Zunächst widmete sich Carmen Czechak-Reimann, Fachärztin für Diagnostische Radiologie und Programmverantwortliche des Mammographie -Screenings Rhein-Neckar der Frage, welche Mammadiagnostik wann sinnvoll ist. Sie bezog sich dabei sowohl auf die Primärdiagnostik als auch auf Nachsorge-Untersuchungen und machte die Zuhörer lebensnah anhand von Bildern mit den verschiedenen Methoden der Diagnostik vertraut. Einen kritischen Blick richtete sie – wie auch einige der folgenden Referenten – in Richtung Abrechnungssystem: Einige aus ihrer Sicht sinnvolle Untersuchungen seien keine Kassenleistung, die Kosten müssten also von den Patientinnen selbst getragen werden. Häufig sei die alleinige Mammographie, die von der Kasse finanziert wird, nicht aussagekräftig. Für eine bessere Beurteilung notwendige Folgeuntersuchungen kosteten aber. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, vieles wird von der gesetzlichen Krankenkasse leider nicht vergütet“, bedauerte Carmen Czechak-Reimann.
Prof. Dr. Andreas Schneeweiß, Sektionsleiter des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) am Universitätsklinikum Heidelberg, führte in seinem Vortrag das Thema der neuen endokrin-basierten Therapieansätze beim frühen hormonabhängigen Brustkrebs aus. Er zeigte anhand von eindrücklichen Schaubildern, mit welchen Tricks diese zunehmend an Bedeutung gewinnenden Medikamente abseits der Chemotherapie die Krebszellen bezwingen können und welch ein Meilenstein in der Therapie des Brustkrebses hierdurch erreicht werden konnte. So würden altbewährte Substanzen wie Tamoxifen, aber auch die Aromatasehemmer wesentlich zur Reduktion der Rückfallrate beitragen. Neue Medikamente, wie die CDK4/6-Inhibitoren, können die Wirksamkeit der antihormonellen Therapie verstärken und werden als erweiterte Therapie bei Patientinnen mit erhöhtem Risiko empfohlen. Auch über Nebenwirkungen und Strategien, diese zu verhindern, wurde gesprochen. Häufig sei eine Anpassung der Dosis zielführend.
Dr. Lelia Bauer, Leiterin des Brustzentrums, Ärztliche Direktorin der GRN-Klinik Weinheim und Initiatorin des Patienteninformationstages widmete sich anschließend der Frage, ob und wann es sinnvoll oder notwendig ist, auch die gesunde Brust zu operieren. In ihrem reich bebilderten Vortrag nahm sie die interessierten Zuhörer quasi mit in den Alltag des Brustzentrums und stellte anhand verschiedener Patientinnen OP-Techniken vor. Das Thema wurde insbesondere auch vor dem Hintergrund einer eventuell nachgewiesenen Genmutation (etwa BRCA- oder PALB-Mutation) beleuchtet. Bei Frauen mit einer solchen Mutation oder einem hohen Risiko für die Entwicklung eines Mammakarzinoms auf der gesunden Seite, sei die vorbeugende Entfernung der Brustdrüse sinnvoll. Dr. Bauer zeigte, dass durch moderne Aufbaumethoden sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielt werden können und empfahl, die Entscheidung zu einem solchen Eingriff nach einem professionellen Beratungsgespräch unter Abwägung sämtlicher Vor- und Nachteile zu treffen.
Diplom-Psychologin und Psychoonkologin am Universitätsklinikum Mannheim, Dr. Grit Welzel, sprach anschließend zum Thema Fatigue-Syndrom, einem immer noch unterschätzten Problem zahlreicher Brustkrebspatientinnen. Sie ging zunächst ausführlich auf Einflussfaktoren wie eine Anämie, Depression, Schlafstörungen, Stoffwechselerkrankungen oder Medikamentennebenwirkungen ein. Bei der Einordnung der Symptomatik unterschied sie zwischen gelegentlicher Müdigkeit oder einer ganz normalen Erschöpfung am Abend nach einem ausgefüllten Tag und einem ganztägigen Schwächegefühl, sowohl mit körperlicher als auch seelischer Erschöpfung. Sie führte aus, dass die Fatigue oft begleitend im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung ist und sowohl während einer Therapie als auch erst danach auftreten könne. Dr. Welzel appellierte an Betroffene, sich möglichst frühzeitig in Behandlung zu begeben, um chronische Beschwerden zu verhindern und ggf. auch hartnäckig auf der Suche nach Unterstützung und Therapie zu sein.
Aufmunternde Worte zum Abschluss fand Susanne Emig, selbst ehemalige Brustkrebs-Patientin. Sie sprach unter dem Titel: „100 Hüte – meine Begegnung mit dem Krebs“ über eigene Erfahrungen und Strategien zur Verarbeitung von Ängsten und Nebenwirkungen während ihrer gesamten Therapie, die aus Chemotherapie, OP und Bestrahlung bestand. Perücken seien nicht ihr Ding gewesen und so kam sie zu einem neuen kreativen Hobby: dem Gestalten von bunten Kopfbedeckungen, die häufig mit einem humoristischen Augenzwinkern versehen zur aktuellen Stimmungslage passten. Den Startschuss gab ein Foto-Gruß per E-Mail an Freunde mit einem bunten selbst gewickelten Tuch und Quietscheentchen darauf und dem Titel „Ein Spaß am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“.
Applaus und fröhliche Gesichter quittierten den Patienteninformationstag, der im Anschluss seinen Ausklang mit Ausstellungen, Kaffee und einem kleinen Imbiss fand. Besonders groß war wie immer der Andrang am traditionell von den Pflegefachkräften und Mitarbeiterinnen des Brustzentrums mit Herzblut hergestellten Kuchenbüffet, wo noch ein reger Erfahrungsaustausch möglich war.
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