Manifest zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Multipler Sklerose in Europa

Das Manifest der „European Multiple Sclerosis Platform“ (EMSP) wurde mit Blick auf die Anfang Juni erfolgten Wahlen zum europäischen Parlament veröffentlicht, um bisherige und neue Abgeordnete für die Anliegen der MS-Community zu gewinnen. Zentrales Anliegen der EMSP ist die weitere Verbesserung der Versorgung der Menschen mit Multipler Sklerose in Europa, insbesondere auch in den EU-Vertragsstaaten.

Nach wie vor sind die Unterschiede in der Versorgungssituation eklatant: In Europa haben weniger als die Hälfte der Menschen mit Multipler Sklerose Zugang zu körperbezogenen rehabilitativen Maßnahmen, noch weniger jedoch zu einer psychologischen, kognitiven oder zur beruflichen Rehabilitationsmaßnahme.

Auch die Versorgung mit Immuntherapien und medikamentöser symptomatischer Therapie ist sehr unterschiedlich. So erhielten weniger als 43 Prozent der Menschen mit MS eine Immuntherapie (MS-Barometer EMSP, 2018). Die Gründe sind ebenfalls verschieden: hohe Zuzahlungen oder Eigenanteile, kein oder kaum Zugang zu Fachärzten oder MS-Spezialkliniken.

Die EMSP fordert zudem Verbesserungen bei der beruflichen und sozialen Teilhabe. Nur 48 Prozent der erwerbsfähigen Menschen mit Multiple Sklerose in Europa gehen einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung nach. Hier bedarf es ergänzender Förderprogramme, um die Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern, frühzeitig über Bildungsmaßnahmen insbesondere für von MS betroffene weibliche Jugendliche und junge Erwachsene das Bildungsniveau zu heben und damit einem späteren Armutsrisiko entgegenzuwirken. Auch für Deutschland zeigen die vorliegenden Daten des MS-Registers der DMSG, dass knapp ein Viertel der Menschen mit MS, die im Register erfasst sind, vorzeitig berentet wurde (Stand 12/2022).

Die EMSP betont in ihrem Manifest auch die bedeutende Stellung der Angehörigen und fordert auch in diesem Bereich Unterstützung durch die künftige EU-Kommission. „Ohne die ehrenamtliche Care-Arbeit der Angehörigen wäre es vielen Menschen mit MS nicht möglich, am gesellschaftlichen und sozialen Leben noch teilzuhaben“, sagt der Präsident der EMSP und DMSG-Bundesgeschäftsführer Herbert Temmes

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, DMSG, unterstützt das Manifest und bittet alle, die Online-Petition der europäischen MS-Gesellschaft EMSP zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit MS in Europa zu unterzeichnen.

https://emsp.org/get-involved/one-million-minds-campaign/#petition

Über den Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.

Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, 4.186 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 251 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG rund 42.000 Mitglieder.

Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.

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