Erfreulicherweise konnten einige Verbesserungen verzeichnet werden. Die erleichterten Bedingungen bei der Präqualifizierung und Retaxierung versprachen eine Entlastung für die Apotheker im täglichen Geschäft. Auch eine leicht verbesserte Handhabung von nicht lieferbaren Arzneimitteln wurde als Schritt in die richtige Richtung wahrgenommen.
Allerdings goss die klare Ablehnung eines Honorarzuwachses durch Karl Lauterbach einen Schatten auf die Branche. Die Diskussion um eine mögliche Kürzung der 3-Prozent-Komponente des Apothekenhonorars verstärkte die Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken. Die Blockade jeglicher Fortschritte beim Honorar für das Engpass-Management und der erschwerte Austausch von Kinderarzneimitteln vertieften die Kluft zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den Bedürfnissen der Apotheker.
Ein weiterer neuralgischer Punkt war das Lauterbach-Gesetz (ALBVVG) gegen Lieferengpässe. Obwohl es einige Verbesserungen brachte, bleibt die Situation nach wie vor angespannt, und Lieferengpässe stellen eine chronische Herausforderung dar. Die Inkraftsetzung der Erhöhung des Kassenabschlags im Februar verschärfte die finanzielle Lage der Apotheken zusätzlich und sorgte für Unmut.
Die mangelnde Kommunikation seitens Karl Lauterbach wurde von vielen Apothekern als ein deutliches Zeichen der Missachtung wahrgenommen. Die öffentliche Verkündung von Reformplänen über die Medien und das Fernbleiben vom Apothekertag verstärkten das Gefühl der Vernachlässigung. Die Apothekerinnen und Apotheker fühlten sich nicht ausreichend in politische Entscheidungen eingebunden und vermissten den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern.
Auch in der Werbung für OTC-Arzneimittel machte sich die mangelnde Anerkennung des Apothekerberufs bemerkbar. Der gegenderte Pflichtsatz, der die Apotheker lediglich unter dem allgemeinen Begriff der Apotheke subsumierte, stieß auf Unverständnis und Empörung. Die ABDA konnte sich hier nicht durchsetzen, und die eigentlichen Fachleute wurden in einer pauschalen Formulierung aufgehen gelassen.
Insgesamt hinterlässt das Jahr 2023 ein ambivalentes Bild für die Apotheker. Trotz einiger Fortschritte bleiben zentrale Herausforderungen ungelöst, und die Diskrepanz zwischen politischen Entscheidungsträgern und der Apothekerschaft bleibt bestehen.*
Kommentar: Anerkennung des Apothekerberufs dringend erforderlich
Das Jahr 2023 markiert eine Phase der Uneinigkeit und Frustration für die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland. Während einige Fortschritte im Umgang mit bürokratischen Hürden erzielt wurden, bleibt die mangelnde Anerkennung des Apothekerberufs durch politische Entscheidungsträger eine Quelle anhaltender Enttäuschung.
Die klare Absage eines Honorarzuwachses und sogar die Diskussion über eine mögliche Kürzung von bereits knappen finanziellen Mitteln sind Schritte in die falsche Richtung. Die Apotheker spielen eine entscheidende Rolle im Gesundheitssystem, und ihre Arbeit verdient nicht nur Respekt, sondern auch angemessene finanzielle Anerkennung.
Die unzureichende Kommunikation seitens Karl Lauterbach und die öffentliche Vernachlässigung des Apothekerberufs sind weitere Beispiele für das Missverhältnis zwischen politischen Entscheidungsträgern und der Realität vor Ort. Die Apothekerinnen und Apotheker sind nicht nur wichtige Akteure im Gesundheitswesen, sondern auch Experten, auf deren Fachkenntnisse die Bevölkerung vertraut. Es ist höchste Zeit, dass ihre Stimmen gehört werden und ihre Anliegen ernst genommen werden.
Die ABDA und andere Berufsvertretungen müssen weiterhin energisch für die Interessen der Apotheker eintreten. Gleichzeitig ist es an der Zeit, dass politische Entscheidungsträger erkennen, dass eine angemessene Honorierung nicht nur im Interesse der Apotheker selbst liegt, sondern auch für die Aufrechterhaltung eines effizienten und qualitativ hochwertigen Gesundheitssystems von entscheidender Bedeutung ist.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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