Eine besondere Ehrung erhielten die Jahrgangsbesten aus den 15 Gewerken, darunter vier Meisterinnen, unter anderem im Uhrmacher- und Kfz-Handwerk. Dass sie die besten Abschlüsse gemacht hatten, wussten die Meisterinnen und Meister vorher nicht. Umso größer war die Überraschung, als Moderator Sebastian Messerschmidt sie zur Übergabe der gerahmten Meisterbriefe auf die Bühne rief.
Bewegendes Finale im Goldregen
Bewegend war das große Finale, bei dem alle Meisterinnen und Meister gemeinsam auf der Bühne standen – stolz über den bestandenen Abschluss. Anschließend ließen sie sich im Goldregen zu der Musik der Band „Men in Blech“ in der Arena feiern. Diese ist selbst ein Zeugnis hoher Handwerkskunst. Die fast 4000 Quadratmeter große Innenfläche wird von einem riesigen flachen Dach geschützt, dass von einer Holzkonstruktion getragen wird, wobei so wenige Stützpfeiler wie möglich verbaut wurden – eine echte handwerkliche Herausforderung.
„Keine Zukunftssorgen“
Das Motto der diesjährigen Meisterfeier „Mit Schwung in die Zukunft“ griffen Rottler und Hiltner in einer kurzen Talkrunde mit Moderator Sebastian Messerschmidt auf. Jeden Tag seien Handwerkerinnnen und Handwerker in ihrem Beruf gefordert, spontan Lösungen zu finden und sich flexibel immer wieder neuen Situationen anzupassen. Sie seien bestens vorbereitet auf das Berufsleben – trotz der vielen Krisen, die derzeit zu bewältigen sind, sagte Rottler zu den Absolventen. „Als Meister müssen sie sich keine Zukunftssorgen machen. Es gibt viel zu tun: Allein schon die Klimawende und eine älter werdende Gesellschaft, die mehr handwerkliche Dienstleistungen benötigt, hält viele Aufgaben für das Handwerk bereit“, sagte der Schornsteinfegermeister.
Georg Hiltner dankte allen, die auch im Hintergrund an der Ausbildung der Meister mitgearbeitet haben. Die Teamarbeit von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Bildungsstätten, wie den Lehrmeistern, habe auch zu dem erfolgreichen Abschluss beigetragen. So merkten auch die Zuschauer in dem einen oder anderen Kommentar der Meister, die teilweise tiefe Verbundenheit mit den Ausbildern.
Meister mit gesellschaftlicher Verantwortung
Sowohl Rottler als auch Hiltner betonten die gesellschaftliche Verantwortung der Branche. Rottler wies daraufhin, dass von Meistern eine hohe Qualität erwartet werde. „Der Titel hat international einen guten Ruf“, sagte der Schornsteinfegermeister aus eigner Erfahrung. „Ich bin von Anfang an stolz auf das Handwerk, aber der Meister war eine besondere Auszeichnung“, erinnerte er sich. Um diesen Qualitätsstandard zu halten, müssten alle daran mitarbeiten. „Ich denke, dazu sind sie bereit. Und nehmen sie ihre Aufgabe wahr und ernst, junge Menschen im Handwerk auszubilden. Das ist die Zukunft.“
Trotzdem sei es heute mehr denn je eine Herausforderung einen Betrieb zu führen, ergänzte Hiltner. Denn zum handwerklichen Fachwissen gehörten betriebswirtschaftliche Grundlagen, sowie die Fähigkeiten auszubilden und Personal zu führen. „Doch sie alle haben nun die nötigen Voraussetzungen, um einen Betrieb erfolgreich zu führen.“ Die Meister würden gebraucht, machte Hiltner klar: „In den kommenden Jahren stehen einige Betriebe zur Übergabe bereit.“
Abbau der Bürokratie
Abschließend äußerte Georg Hiltner seinen Wunsch an die Politik – den Abbau der bürokratischen Hürden. „Wir müssen die Leistungsträger unserer Gesellschaft, Handwerk und Mittelstand, arbeiten lassen“, so Hiltner. Der hohe Aufwand durch die Bürokratie hemme die eigentliche Wertschöpfung. „Verschlanken, dann können wir alle unseren Job gut machen.“
Auch Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), schickte ein Grußwort per Videobotschaft in den Kammerbezirk Konstanz. Der Meisterbrief sei die Bescheinigung, „dass wir an Sie glauben und dass Sie es können.“ Sie seien auf dem Gipfel angekommen. Die Gesellschaft setze auf die jungen Absolventen als Erfolgsbeschleuniger, so Dittrich. Die Zukunftsaussichten seien besser denn je. Und er ermutigte: „Setzen Sie um, was Sie sich vorgenommen haben, auch persönlich.“ Dabei stehe die Kammer an ihrer Seite: „Im Handwerk muss niemand alleine gehen.“
Diese Botschaft vermittelte auch Dennis Schäuble, Fachbereichsleiter Unternehmensservice, im Gespräch mit dem Moderator. Der betriebswirtschaftliche Berater wies auf die Angebote der Handwerkskammer hin. „Wir unterstützen mit einer umfassenden Beratung.“ In Workshops etwa zu Themen Personal und Finanzen, oder auch in Einzelberatungen, wenn es um Businesspläne für die Selbständigkeit geht oder um die Übernahme eines Betriebs. Auch für die Ausbildung stünden Beraterinnen und Berater parat, die auch im Umgang mit den Auszubildenden unterstützen.
Zum Abschluss der Feier wurden alle frisch gebackenen Meisterinnen und Meister nochmals auf die Bühne geholt und mit einem Goldregen belohnt, während die Band „Men in Blech“ das große Finale musikalisch begleitete.
