Verbundabschluss 2022: Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen mit ausgeglichenem Resultat

Die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen hat im Geschäftsjahr 2022 trotz des durch die deutlich restriktivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verursachten schnellen und starken Anstiegs des Marktzinsniveaus sowie anhaltend schwieriger gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein ausgeglichenes Resultat erzielt. Mit 7 Mio. € lag das Ergebnis vor Steuern laut Verbundabschluss jedoch erheblich niedriger als im Vorjahr mit 1,4 Mrd. €. „Die Zinswende ist endlich vollzogen. Sie präsentiert sich allerdings für die Kreditwirtschaft mit einem Doppelgesicht: Auf der einen Seite wird die Rückkehr in eine normale Zinswelt den Instituten mittelfristig ertragsseitig spürbar helfen. Das hat sich bei unserer Gruppe bereits 2022 in einem deutlich gestiegenen Zinsergebnis vor Risikovorsorge ausgewirkt. Auf der anderen Seite bringt die Zinswende kurzfristig aber wegen ihres abrupten Verlaufs erhebliche Belastungen im Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten mit sich, die sich entsprechend negativ im Gesamtergebnis niedergeschlagen haben“, fasste Stefan G. Reuß, Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), das vergangene Geschäftsjahr zusammen.

Die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen veröffentlicht jedes Jahr auf freiwilliger Basis einen an die IFRS-Rechnungslegungsvorschriften angelehnten Verbundabschluss, der den wirtschaftlichen Erfolg des Verbundes misst und so einen wichtigen Teil des Verbundkonzepts bildet. Mit diesem Konzept präsentiert sich die Gruppe als wirtschaftliche Einheit von rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen mit einer gemeinsamen Geschäfts- und Risikostrategie sowie einem gemeinsamen Risikomanagementsystem und einem zusätzlichen Reservefonds.

Verbundrating als Ausdruck der wirtschaftlichen Einheit der Gruppe
Die Verbundrechenschaftslegung ist zugleich die Grundlage für ein echtes Verbundrating, das die wirtschaftliche Einheit der Gruppe dokumentiert, zugleich aber auch von jedem Institut des Verbundes im Rahmen seiner Kapitalmarktaktivitäten genutzt werden kann. Das Geschäftsmodell der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen wird seit langem mit guten Bonitätseinstufungen honoriert. So bewertet die Ratingagentur Fitch das Bonitätsrating der Gruppe seit Jahren mit der Note A+ und hat diese Einschätzung mit stabilem Ausblick zuletzt am 18. April 2023 bestätigt.

Regionaler Sparkassenverbund beschäftigt knapp 23.000 Menschen
In den Verbundabschluss sind im Wesentlichen die Sparkassen in den beiden Bundesländern sowie der Konzern der Landesbank Hessen-Thüringen einbezogen, zu dem unter anderem die LBS Hessen-Thüringen zählt. Der Konzern der SV SparkassenVersicherung Holding AG geht at Equity und damit anteilig in die Verbundrechenschaftslegung ein. Mit knapp 23.000 Mitarbeitern (ohne SV Sparkassen-Versicherung) und einer Bilanzsumme von 331,5 Mrd. € spielt der Verbund im Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft in Hessen und Thüringen eine hervorgehobene Rolle. Dies ist auch im Bausparkassengeschäft und im Bereich der Gebäudeversicherung der Fall.

Bilanzsumme bleibt stabil
Die Bilanzsumme der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen lag im Geschäftsjahr 2022 mit 331,5 Mrd. € praktisch unverändert auf dem Niveau des Vorjahres (2021: 332,0 Mrd. €). Auf der Aktivseite erhöhten sich der Kassenbestand sowie die Sichtguthaben bei Zentralnotenbanken und Kreditinstituten um 2,5 Mrd. € bzw. 5,3 % auf 49,8 Mrd. €. Ein Plus war auch bei den Forderungen an Kunden zu verbuchen, die um 4,8 Mrd. € bzw. 2,5 % auf 195,3 Mrd. € ausgeweitet werden konnten. Rückläufig waren dagegen die Handelsaktiva bzw. die zum Fair Value bewerteten finanziellen Vermögenswerte, die um 2,8 Mrd. € bzw. 18,5 % auf 12,3 Mrd. € respektive um 8,0 Mrd. € bzw. 15,2 % auf 44,5 Mrd. € sanken. Auf der Passivseite sorgten erneut die Einlagen von Kreditinstituten und von Kunden bei der Bilanzsumme für Wachstum. Erstere legten um 3,8 Mrd. € bzw. 5,8 % auf 69,7 Mrd. € zu, letztere um 3,2 Mrd. € bzw. 2,0 % auf 165,7 Mrd. €. Die Positionen „Handelspassiva“ und „Sonstige Passiva“ verminderten sich hingegen um 0,2 Mrd. € bzw. 1,5 % auf 12,9 Mrd. € sowie um 4,3 Mrd. € bzw. 18,5 % auf 19,0 Mrd. €.

