Die Wurzeln der Suchtberatung des AWW in Sachsen reichen rund 50 Jahre zurück. Anfang der 1970er-Jahre begannen Mitglieder der adventistischen Kirchengemeinde (Adventgemeinde) Karl-Marx-Stadt (wie Chemnitz zwischenzeitlich hieß) mit der Suchtkrankenarbeit. Hilfe und Unterstützung für Alkohol- und Medikamentenabhängige gab es damals außerhalb der wenigen staatlichen psychiatrischen Kliniken nur durch die kirchliche Suchtkrankenhilfe der Inneren Mission und des „Blauen Kreuzes“. Zwar wurde auch in der DDR viel Alkohol getrunken, aber Alkoholismus war ein Tabuthema und lief deshalb unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung, so das AWW.
Nach der Wende ergab sich im November 1991 die Möglichkeit, aus der bereits seit 20 Jahren bestehenden Suchthilfe-Gruppenarbeit eine Kontaktstelle mit einer dreiviertel Personalstelle zu gründen. 1994 wurde die Kontaktstelle zum Suchtberatungszentrum des AWW, eine von drei anerkannten Suchtberatungs- und Behandlungsstellen in Chemnitz.
„In den zurückliegenden Jahrzehnten gab es viele Veränderungen, besondere Projekte und immer wieder drängende Herausforderungen. Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit hat sich zunehmend in die Drogensucht verschoben. Spielsucht wurde ebenfalls ein Beratungszweig der SBB“, erzählt Kerstin Knorr, seit 1999 Leiterin der Einrichtung. „Ab 1995 erfolgte für einige Jahre auch die Suchtberatung im Strafvollzug Chemnitz. 1997 kam die ‚Alkohol- und Drogenberatung für russische Spätaussiedler und jüdische Emigranten‘ hinzu für die eine spezielle Fachkraft angestellt werden musste.“
Angebotsprofil der SBB Chemnitz
Aber nicht nur Beratung und Therapie für Betroffene stehen auf dem Programm der SBB. Zum Angebotsprofil gehören auch die Beratung von Angehörigen, Multiplikatorenschulungen in der betrieblichen Suchtkrankenhilfe von Unternehmen (z.B. VW in Chemnitz und Bundespolizei in Chemnitz u.a.) und Fortbildungsveranstaltungen für Sozialarbeiter und gesetzliche Betreuer im Rahmen der Suchtkrankenhilfe. Als Nebeneffekt würden auf diese Weise die notwendigen Eigenmittel zur Finanzierung der Einrichtung erwirtschaftet, berichtet das AWW.
Derzeit sind sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Einrichtung tätig. Die Zahl der Hilfedürftigen in der Gesellschaft werde nicht weniger – im Gegenteil, stellt das AWW fest. Die finanziellen Mittel, die von Land und Kommune zur Verfügung gestellt werden, seien jedoch rückläufig, obwohl Suchtberatung zu den sogenannten Pflichtaufgaben einer Kommune gehöre. Wie der Spagat zwischen Bedarf und Ressourcen gelingen könne, sei eine der Herausforderungen für die Einrichtung und ihren Träger, so das AWW.
Das Suchtberatungszentrum in Chemnitz ist bundesweit die einzige Einrichtung dieser Art im AWW. Eine weitere Kontaktstelle für Menschen mit Suchtproblemen gibt es in Schwedt/Oder. Darüber hinaus sind etwa zehn Suchtselbsthilfegruppen in Sachsen und Berlin-Brandenburg Anlaufstellen für Menschen mit Suchtproblemen.
Advent-Wohlfahrtswerk e. V.
Das Advent-Wohlfahrtswerk e. V. wurde als Sozialwerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten 1897 in Hamburg gegründet. Es ist in Deutschland Träger von Kindertagesstätten, einer Heilpädagogischen Tagesstätte, einer Einrichtung für Suchtberatung und Suchtbehandlung sowie einem Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen. Darüber hinaus ist das Advent-Wohlfahrtswerk e.V. Hauptgesellschafter etlicher gemeinnütziger Gesellschaften, zu denen Seniorenheime, Hospize, eine Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung und eine Schule gehören. Zudem trägt das AWW zahlreiche ehrenamtlich geführte Projekte der Flüchtlings- und Integrationshilfe. Auch Selbsthilfegruppen für abhängigkeitskranke Menschen befinden sich in Trägerschaft des adventistischen Sozialwerks. Informationen: www.aww.info
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