Der Weg zu „Netto Null“ ist jedoch komplex. Angesichts des immer kleiner werdenden Zeitfensters, in dem die globale Erwärmung auf unter 1,5°C begrenzt werden kann, müssen sich Investoren mit einem der wichtigsten Instrumente ihrer Klimastrategie auseinandersetzen: der Bewertung der Portfoliotemperatur. Diese Kennzahl ist mehr als ein bloßes Symbol der Umweltbelastung eines Portfolios; sie spiegelt das potenzielle Ausmaß der globalen Erwärmung wider, das die Emissionen der betreffenden Investments verursachen können.
Anhand der „Temperatur“ des Portfolios können Investoren wichtige Erkenntnisse in mehreren Bereichen gewinnen. Erstens ermöglicht sie die Überwachung und Messung der Fortschritte bei der Erreichung der Dekarbonisierungsziele. Regelmäßige Temperaturbewertungen können als Performance-Tracker dienen, anhand dessen die Anleger messen können, ob ein Portfolio auf dem richtigen Weg Richtung „Netto-Null“ ist. Zweitens helfen Bewertungen bei der Identifizierung und Minderung klimabedingter Finanzrisiken. Ein Portfolio, das auf emissionsintensive Assets ausgerichtet ist, ist nicht nur ökologisch nicht vertretbar. Es könnte in einer Welt, die sich auf kohlenstoffärmere Alternativen umstellt, auch erheblichen finanziellen Risiken ausgesetzt sein: Regulierung, Markt, Reputation und Rechtsstreitigkeiten. Schließlich kann eine zuverlässige Temperaturbewertung die Rechenschaftspflicht und Transparenz verbessern und somit der steigenden Nachfrage von Stakeholdern nach umfassender Klimaberichterstattung und ethischen Investitionen gerecht werden.
Die Bestimmung der Portfoliotemperatur ist jedoch keine leichte Aufgabe. Da es keinen allgemein anerkannten Ansatz gibt, muss man sich durch ein komplexes Geflecht von Methoden bewegen, von denen jede ihre eigenen Stärken, Grenzen und inhärenten Verzerrungen hat. Ob das „Climate Disclosure Project (CDP) – World Wildlife Fund (WWF) Temperature Rating“, die „Trucost Portfolio 2°C Alignment Assessment“-Methode von S&P, das „The Paris Agreement Capital Transition Assessment“ (PACTA), das „Implied Temperature Rise“-Modell (ITR) von MSCI oder die „Carbon Impact Analytics“-Methode (CIA) von Carbon4 – Investoren müssen sich mit verschiedenen Instrumenten auseinandersetzen, um ihren Weg zu „Netto-Null“ zu finden.
Doch wie lassen sich diese Methoden miteinander vergleichen, und was sind ihre relativen Vorzüge und potenziellen Fallstricke? Wie gehen wir mit den inhärenten Unsicherheitsfaktoren um? Und welche Schlussfolgerungen können wir als Investor aus den verschiedenen Resultaten ziehen, die den Anteil der Portfolios an einer kohlenstoffarmen Zukunft betreffen?
Ein erster notwendiger Schritt ist es, die verschiedenen Methoden zu verstehen. Die Wahl der Methode wird natürlich die Klimastrategien der Investoren prägen und damit Entscheidungen über Desinvestitionen, Kapitalallokationen, das Engagement von Aktionären und politische Lobbyarbeit beeinflussen. In einer Welt, die mit beispiellosen Klimaproblemen konfrontiert ist, könnten diese Entscheidungen den Unterschied zwischen einer vom unkontrollierten Klimawandel geprägten Zukunft und einer „Netto-Null-Welt“ bedeuten.
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[1] AR6 Synthesis Report: Climate Change 2023 (ipcc.ch) 20. März 2023
[2] https://unfccc.int/sites/default/files/resource/sb2023_09E.pdf 8. September 2023
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