Das Goethe-Institut eröffnet zwei Deutsch-Französische Kulturinstitute und festigt seine Arbeit im Südkaukasus und in Osteuropa

Im Rahmen seiner Transformation festigt das Goethe-Institut seine Arbeit im Südkaukasus und eröffnet ein Institut in Eriwan (Armenien). Außerdem werden im Jahr 2024 ein Deutsch-Französisches Kulturinstitut in Bischkek (Kirgisistan) und ein Deutsch-Französisches Kulturinstitut in Glasgow (Schottland) gegründet; damit wird die deutsch-französische Zusammenarbeit in der internationalen Kulturpolitik intensiviert. In der Spracharbeit liegt der Fokus auf der Stärkung der Deutschlehrkräfte weltweit und ihres Unterrichts als wesentlichem Faktor für eine positive Wahrnehmung Deutschlands und eine gelungene Integration von Zuwandernden.

Anlässlich der Jahrespressekonferenz betonte die Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz: „Zunehmende internationale Krisen, nicht zuletzt die aktuelle Eskalation im Nahost-Konflikt, der anhaltende Angriffskrieg gegen die Ukraine, die militärische Auseinandersetzung im Sudan, aber auch der nach wie vor gravierende Fachkräftemangel in Deutschland zeigen, wie sehr Austausch, Verständigung über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg sowie ein differenziertes Wissen über Deutschland vonnöten sind. Für dieses Kernanliegen unserer Arbeit haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten viel Wertschätzung erfahren. Es bewegt mich, wenn sich Menschen für den Erhalt der Goethe-Institute einsetzen und in diesem Zuge auch von persönlichen Geschichten und positiven Erfahrungen berichten.“ Um seine Zukunftsfähigkeit zu sichern, sei die Transformation des Goethe-Instituts zwingend notwendig. „Wir stellen uns den veränderten geopolitischen und auch finanziellen Rahmenbedingungen weiterhin mit voller Kraft. Ich bin stolz auf die hervorragende Arbeit unserer vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich weltweit für diesen kulturellen Austausch einsetzen. Ihre Arbeit ist in diesen Zeiten von höchster Bedeutung. Mittlerorganisationen leisten einen essenziellen Beitrag für den internationalen Kultur- und Bildungsaustausch. Ihre Arbeit ist auch wichtiger Teil einer nachhaltigen, integrierten Sicherheitspolitik. Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sollte gerade jetzt unbedingt gestärkt werden.“ Die Präsidentin hob die Bedeutung des Engagements im Südkaukasus und in Osteuropa hervor – es gelte, ein europäisches Bürgerbewusstsein mithilfe von Vernetzung und kulturellem Austausch unter den Ländern der Region zu stärken. Sie ging auch auf das Engagement des Goethe-Instituts für die Stabilisierung der ukrainischen Kulturlandschaft und der Zivilgesellschaft vor Ort ein. Immer wieder zeige sich, wie wichtig diese Programme im Kultur- und Bildungssektor sind: „Sie sichern eine selbstbewusste und resiliente Zivilgesellschaft, die die Basis bildet für eine starke zukünftige Ukraine.“

Johannes Ebert, der Generalsekretär des Goethe-Instituts, führte aus: „Die Veränderungen in der Welt und ihre Auswirkungen auf die deutsche Außenpolitik, aber auch die enger werdenden finanziellen Spielräume verlangen, dass das Goethe-Institut seine Arbeit unter veränderten Vorzeichen neu gestalten muss.“ Das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt 2023 unterstreiche die finanziell herausfordernde Situation, in der sich die Bundesrepublik befinde. „Wichtiges Ziel unserer Transformation ist es, angesichts der virulenten geopolitischen Veränderungen der letzten Jahre anzupacken, unser Institutsnetzwerk und auch unsere Arbeitsweisen zu modernisieren. Wir planen 2024 die Eröffnung eines Goethe-Instituts in Eriwan, Armenien. Auch die Eröffnung eines Goethe-Instituts in Baku, Aserbaidschan, ist in Vorbereitung. Wir bauen unsere Aktivitäten im Südkaukasus und auch in Osteuropa aus. Dieser Teil Europas muss angesichts der Aggression Russlands und seines Angriffskrieges gegen die Ukraine von uns mehr Aufmerksamkeit als bislang erfahren. Zudem werden wir im nächsten Jahr ein neues Deutsch-Französisches Kulturinstitut, ein Kultur Ensemble, in Bischkek eröffnen, wo das Goethe-Institut bisher nicht mit einer eigenen Struktur präsent war. Auch in Glasgow soll 2024 ein Kultur Ensemble offiziell eröffnet werden. Die deutsch-französische Freundschaft ist uns wichtig. Hier gehen wir bewusst neue Wege der europäischen Zusammenarbeit. Mittelfristig, ab 2025, planen wir auch den Aufbau von Präsenzen in der Republik Moldau, in Polen, im Südpazifik und in der Landesmitte der USA. Elementar hierfür ist eine stabile und gesicherte Finanzierung.“

