Weibliche Führungskräfte rechnen mit Gleichstellung spätestens in 15 Jahren

Drei von vier weiblichen Führungskräften rechnen damit, dass die endgültige Gleichstellung der Geschlechter in den Unternehmen spätestens in 15 Jahren erreicht sein wird (77 Prozent). Das hat der „Global Female Leaders Outlook“ (GFLO) von KPMG ergeben, für den 839 weibliche Führungskräfte aus Unternehmen in aller Welt – darunter die meisten aus den USA und Deutschland – zum vierten Mal seit 2018 zu ihrer Sicht auf wirtschaftliche Themen befragt wurden. Die Hälfte der Unternehmen, in denen die weiblichen Führungskräfte tätig sind, verzeichnet einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Dollar.

Drei Viertel der Befragten erwarten in den kommenden Jahren weitere Fortschritte im Bereich Diversität und Integration. Der Wert ist identisch mit den Ergebnissen des CEO Outlooks 2022. Jedoch gibt es regionale Unterschiede: Auffällig ist, dass Top-Managerinnen in Nordamerika deutlich optimistischer sind als in anderen Regionen. Nirgendwo stoßen bereits erfolgte und geplante Gleichberechtigungsmaßnahmen demnach auf positiveres Feedback. Wie entscheidend Gender Equality ist, zeigt der Anteil von 75 Prozent der Befragten, die den Aspekt als besonders wichtigen Faktor für künftiges Wachstum nennen. Dieses Ergebnis deckt sich mit denen des CEO Outlooks 2022 von KPMG (79 Prozent).

Auch das Thema Gender Pay Gap ist präsent. Laut Daten des Weltwirtschaftsforums beträgt das Lohngefälle für Führungsrollen aktuell 38 Prozent. 45 Prozent der Teilnehmerinnen berichten immerhin davon, dass es in ihren Unternehmen Transparenz in Bezug auf Lohngleichheit gibt, 33 Prozent berichten von Intransparenz. Weitere 22 Prozent haben eigenen Angaben zufolge bislang keine Daten zum Pay Gap.

Trotz Polykrisen: Topmanagerinnen blicken optimistisch in die Zukunft

Neben Aspekten der Gleichstellung ging der diesjährige GFLO der Frage nach, welche Wachstumsperspektiven weibliche Führungskräfte derzeit für ihr Unternehmen und sich persönlich sehen. Trotz der anhaltenden Krisen und Unsicherheiten sind die Aussichten positiv – 84 Prozent der befragten Teilnehmerinnen erwarten in den kommenden drei Jahren Wachstum für ihr Unternehmen. Wenngleich die Komplexität der Aufgaben zugenommen hat (90 Prozent), sehen fast zwei Drittel (72 Prozent) in den außergewöhnlichen Herausforderungen der Polykrisen auch Chancen für die eigene Karriere. Damit einher gehen veränderte Anforderungen an den persönlichen Führungsstil. 

Die zwei persönlichen Merkmale, die die Teilnehmerinnen am häufigsten als Erfolgsfaktoren für ihre Karriere bewerten, sind ‚strategisches Denken‘ und ‚Führungskompetenz‘, gefolgt von ‚Kommunikationsfähigkeiten‘ und ‚harte Arbeit‘. Vergleicht man diese Angaben mit denen von 2018, zeigt sich, dass damals ‚Kommunikation‘ noch im Fokus stand. Damit hat die Bedeutung von Strategie und Führung im Vergleich zu Kommunikation zugenommen – die Frauen sind in der CEO-Rolle angekommen.

Angelika Huber-Straßer
Regionalvorstand Süd
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Bedeutung von Netzwerken nimmt zu

Bei den strukturellen Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Karriere nimmt die Relevanz des persönlichen Netzwerks deutlich zu. 2018 waren es 41 Prozent der Befragten, die das persönliche Netzwerk hervorhoben, nun sind es 57 Prozent. Optionen zur Teilzeitarbeit (15 Prozent) oder die Frauenquote (3 Prozent) spielen eine geringere Rolle. Eine Teilnehmerin fasst ihre karrierefördernden Voraussetzungen so zusammen: „Männliche Verbündete, weibliche Vorbilder, hybride Arbeitsmodelle.“

Weitere Ergebnisse der Umfrage:

  • 87 Prozent halten Anpassungsfähigkeit für den wichtigsten Erfolgsfaktor für die Resilienzsteigerung von Unternehmen
  • 47 Prozent erwarten, dass ESG einen positiven Effekt auf das Unternehmenswachstum haben wird
  • 74 Prozent sagen, dass künftig Bindung und Weiterbildung von Mitarbeitenden Priorität gegenüber Investitionen in neue Technologien hat
  • 80 Prozent mussten schon mindestens einmal das Unternehmen wechseln, um den nächsten Karriereschritt zu machen
  • 51 Prozent sagen, dass in ihrem Unternehmen immer noch der „Old boys club“ existiert, ein Männernetzwerk
  • Nur 4 Prozent haben eine:n Partner:in, der die hauptsächliche Verantwortung für Familie und Haushalt trägt
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