt und die Erfahrungen aus über 500 Gesprächen gesammelt und ausgewertet (1). Dr. Ursula Kramer, Pharmazeutin und Digital Health Expertin der Healthcare Shapers, hat ihn interviewt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
Wie hat sich die Versorgungssituation mit dem eRezept verändert?
Die guten Nachrichten vorab: Das eRezept ist nach dem ruckeligen Start zu Jahresbeginn mittlerweile mit 244 Millionen eingelösten eRezepten (Stand 01. Juli 2024) für Patienten in der Fläche angekommen (2). Leider sieht das bei der professionellen Pflege ganz anders aus. Genauer gesagt hat sich durch das eRezept die tägliche Arbeit der professionell Pflegenden in ambulanten Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen eher verkompliziert. Die aktuell gelebten Abläufe und vor allem die Einlösewege per Versichertenkarte und Co. sind vielleicht für den selbstversorgenden Patienten bzw. Pflegebedürftigen noch praktikabel. Anders sieht es bei Pflegediensten mit durchschnittlich 100 zu versorgenden Patienten aus. Hier schafft das eRezept viele Probleme, das Pflegepersonal hat deutlich mehr Aufwand in der täglichen Rezeptanforderung und Medikationsbeschaffung. Die Gematik hat die systemkritische Zielgruppe der professionell Pflegenden leider noch nicht ausreichend berücksichtigt.
„eRezept – Erfahrungen der Pflegedienste“ Eckdaten der Befragung:
- Methode: Qualitative Telefoninterviews & Vorortgespräche
- Wer hat befragt: Tim Bogdan unterstützt durch hellomed-Team
- Zeitraum: 15. Dezember bis 01.Juli 2024
- Anzahl der Gespräche: n=508
- Befragte Teilnehmer: Pflegedienste (452) & Pflegeeinrichtungen (56)
Hier die Zusammenfassung der Erfahrungsberichte (1)
Welche konkreten Probleme werden bei Pflegediensten berichtet?
Es sind vor allem vier Hauptprobleme, die in unseren über 500 Gesprächen mit Pflegenden am häufigsten genannt worden sind:
- An erster Stelle steht das „Chaos“ aufgrund der unterschiedlichen Wege, über die Rezepte derzeit parallel ausgestellt und eingelöst werden: Das Rezept landet entweder auf der Chipkarte, oder es wird per QR-Code in Papierform ausgehändigt oder es wird noch das klassische rosafarbene Rezept ausgestellt. Für Pflegedienste bedeutet das mehr Organisationsaufwand und vor allem eine ziemliche Intransparenz bei der anschließenden Abholung der Rezepte in den Arztpraxen oder Apotheken.
- An zweiter Stelle haben die Befragten den erhöhten Logistikaufwand für das Pflegepersonal genannt. Die Chipkarten müssen jetzt vom Pflegepersonal vermehrt physisch von A nach B transportiert werden. Sie berichten von vielen zusätzlichen Hin- und Her-Fahrten der Chipkarten und der Medikation zwischen Patienten, Arztpraxen, Apotheke und Pflegedienst.
- Auch die Wartezeiten bei Ärzten und in Apotheken haben sich für das Pflegepersonal deutlich verlängert. Sie verlieren wertvolle Zeit beim Abholen, beim Anstehen an Warteschlangen und beim Einlesen der Chipkarten vor Ort.
- Und schließlich berichten sie auch über die Fehleranfälligkeit der Rezeptübertragung zwischen Arzt und Apotheke. So führten zeitversetzte oder fehlerhafte Übertragungen von eRezepten zwischen Arztpraxen und Apotheken regelmäßig zu Leerfahrten oder erforderten Zusatzbesuche durch professionell Pflegende.
Welchen Konsequenzen hat das für Patienten, welche für die Pflegedienste?
Für Pflegedienste sind die beschriebenen Belastungen vor allem mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden. Die Zeit ist ohnehin knapp, Personalengpässe verschärfen sich dadurch weiter. Dies führt dazu, dass die Leistungen nicht mehr wirtschaftlich erbracht werden können. Pflegedienste stellen ihre Leistungen rund um die Rezept- und Medikationsbeschaffung deshalb zum Teil komplett ein, andere erheben eine zusätzliche Servicegebühr, die dann an die Patienten weitergereicht wird – wie auch Leitmedien der Pflege (3) berichten.
