Wie bereits bei der September-Sitzung angedeutet, gehen wir davon aus, dass der EZB-Rat (GC) seine Zinssätze auf der Oktober-Sitzung unverändert lassen wird.
Unsere Erwartungen:
- Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Leitzinsen beibehalten: 4,0 % für den Einlagensatz und 4,5 % für den Refi-Satz. Die Kerninflation (d. h. ohne Energie und Lebensmittel) tendiert nach unten, bleibt aber weit von der Zielrate von 2 % entfernt. Der jüngste Anstieg der europäischen Anleiherenditen, der vor allem mit dem Höhenflug der US-Treasuries seit September zusammenhängt, führt zu einer Verschärfung der monetären Bedingungen und dürfte den Wachstumskurs der Eurozone schwächen.
- Der GC wird angesichts der großen Ungewissheit (Dynamik des Lohnwachstums, Druck auf die Energiepreise, insbesondere aufgrund der Auswirkungen des Nahostkonflikts auf die Ölpreise) weiterhin von Sitzung zu Sitzung entscheiden den sitzungsbezogenen Ansatz beibehalten. Präsidentin Lagarde dürfte daher darauf hinweisen, dass die EZB bereit ist, die Zinssätze erforderlichenfalls wieder anzuheben.
- Christine Lagarde wird bekräftigen, dass die Zentralbank die Zinssätze so lange wie nötig hoch halten wird, bis die Mitglieder der EZB „hinreichend zuversichtlich“ sind, das Inflationsziel von 2 % innerhalb des geplanten Zeitrahmens (bis 2025) zu erreichen.
- Die Diskussionen über eine quantitative Straffung werden sich angesichts der jüngsten Äußerungen hawkisher EZB-Vertreter wahrscheinlich intensivieren. Wir erwarten jedoch keine weiteren Details zur Reinvestition von Wertpapieren im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) – insbesondere nicht vor Abschluss der Überprüfung des operativen Rahmens durch die EZB im Frühjahr 2024.
Insgesamt erwarten wir, dass:
- sich die EZB in ihrer Kommunikation bei den Zinsen auf „higher-for-longer“ konzentrieren wird, um die Inflation bis Ende 2025 wieder auf das 2%-Ziel zu bringen – das wichtigste Ziel der Notenbank;
- sich die Europäische Zentralbank angesichts der Inflationsrisiken die Tür für zukünftige Zinserhöhungen offen halten wird. Wir glauben auch, dass diese Zwischensitzung einen begrenzten Einfluss auf die Finanzmärkte haben wird.
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