Fünfzehn Bauplaner und -praktiker nahmen an einer noch ungewöhnlichen gewerblichen Qualifizierung in der Glücksburger Ideenschmiede „artefact“ teil, um sich professionell mit Strohbau auseinanderzusetzen. Zimmerleute, Maurermeister, Architektinnen und ähnliche Bauberufe waren vertreten in einem mehrtägigen Theorie-Praxis-Workshop, der neue berufliche Perspektiven eröffnen soll. Dirk Großmann von der Bremer Strohbau-Consultec wusste seine jahrzehntelange Erfahrung überzeugend weiterzugeben. Fachliches Know how zu statischen Berechnungen, Brandschutz und Energiebilanzen stand ebenso auf der Tagesordnung wie das betriebswirtschaftlich und handwerklich effiziente Einbauen genormter Strohballen in Holzständer-Konstruktionen. Eine Exkursion führte zu einem zweigeschossigen Mehrfamilienhaus in Hürup. Am letzten Tag wurden mit dem Lehmbau-Fachmann Jens Paulsen Innenwand- Putze mit und ohne maschinelle Unterstützung aufgebracht. Bei der Schlussrunde stellte Zimmermeister Holger Wrede aus Osterby fest, dass er die zahlreichen Vorteile, aber auch Grenzen des Bauens mit Stroh nun sehr viel besser einschätzen kann, während die Bauplaner Michael Benthack und Kris Heitmann vom Kirchenkreis Hamburg bereits an einer Kindertagesstätte in Strohbauweise arbeiten. Milan Mai aus Colnrade will zur Vorbereitung eines eigenen Betriebes nun noch tiefer in´s nachhaltige Bauen einsteigen und nimmt ab Ende April am dreiwöchigen Fachkraft Lehmbau-Kurs teil, der mit der Prüfung durch die Handwerkskammer Flensburg endet.
Nach dem erfolgreichen Auftakt ist davon auszugehen, dass artefact laut Geschäftsführer Werner Kiwitt auch zu Strohbau weitere Kurse anbietet. Interessenten können sich ab sofort melden unter info@artefact.de
Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und die Reduktion von Zementeinsatz entwickelt sich im Bausektor immer rasanter. Bereits seit 1990 ist das Glücksburger Zentrum für nachhaltige Entwicklung als Pionier mit damals noch belächelten Experimenten unterwegs, baute unten Anderem Unterkünfte mit damals exotisch anmutenden Baukonzepten: Seegrasdämmung im Dachstuhl, lokaler Lehm verbaut in interkultureller Architektur, 100.000 leere „Flens“-Flaschen als betonsparender Fussbodenaufbau – längst haben andere Unternehmen und mehrere start-ups die Ideen übernommen und weiterentwickelt.
Weitere Infos zum artefact Zentrum und dem Klimapark Glücksburg gibt es unter www.artefact.de