Dreiecksvereinbarung für die Ko-Nutzung der Warnow-Werft mit dem Marinearsenal und Joint Venture zwischen Smulders und NEPTUN WERFT: „Wichtiger Meilenstein für die deutsche und europäische Offshore-Energiewende!“

Mit der heutigen Verkündung der Gründung eines Joint Ventures zwischen dem belgischen Unternehmen Smulders und der deutschen NEPTUN WERFT kommt der fast zweijährige Prozess um die zukünftige Nutzung des ehemals durch die MV Werften betriebenen Geländes in Rostock-Warnemünde nun endlich zu einem erfreulichen Abschluss. Vorangegangen war dem zudem eine Dreiecksvereinbarung der Investoren mit dem Marinearsenal der Bundeswehr sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) zur Ko-Nutzung des Werftareals. An den beiden Terminen haben in unterschiedlicher Konstellation auch der Bundesminister für Verteidigung, Boris Pistorius, die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig, sowie Reinhard Meyer, Minister des Landes für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, teilgenommen.

Stiftungsgeschäftsführerin Karina Würtz zu den heutigen Terminen:

„Die nun besiegelte Dreiecksvereinbarung zwischen Marinearsenal, BIMA und den Investoren sowie die zeitgleiche Gründung des Joint Ventures zwischen den Unternehmen Smulders und Meyer NEPTUN WERFT sind nicht nur bedeutende Schritte für die involvierten Unternehmen, sondern auch ein wichtiger Meilenstein für die deutsche und europäische Offshore-Energiewende. Als Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE haben wir uns, insbesondere auch mit der IG Metall Küste, seit der Verkündung der Insolvenz der MV Werften Anfang 2022 beharrlich für die Nutzung des Warnemünder Werftstandortes für den Konverterbau eingesetzt.

Weitere europäische Produktionsstätten für die gigantischen und technisch hochsensiblen 2-GW-Konverterplattformen sind nicht nur unabdingbar für die Erreichung der deutschen und europäischen Offshore-Wind-Ausbauziele, sie bieten auch ein hohes sicherheits-, wirtschafts- und industriepolitisches Potenzial. Bisher war die Serienfertigung von Konverterplattformen im 2-GW-Maßstab ausschließlich an einem großen Werftstandort in Spanien möglich, viele Aufträge gingen daher unter anderem nach Fernost. Ohne eine gesicherte heimische Produktion dieser entscheidenden industriellen Komponente in Europa drohen Produktionsengpässe sowie eine unkalkulierbare Gefahr durch geopolitische Verwerfungen. Mit der Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde kann nun ein weiterer Standort für den Bau der Plattformen in dieser Größenordnung ertüchtigt werden, der uns dem Erreichen unserer Ziele einen großen Schritt näherbringt. Zudem besteht die Möglichkeit zur Schaffung gemeinsamer Synergien zwischen den beiden Unternehmen und dem Marinearsenal. Als nächster wichtiger Meilenstein muss die Finanzierung für die notwendige Ertüchtigung des Geländes gesichert werden, damit einer erfolgreichen Beteiligung an den zukünftigen Ausschreibungen der Übertragungsnetzbetreiber für die Konverterplattformen nichts mehr im Wege steht.

Als Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE freuen wir uns, dass sich das beharrliche und ausdauernde Engagement aller Beteiligten auf Bundes- und Landesebene letztlich ausgezahlt hat. Wir möchten beide Unternehmen, das Marinearsenal und das Land Mecklenburg-Vorpommern zu diesem wichtigen Schritt beglückwünschen. Wir sind sicher, dass der Zusammenschluss der beiden Unternehmen sowohl positive Effekte auf die deutsche Schiffbaubranche, auf die in der Region Mecklenburg-Vorpommern ansässige, weit verzweigte Zuliefererindustrie als auch auf die Kooperation aller Beteiligten am Standort Warnemünde haben wird.

