Insgesamt 50 Teilnehmende waren der Einladung des Netzwerks Fokus Tierwohl und der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume – für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (DVS) gefolgt. Wie Landwirtinnen und Landwirte Tierwohl-Schweineställe trotz baulicher Hürden, hoher Anforderungen und unsicherer Planbarkeit bereits erfolgreich umsetzen konnten, erfuhren die Teilnehmenden auf drei Betrieben. Zwei davon haben die neuen Ställe über ein Projekt der Europäischen Innovations-Partnerschaften für Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) gebaut.
Landwirte: Gesellschaft und Politik sind gefordert
So auch der Ferkelhof Wilhelm in Mulfingen-Hohenrot, Baden-Württemberg. Dort gibt es inzwischen einen neuen Deck- und Wartebereich für 144 Sauen. Den Tieren stehen eingestreute Liegekisten und planbefestigte Stallflächen zur Verfügung. Martin Wilhelm und sein Sohn betonten, essenziell sei, dass sowohl Gesellschaft als auch Politik den Handlungsbedarf in der Tierhaltung erkennen und entsprechend agieren.
Langfristig denken – und auf das Futter achten
Ein neuer Ferkelstall mit 1.700 Plätzen ist auf dem Betrieb von Martin Stodal in Creglingen-Freudenbach, Baden-Württemberg, entstanden. Er hat unter anderem eine Wandheizung im Liegebereich, eine Schieberentmistung mit Kot-Harn-Trennung sowie ein Wintergarten mit Aktivgang und Außenklimareiz umgesetzt. Vor Ort erklärte Stodal sein Hauptziel: Den neuen Stall mindestens drei Jahre lang zukunftssicher zu machen. Zudem betonte er, wie wichtig die Futterqualität für intakte Ringelschwänze sei. Er verwende daher nur eigens erzeugtes Futter.
Innovative Fütterungspraktiken mit Erfindergeist im Ökolandbau
Ideen für die ökologische Schweinehaltung gab es auf dem Biohof May in Junkershausen, Bayern. Nach einem Brand wurden Außenklimastallungen mit Offenfront in Holzbauweise und zum Teil mit Gründach geschaffen. Der Erfindergeist der Familie reicht bis zur Eigenentwicklung eines Futterautomaten, der von den Schweinen bedient wird. Insbesondere die Fütterungspraktiken stießen bei den Teilnehmenden auf großes Interesse: Durch die Fütterung von Grassilage hat sich die Fresszeit der Schweine auf drei Stunden pro Tag erhöht. In der Abferkelung hat sich die gemeinsame Bodenfütterung für Sau und Ferkel als besonders effektiv herausgestellt. Ein weiterer Aspekt, der für Aufmerksamkeit sorgte, war die Anpassung der Tränktechnik. Beckentränken aus dem Rinderbereich tragen dem natürlichen Saufverhalten der Schweine, unabhängig von ihrem Alter, Rechnung.
Bauvorschriften: Manchmal „Sand im Getriebe“
Bernhard Feller, Bauberater bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, verdeutlichte die Herausforderungen und Möglichkeiten beim Bau von tierwohlgerechten Ställen. Viele der rechtlichen Vorgaben müssten, ähnlich wie Zahnräder eines Getriebes, nahtlos ineinandergreifen, um reibungslos zu funktionieren. Jedoch könnten bestimmte Vorgaben, insbesondere aus dem Immissions- und Umweltrecht, wie Sand im Getriebe wirken und den gesamten Ablauf ins Stocken bringen.
Informationen zum Bundesprogramm Umbau der Tierhaltung
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) soll demnächst das neue „Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung“ für das Bundeslandwirtschaftsministerium umsetzen. Vorgesehen ist eine Investitionsförderung für den Stallumbau nach Premiumanforderungen und Mittel zur Deckung des Mehraufwands für höhere Tierwohlstandards im Stall. Monika Fischer aus der BLE berichtete den Teilnehmenden über den aktuellen Sachstand: „Ein anwenderfreundliches Antrags- und Kontrollverfahren soll dazu beitragen, dass der Umbau erfolgreich verläuft und das Programm eine gute Lösung darstellt.“ Die Veröffentlichung der beiden Förderrichtlinien ist für Januar 2024 geplant.
Hintergrundinformationen
Weitere Informationen zur Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume – für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (DVS) und zum Netzwerk Fokus Tierwohl gibt es unter www.laendlicher-raum.de sowie www.fokus-tierwohl.de.
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