Herr Hennig, der neue gDrive weicht komplett vom bisherigen Pendix-Sortiment ab. Sie arbeiten dabei an einem integrierten Mittelmotor mit Getriebe. Weshalb haben Sie sich für diesen Weg entschieden?
Wer sich heute den Markt der eBikes anschaut, der wird schon seit einiger Zeit den Trend zu mehr Integration erkennen. Sowohl Akku als auch Motor sollen möglichst im Rahmen verschwinden und nicht auffallen. Bei unserem Nachrüstmotor als Direktantrieb konnten wir aufgrund des seitlichen Anbaus noch einen größeren Durchmesser realisieren, um rein aus dem Elektromotor das Drehmoment zu erzeugen. Sobald wir die Antriebseinheit, wie beim gDrive, mehr im Rahmen integrieren möchten, bedarf es einer anderen Bauform. Diese lässt sich letztlich besser durch einen kleineren Elektromotor in Kombination mit einem Getriebe realisieren. Dabei hat ein Getriebemotor tendenziell den Vorteil eines leicht besseren Wirkungsgrades gegenüber Direktantrieben. Der Elektromotor selbst arbeitet hier mit einer höheren Drehzahl, die dann mithilfe des Getriebes für das notwendige Drehmoment sorgt.
Wie weit ist die Entwicklung bereits vorangeschritten?
Wir haben erste Muster gebaut, mit denen wir bereits Fahrtests durchgeführt haben. Dabei sind die Soft- und Hardware des Systems das erste Mal zusammengekommen. Das ist immer ein wichtiger Moment. Auch wenn wir bereits umfangreiche Erfahrung mit Antrieben haben: Es ist stets ein großer Meilenstein, das erste Mal die Subsysteme in Verbindung zu bringen. Sie als ganzheitliche Antriebseinheit zu fahren und zu erleben, ist einfach spannend.
Welche Vorteile bietet ein Mittelmotor den Radfahrerinnen und Radfahrern gegenüber anderen Antriebsarten?
Ein Mittelmotor ist von der Position am Bike ideal, wenn es um ein natürliches Fahrgefühl geht. In unserem Sortiment gibt es auch einen Nabenmotor. Der wird vorn oder hinten im Rad angebracht. Das ist aber vor allem bei Cargo-Bikes praktisch, da hier das Mehrgewicht im Laufrad nicht mehr so ausschlaggebend ist, denn die zulässigen Gesamtgewichte sind ohnehin höher. Da der neue gDrive aber für City- und Trekkingfahrräder entwickelt wird, haben wir uns schließlich für die Mittelposition des Antriebs entschieden.
Was zeichnet speziell Ihren neuen Mittelmotor aus?
Wir werden neben den harten technischen Faktoren wie einem ausreichend hohen Drehmoment, verschiedenen Antriebsstufen und Akkus mit ausreichender Kapazität auch mit einem neuartigen Nachhaltigkeitskonzept auf den Markt kommen. Denn: Auch wenn E-Bikes nachhaltiger als Autos sind, so kann gerade ein Antriebskonzept die Nachhaltigkeit noch einmal stärken, wenn sie bereits in der Entwicklung mit betrachtet wird.
Wie gehen Sie das Thema Nachhaltigkeit genau an?
Der Antrieb wird bei uns in Zwickau produziert. Nachhaltigkeit in der Produktion umfasst für uns aber nicht nur den Produktionsstandort. Einzelkomponenten werden zum großen Teil in den Werken unseres Verbundunternehmens Johnson Electric produziert, das sich stark für Nachhaltigkeit einsetzt. Insgesamt stellen wir dadurch hohe Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards entlang der ganzen Wertschöpfungskette sicher.
Oft ist die Reparatur bei Mittelmotoren nicht möglich, der ganze Antrieb muss dann kostspielig ausgetauscht werden – ist das bei Ihnen auch so?
Genau das wollen wir mit unserem Antrieb und insbesondere dem Motorkonzept vermeiden. Wir setzen auf Reparieren statt Kompletttausch. Dafür nutzen wir unser modulares Produktdesign.
Wenn Komponenten nicht richtig zusammenarbeiten, sorgt das oft für Frust, statt Bike-Lust. Wie stellen Sie sicher, dass bei Ihnen alle Elemente gut zusammenspielen?
Wir vereinen das ganze Know-how dafür unter einem Dach. Zum einen haben wir als Pendix bereits zehn Jahre Markterfahrung mit unseren derzeitigen Antriebssystemen und dem Zusammenspiel von Komponenten wie Motor, Akku, Sensoren sammeln können. Zum anderen gehören wir seit 2022 zu Johnson Electric, einem Motorenspezialisten für Industrieanwendungen. Dadurch können wir auf zusätzliches Fachwissen in der Motorenfertigung zurückgreifen und so die Skalierbarkeit sicherstellen.
Wenn ich Ihren Mittelmotor jetzt fahren möchte – wann kann ich ihn als Kundin oder Kunde testen, wo wird er überall verbaut werden?
Geplant ist die Markteinführung für 2025. Stand heute befinden wir uns mit verschiedenen Interessenten und Bestandskunden in Kontakt. Erste Testmöglichkeiten für Radlerinnen und Radler wird es voraussichtlich ab dem zweiten Halbjahr 2024 geben. Genauere Infos kommunizieren wir zu gegebener Zeit.
Wie sieht es generell mit der Langlebigkeit Ihres Motors aus und können die FahrerInnen bei Ihnen auf ein zuverlässiges Servicekonzept vertrauen?
Wir legen auch bei diesem Produkt großen Wert auf Qualität. Der Antrieb wird nicht nur in Deutschland entwickelt, sondern auch hier produziert. Die Komponenten stammen zum Großteil aus den Werken von Johnson Electric. Damit stellen wir bei der Fertigung eine gleichbleibende Qualität sicher. Aber unsere Arbeit endet natürlich nicht nach dem Verkauf. Mit unseren Servicetools stellen wir ein unkompliziertes und effizientes Handling bei der Diagnose und Einstellbarkeit unserer Systeme sicher. Außerdem greifen wir auf ein umfassendes Servicenetzwerk in verschiedenen Ländern zurück – und werden dieses weiter ausbauen. Und nicht zuletzt stellen wir auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für die nächsten Jahre sicher. All diese Maßnahmen sollen eine lange Lebensdauer des gDrive ermöglichen, sodass auch Ressourcen geschont werden.
Die Pendix GmbH stellt Elektroantriebe für Fahrräder her. Begonnen hat alles mit dem Nachrüstantrieb Pendix eDrive, mit dem aus fast jedem Fahrrad ein E-Bike werden kann. Zudem machte sich das Unternehmen zuletzt einen Namen im Bereich der seriell-hybrid Antriebe für Fahrräder. Der Nabenantrieb ist das neueste Produkt und revolutioniert den Cargobike Markt. Fahrzeuge mit dem Pendix eDrive INs kommen ohne mechanischen Antriebsstrang aus, sodass Wartungskosten und Ausfallrisiko minimiert werden. Die Pendix GmbH vermarktet zudem unter der Marke VSC.BIKE industrielle Lastenfahrräder. Hauptkunde dabei ist die Deutsche Post AG.
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