Auch die Verständigung der Bundesministerien für Verteidigung und Wirtschaft ist ein gutes Beispiel für unsere Fähigkeit, Probleme dieser Reichweite auch pragmatisch lösen zu können. Dass das Bundesministerium für Verteidigung hier letztlich den Schritt gegangen ist und lösungsorientiert einer gemeinsamen militärischen und zivilen Ansiedlung zugestimmt hat, obwohl dies ein außenordentlicher Ausnahmefall bei Liegenschaften der Bundeswehr ist, möchten wir hier noch einmal als einen besonderen Beitrag zur Energiewende unterstrichen wissen. Auch hier zeigt sich wieder, wie wichtig die richtigen Personen, zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle sind.“

Hintergrund

Am 10. Januar 2022 hat der Mutterkonzern der MV Werften offiziell einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Bereits seit Bekanntwerden der Insolvenz hatte sich die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE intensiv für eine Nutzung des Standortes in Rostock-Warnemünde stark gemacht. Unter anderem organisierte sie gemeinsam mit der IG Metall Küste im März 2022 eine Veranstaltung vor Ort mit zentralen Akteuren wie den Übertragungsnetzbetreibern, dem Insolvenzverwalter der MV Werften, Dr. Christoph Morgen, dem Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer, der damaligen Maritimen Koordinatorin des Bundes, Claudia Müller, sowie den Bundestagsabgeordneten Katrin Zschau (SPD) und Hagen Reinhold (FDP). (Zur gemeinsamen Pressemitteilung der IG Metall Küste und Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE)

Im August 2022 wurde das Werft-Gelände schließlich vollständig von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernommen und im Anschluss an das Marinearsenal des Verteidigungsministeriums verpachtet. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unter Leitung des Staatssekretärs Jochen Schulte engagierte sich jedoch weiterhin für das Projekt der Ko-Nutzung auf der Werft. Gespräche über mögliche Nutzungsformen verliefen schwierig und langwierig, insbesondere Sicherheitsbedenken seitens des Verteidigungsministeriums spielten eine wiederkehrende Rolle. Der Durchbruch gelang dann schließlich in diversen Diskussionsrunden und Fachgruppen unter Initiative des Büros des Maritimen Koordinators, Dieter Janecek, ab Juli 2023.

Am 21. September 2023 haben der Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und der Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer, bekanntgegeben, dass nun künftig Konverterplattformen auf dem südlichen Teil des Geländes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Marinearsenal der Bundeswehr gebaut werden können. (Zum Pressestatement der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE)

Bis dahin konnten in Europa Aufträge für die 2-GW-Plattformen lediglich an die Dragados-Werft in Spanien vergeben werden. Im Januar 2023 ging der Auftrag der Offshore-Konverterplattformen LanWin 1 und LanWin 3 aufgrund der noch immer nicht zu einem Ergebnis gekommenen Verhandlungen an ein deutsch-spanisches Konsortium. (Zum Pressestatement der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE) Viel besorgniserregender war jedoch, dass viele Aufträge, die vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges Richtung Ukraine ausgeschrieben wurden, in den vergangenen Monaten nach Fernost gingen.

Über Stiftung Offshore-Windenergie

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurde 2005 zur Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie auf See gegründet. Sie hat sich als ein überparteilicher, überregionaler und sektorenübergreifender Thinktank zur Entwicklung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa etabliert. Die Stiftung ist Kommunikationsplattform für Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung, dient dem Wissensaustausch und versteht sich als Ideengeber und Multiplikator. Gleichzeitig bündelt sie die verschiedenen Interessen und vertritt sie gegenüber Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Stiftungskuratorium sind sowohl wichtige Bundes- und Landministerien für den Offshore-Wind-Bereich wie auch Betreiber, Hersteller, Übertragungsnetzbetreiber, Zulieferer, Banken und Versicherungen vertreten.

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