Stimmen der Meister:
Max Wiedemann, Kraftfahrzeugtechnikermeister, Limbächer GmbH, Reutlingen: „Ich freue mich darauf, jungen Menschen das Handwerk nahe zu bringen. Ich darf jetzt ja offiziell ausbilden. Mein alter Lehrer hat mich an die Schule eingeladen, damit ich dort meinen Beruf vorstellen kann. Ich möchte den Schülern dort die Vorteile des Handwerks zeigen. Außerdem ist der Meistertitel weltweit anerkannt. Mit einem Meister aus Baden-Württemberg weiß man, dass man fachlich ein hohes Level hat. Ich bleibe aber im Betrieb und werde mit einem anderen Meister die Werkstattleitung übernehmen.“
Daniel Windhösel, Installateur- und Heizungsbauermeister, Flaschnerei Timo Mayer, Erpfingen: „In der Meistervorbereitung habe ich ein ganzes Jahr von morgens bis abends gelernt und bin froh, dass das jetzt vorbei ist. Es ist einfach viel, was man als wissen muss. In der Schule sitzen ist nichts für mich. Ich bin lieber auf der Baustelle unterwegs. Der Meistertitel ist das Höchste, was es im Handwerk gibt. Ich bin echt stolz, dass ich jetzt den Brief in der Hand halte.“
Felix Beirer, Zimmerermeister, Zimmerei Leiz, Liggeringen: „Mit dem Meistertitel kann ich mehr planerisch tätig sein, mehr in die Arbeitsvorbereitung gehen und mehr Verantwortung übernehmen. Ich wollte mich weiterbilden und nicht auf der Stelle treten. Jetzt bin ich glücklich und stolz auf den Titel und freue mich auf die Zukunft. Im Betrieb bin ich seit elf Jahren, seit der Ausbildung. Jetzt habe ich in der Zimmerei eine Anstellung als Meister bekommen. Der Titel ist die höchste Stufe im Handwerk und spricht für das Können.“
Henrike Lacher, Uhrmachermeisterin bei Junghans in Schramberg: „Der Meister stand bei mir schon immer auf dem Plan. Allerdings hat es mich nach der Ausbildung erstmal zum Geldverdienen gezogen. Mit Mann und Kind ist der Meister in Vergessenheit geraten. Aber als meine Tochter den ersten Tag alleine in der Kita war, da habe ich voller Euphorie im Unternehmen angerufen und gesagt, dass ich den Meister machen möchte – während meiner Elternzeit. Jetzt bin ich gespannt wie sich der Titel auf meine Arbeit auswirkt. Ich arbeite im Service bei Junghans und mache den Beruf unheimlich gerne, derzeit Teilzeit mit 60 Prozent. Ich wollte nicht auf der Stelle treten und mich weiterbilden. Nun bin ich sehr glücklich über den Titel.“
Zahlen und Fakten zur diesjährigen Meisterfeier
- 319 Jungmeisterinnen und Jungmeister aus 15 Gewerken bekommen auf der Meisterfeier in Geislingen ihre Meisterurkunden verliehen. Abgelegt haben sie ihre Prüfungen zwischen Herbst 2022 und 2023
- Die beliebtesten Gewerke sind seit Jahren Kraftfahrzeugtechniker, Friseur, Elektrotechniker, Installateur und Heizungsbauer, sowie Zimmerer.
- Der Anteil der Frauen, die die Meisterprüfung absolvieren, liegt bei 18,8 Prozent. Bei den Friseuren ist der Frauenanteil am höchsten, aber in diesem Jahr sind auch Frauen in den Gewerken Kraftfahrzeugtechniker, Stuckateur, Maler- und Lackierer, Installateur- und Heizungsbauer und Konditor unter den Geehrten. Der einzige Uhrmachermeister ist weiblich.
- Beim Blick auf das Alter der Absolventen ist auch schnell klar: Man ist nie zu alt, um seine Zukunft in die Hand zu nehmen. So ist der älteste Absolvent 54 Jahre alt. Im Durchschnitt sind die Meister 27 Jahre alt.
- Seit 2020 lohnt sich der Meistertitel einmal mehr. Denn wer jetzt seine Meisterprüfung im Handwerk mit Erfolg abschließt, der erhält vom Land Baden-Württemberg eine Meisterprämie in Höhe von 1500 Euro. Seit Beginn der Auszahlung im Jahr 2020 haben 962 Meisterinnen und Meister bei der Handwerkskammer Konstanz die Meisterprämie beantragt, 211 davon sind Meister, die in diesem Jahr Ihren Meisterbrief erhalten.
Das Handwerk ist mit seinen vielen kleinen und mittleren Betrieben das Herz der deutschen Wirtschaft. Zum Bezirk der Handwerkskammer Konstanz, der die Landkreise Konstanz, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und Waldshut umfasst, gehören annähernd 13.000 Handwerksunternehmen mit etwa 70.000 Beschäftigten und über 4.000 Auszubildenden.
Die Handwerkskammer vertritt nicht nur die Interessen ihrer Mitglieder, sondern bietet ihnen auch eine umfassende Beratung an, etwa zur Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildung, Betriebswirtschaft, Unternehmensführung, Recht, Umweltschutz und Technologie.
Außerdem ist die Handwerkskammer ein großer Bildungsanbieter mit Bildungsakademien in Singen, Rottweil und Waldshut sowie der gemeinsam mit der IHK betriebenen Beruflichen Bildungsstätte in Tuttlingen.
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