Gruppe weist bilanzielles Eigenkapital von 24,4 Mrd. € auf
Das bilanzielle Eigenkapital des Verbundes blieb zum 31. Dezember 2022 mit insgesamt 24,4 Mrd. € stabil. Die Sparkassen-Finanzgruppe verfügt damit weiterhin über ein angemessenes Reservepolster, das zugleich ausreichenden Spielraum für weiteres Geschäftswachstum bietet. „Unser Verbund zeichnet sich durch eine gute Risikotragfähigkeit aus, die vor allem von der Kombination aus dem eher kleinteiligen Sparkassengeschäft und dem großvolumigen Geschäft der Landesbank im Wholesale-Bereich profitiert. Diese breit gemischte Bilanzstruktur sorgt für ein besseres Risikoprofil und macht die Gruppe im Vergleich zur Betrachtung der einzelnen Teile stabiler“, erklärte Reuß.

Ertragsentwicklung maßgeblich von Zinswende beeinflusst
Das gesamtwirtschaftliche Umfeld in Deutschland war 2022 vom Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise geprägt. Zudem wirkten zahlreiche in der Corona-Pandemie entstandene Liefer- und Materialengpässe fort. Beide Effekte sorgten für Rekordinflationswerte, die die EZB im Sommer 2022 zu einem geldpolitischen Kurswechsel mit stark steigenden Zinssätzen veranlassten. Diese straffe Zinswende beeinflusste im vergangenen Jahr maßgeblich auch das operative Ergebnis der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen. Dabei kamen positive wie negative Faktoren zum Tragen, die im Saldo dafür sorgten, dass das Ergebnis der Gruppe vor Steuern von 1,4 Mrd. € auf 7 Mio. € deutlich gesunken ist.

Provisionsüberschuss, Zins- und Handelsergebnis legen zu
Im Zinsergebnis vor Risikovorsorge machte sich das gestiegene Zinsniveau bereits positiv bemerkbar. Es verbesserte sich kräftig um 354 Mio. € bzw. 12,9 % auf gut 3,1 Mrd. €. Auf Wachstumskurs blieb 2022 auch der Provisionsüberschuss, der um 70 Mio. € bzw. 5,4 % auf knapp 1,4 Mrd. € zulegte. Darüber hinaus gelang es dem Verbund, das Handelsergebnis mit 356 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr mehr als zu vervierfachen und die Dividendenerträge um 72 Mio. € bzw. 33,0 % auf 290 Mio. € auszubauen. Der Verwaltungsaufwand lag mit knapp 3,4 Mrd. € um 274 Mio. € bzw. 8,9 % deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Den größten Belastungsfaktor stellte 2022 aber das Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten dar, das im Vorjahr noch einen positiven Beitrag von 285 Mio. € zum Vorsteuerergebnis geleistet hatte. Wegen der abrupten Zinswende und der damit verbundenen negativen Wertkorrekturen belastete es diesmal das Vorsteuerergebnis mit knapp 1,2 Mrd. €. Um den Ertragsteueraufwand bereinigt sank das Jahresergebnis auf -16 Mio. €. Im Vorjahr hatte es noch bei gut 1,1 Mrd. € gelegen. Die Cost-Income-Ratio erhöhte sich 2022 von 65,0 % auf 81,3 %.

Prognose Basisszenario 2023: Deutliche Ergebnis-Erholung
Für das laufende Jahr 2023 ist damit zu rechnen, dass der weitere Zinsanstieg selbst bei weiteren Zinsschritten der EZB nicht mehr so steil wie im Vorjahr ablaufen wird. „Wir gehen deshalb davon aus, dass wir die temporären Belastungen der Zinswende bereits weitgehend in den Bilanzen des Jahres 2022 verarbeitet haben. Jetzt werden die positiven Aspekte überwiegen, die unseren Instituten bei ihrer Hauptertragssäule, dem Zinsergebnis vor Risikovorsorge, deutlichen und nachhaltigen Rückenwind verleihen wird. Für die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen erwarten wir deshalb im Basisszenario für 2023 ein Ergebnis vor Steuern, das wahrscheinlich wieder auf dem Niveau von 2021 und damit deutlich höher als im vergangenen Jahr liegen wird“, zeigte sich Reuß optimistisch.

Die Verbundzahlen auf einen Blick finden Sie im Internet unter www.sfg-ht.de/… (Verbundrechenschaftslegung)

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