Mit Blick auf den Haushalt 2024, erklärte Johannes Ebert, bleibe die Verabschiedung des Bundeshaushalts abzuwarten. Der Regierungsentwurf sähe eine Reduktion der institutionellen Förderung auf 232 Millionen Euro vor. Damit würde die institutionelle Förderung des Goethe-Instituts auf das Niveau von 2018 zurückfallen. Wie schon 2023 sind, laut Regierungsentwurf, 14 Millionen Euro an eine sogenannte Maßgabenvorgabe durch den Deutschen Bundestag gekoppelt.

Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack erläuterte die positive Entwicklung bei den Umsatzerlösen aus der Spracharbeit für 2023. Im In- und Ausland haben sie zusammengenommen mit insgesamt rund 132 Millionen Euro fast das Vor-COVID-Rekordniveau erreicht. Insbesondere die Nachfrage nach zertifizierten Prüfungen sei mit voraussichtlich rund 900.000 abgenommenen Prüfungen weltweit stark gestiegen. „Wir sehen allerdings auch, dass durch knapper werdende öffentliche Mittel weniger Kulturveranstaltungen stattfinden können und sich damit unsere Reichweiten abschwächen. Umso wichtiger ist es, durch Umschichtungen die Handlungsspielräume der Institute für die Programmarbeit wieder zu stärken. Besonders freut uns auch, dass wir den Anteil an Mitteln der Europäischen Union in diesem Jahr stark erhöhen konnten.“

Abschließend ging Generalsekretär Johannes Ebert auf die Bedeutung der weltweiten Sicherung eines qualitativ hochwertigen Deutschunterrichts für die Stärkung der deutschen Sprache ein: „Deutschunterricht stellt auf der ganzen Welt gerade für junge Menschen einen niederschwelligen Zugang zu unserem Land dar und ist elementar für eine gelungene Fachkräfteeinwanderung. Doch weltweit fehlen laut einer Schätzung des Goethe-Instituts insgesamt knapp 4.000 Lehrkräfte, Tendenz steigend.“ Das Goethe-Institut motiviere Deutschlehrkräfte weltweit durch Fortbildungen und Stipendien. Mit Deutsch Lehren Lernen bietet es das weltweit größte Fort- und Ausbildungsprogramm für Deutschlehrende an. Auf dem neuen Online-Portal „Deutschstunde“ können sich Deutschlehrkräfte weltweit kostenfrei mit hochwertigem Unterrichtsmaterial versorgen und untereinander vernetzen. Kooperationen mit dem Bildungssektor von Partnerländern spielen auch eine besonders wichtige Rolle: „Wir konnten in diesem Jahr mehrere bedeutende Kooperationen festzurren“, so Ebert. „Allein in der Ukraine arbeiten wir nun mit 18 Hochschulen zusammen. Auf Einladung des ägyptischen Bildungsministeriums sowie des indonesischen Gesundheitsministeriums arbeiten wir in den kommenden Jahren daran, Deutsch als Unterrichtsfach im Lehrplan von allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen zu verankern.“ Gute Kenntnisse der deutschen Sprache spielen nicht zuletzt im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Integration. Dies wird Thema bei der Zukunftskonferenz, die das Goethe-Institut am 10. und 11. Juni 2024 in Berlin veranstaltet.

Durch das Goethe-Institut im Exil wird auch im kommenden Jahr wieder Kulturszenen aus Ländern eine Plattform geboten, in denen die Arbeit des Goethe-Instituts vor Ort nicht mehr möglich ist. Im Rahmen des Länderschwerpunkts Belarus wird ab 2. Februar 2024 zeitgenössische Kunst aus Belarus in der Galerie im Körnerpark und in der Prater Galerie in Berlin zu sehen sein. Vom 22. bis 25. März stellt ein Festival im Kunsthaus ACUD die vielfältige belarusische Kulturszene vor. Die Vernetzung der belarusischen kulturellen Diaspora in Deutschland mit der in Georgien, Litauen und Polen erfährt dabei eine besondere Bedeutung durch zeitgleich stattfindende Veranstaltungen in Berlin, Tiflis, Vilnius und Warschau.

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