Kurzgefasst: Die Frustration auf beiden Seiten wächst – bei Pflegediensten sowie bei Patienten und deren Angehörigen.
Wie könnte aus Deiner Sicht eine Lösung aussehen, die die Belastungen auf Seiten der Patienten und der Pflegedienste reduziert?
Es ist die Aufgabe der Gematik, eine standardisierte und durchdachte eRezept-Lösung zu entwickeln, die auch die Spezifika der Pflege berücksichtigt. Nach den aktuell Planungen der Gematik soll der Use Case „Pflege“ leider erst ab 2026 bearbeitet werden, wie die Entwicklungsroadmap der Gematik zeigt (4) .
Wie eine Lösung dann aussehen wird, ist bisher noch völlig unklar. Angesichts der demographischen Entwicklungen ist das spät, zu spät, aus meiner Sicht.
Es gibt Apotheken, die auf die Arzneimittelversorgung von Pflegeunternehmen spezialisiert sind. Mit diesen Lösungen fällt das aktuelle eRezept Chaos komplett weg, die Prozesse schaffen maximale Transparenz und Sicherheit und machen die hohe Komplexität der Arzneimittelversorgung im Pflegesetting beherrschbar. Wie das funktioniert, erkläre ich gerne am Service, den hellomed anbietet (5):
- Pflegedienste können jederzeit mittels webbasierten Onlinezugang den Medikationsplan sowie den Medikationsvorrat der von ihnen versorgten Patienten im Blick halten und jederzeit auf die Daten zugreifen, mobil von unterwegs oder am Schreibtisch.
- Sobald der Medikationsvorrat aufgebraucht ist, fordert die Software automatisch die Rezepte bei Haus- und Fachärzten an, um den nächsten Quartalsbedarf abzudecken.
- Zentral an einer Stelle und ohne Aufwand für den Pflegedienst organisiert hellomed die unterschiedlichen Einlösewege und das Rezeptmanagement, sowie die Beschaffung der Arzneimittel, die dann – ebenfalls jederzeit nachvollziehbar – entweder verblistert (vorsortiert) oder in klassischen Medikamentenpackungen innerhalb von 24 Stunden an die Einrichtung ausgeliefert werden. Dies passiert qualitätsgesichert durch einen pharmazeutischen nach GDP zertifizierten Lieferdienst.
- Auch in der Pflege häufig übliche Medikationsänderungen bei multimorbiden Patienten können durch 3 Klicks ad-hoc direkt über die App angepasst werden.
Im Ergebnis können so zusätzliche Fahrten zu Arztpraxen & Apotheken vermieden werden. Die Kommunikation zwischen den Leistungserbringern, die in die Versorgung des Pflegebedürftigen involivert sind, wir so deutlich vereinfacht. Wir haben mit der Stoppuhr dutzende Pflegedienste begleitet und den Zeitbedarf gemessen.
Demnach können professionell Pflegende mit dem Prozess, wie wir ihn bei hellomed anbieten, bis zu 20 Minuten pro Woche je Patient sparen.
Was können interessierte Pflegedienste oder Pflegeeinrichtungen tun, wenn Sie euren Service nutzen wollen?
Ganz einfach: Wir beraten unverbindlich und kostenlos, wie eine Lösung aussehen kann. Wir sprechen dazu mit den Verantwortlichen für das Medikationsmanagement, analysieren die individuelle Situation und setzen auf dieser Basis eine passende Lösung auf. Zusätzlich biete ich auch gerne eine Live-Demo der hellomedOS Software an. Im Anwendungskontext wird sehr schnell „greifbar“, wie transparent und flexibel der Prozess mit dieser Unterstützung wird. Also, gerne einen Online-Termin vereinbaren:
Vielen Dank, Tim Bogdan, für das Interview!
Quellen:
- Befragung eRezept – Ergebnisse im Überblick zum Download
- Gematik eRezept-Einlösungen
- Carevor9:Ambulante Pflegedienste berechnen Mehraufwand durch E-Rezept
- Gematik: Digitales Gesundheitswesen
- Hellomed
Vorschaubild: Tim Bogdan, hellomed.com
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