Darmkrebsmonat März: „Da waren plötzlich dunkle Wolken über meinem Kopf“

„Ich wusste, dass ich ein erhöhtes Risiko habe, an Darmkrebs zu erkranken. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass es mich wirklich erwischt“, erinnert sich Patrick Bertels an den Moment, in dem während einer Darmspiegelung am UKM (Universitätsklinikum Münster) plötzlich eine auffällige Stelle entdeckt wurde. Die Spezialistinnen und Spezialisten des dortigen Darmzentrums entnahmen eine Probe. Nach der Untersuchung des Gewebes erhielt der 29-Jährige die erschreckende Diagnose: Enddarmkrebs. „Zum Glück war die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten“, ist der in Münster geborene und mittlerweile in Osnabrück lebende Musicaldarsteller dankbar, dass die bösartige Veränderung so früh entdeckt wurde.

„Darmkrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung. In den vergangenen Jahren sind leider auch immer mehr junge Erwachsene betroffen“, sagt Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster und Leiterin des Bereichs Internistische Onkologie der Medizinischen Klinik A am UKM. „Während bei Herrn Bertels bekannt war, dass das Darmkrebs-Risiko aufgrund einer einige Jahre zuvor diagnostizierten chronisch entzündlichen Darmerkrankung erhöht war, sind die Ursachen bei vielen anderen jungen Betroffenen häufig unklar.“ Daher untersucht die Onkologin mit ihrer Arbeitsgruppe im Rahmen der PerMiCCion-Studie, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsverbund, welchen Einfluss zum Beispiel Ernährungs- und Lebensstil auf die Mikroorganismen im Darm haben und wie sie zur Entstehung von Darmkrebs beitragen. „Ziel der Studie ist, die Erkrankung durch die Kenntnis unseres Darmmikrobioms besser diagnostizieren, überwachen, behandeln und möglicherweise sogar verhindern zu können“, erklärt Annalen Bleckmann.

Wie wichtig es ist, mögliche Risikofaktoren zu kennen, betont auch Patrick Bertels: „Seit meinem 17. Lebensjahr, als meine chronisch entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert worden ist, komme ich zu den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen nach Münster.“ Weil gerade alles so gut lief, hatte er sogar kurz darüber nachgedacht, den Termin im September vergangenen Jahres zu verschieben. „Ich habe mich absolut fit gefühlt“, so der junge Mann. „Ich tanze Hip-Hop, gehe viel klettern und stand für ein Musical in Osnabrück auf der Bühne. Aber Darmkrebs kommt schleichend… Jung zu sein und sich fit zu fühlen, ist keine Sicherheit!“

Weil der Krebs noch in einem frühen Stadium war, brauchte Bertels keine Chemotherapie vor der Operation zur Entfernung des Tumors. Während eines robotisch unterstützten Eingriffs entfernte Priv.-Doz. Dr. Philipp Houben, Leiter des UKM-Darmzentrums, gemeinsam mit seinem Team den gesamten Dick- und Mastdarm. „So konnten wir nicht nur den vorhandenen Krebs beseitigen, sondern darüber hinaus auch alle sich möglicherweise im Dickdarm befindlichen Krebsvorläufer und das damit verbundene Risiko“, so der Chirurg. Tumorgewebe- und Stuhlproben werden nun in der Zentralen Biobank der Medizinischen Fakultät Münster eingelagert und können auch im Rahmen der PerMiCCion-Studie mit den Proben anderer Betroffenen verglichen werden. „Es geht darum, Risikofaktoren zu identifizieren, um frühzeitig handeln zu können und so die Heilungschancen deutlich zu steigern“, sind sich Houben und Bleckmann einig.

Patrick Bertels hat sich inzwischen wieder gut erholt und freut sich auf seinen Musical-Job im Sommer. „Wenn man so eine Diagnose bekommt, stellt das die ganze Zukunft infrage. Da waren plötzlich dunkle Wolken über meinem Kopf. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich so schnell wieder so fit bin und schon so bald wieder auf der Bühne stehen kann. Das ist ein echter Lichtblick!“

Über Universitätsklinikum Münster

Das UKM (Universitätsklinikum Münster) steht für Spitzenforschung, exzellente Lehre und modernste Krankenversorgung in der deutschen Krankenhauslandschaft und gehört bundesweit zu den erfolgreichsten Maximalversorgern. Derzeit verfügt das Universitätsklinikum Münster über 1.513 Betten in 38 Kliniken und 30 Zentren sowie über 44 Forschungsinstitute. Jährlich werden im UKM über 50.000 Patientinnen und Patienten stationär versorgt, ambulant gibt es mehr als eine halbe Millionen Behandlungen. Mit mehr als 11.800 Mitarbeitenden ist die UKM-Gruppe einer der größte Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe in der Region.

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