Riehle ist auch in Seelsorge weitergebildet und beschreibt die Abstumpfung nach der Abtreibung als eine Art von Schockstarre und Schutzpanzer der Frauen, die den Eingriff verdrängen: „Nicht selten sitzen mir Menschen gegenüber, die schon das dritte oder vierte Mal eine Schwangerschaft abgebrochen haben und weiterhin behaupten, all das mache nichts mit ihrer Psyche oder dem Körper. Schlussendlich zeigen uns Studienergebnisse und praktische Erfahrungen aus der Beratungstätigkeit, dass sich diese oftmals auch durch eine hormonelle Situation zu begreifende, latente Depression in einer Abwehrhaltung präsentiert. Und auch wenn sich Frauen heute auf ihre Selbstbestimmung berufen, wissen sie zugleich doch, dass die Abtreibung auch das Recht auf Leben eines Ungeborenen tangiert und Absaugen und Abschaben niemals zur Normalität wird“. Riehle unterstreicht, dass er moralischen Druck auf Schwangere, welche mit einer Abtreibung liebäugeln, vollkommen ablehnt und eher darauf verweist, Aufklärung zu betreiben: „Mann und Frau ist es wohl durchaus zuzumuten, sich vor dem Geschlechtsverkehr über Familienplanung zu verständigen. Wenn es ein ‚One-Night-Stand‘ oder ein Seitensprung bleiben soll, gibt es bei uns alle Möglichkeiten der Verhütung. Diese Zeit muss bleiben, sich vorab Gedanken darüber zu machen und gemeinsam zu entscheiden, ob aktuell ein Kind gewünscht ist. Man darf sich eben nicht auf den Standpunkt zurückziehen, ungeschützten Spaß zu haben, weil man im Anschluss bedarfsweise abtreiben kann. Uns obliegt eine ethische Verantwortung und sie umfasst die Pflicht, Sexualität nicht als bloßes Vergnügen zu sehen. Mit dem Leben spielt man nicht, weshalb ich es wichtig empfinde, weiterhin § 218 im Strafgesetzbuch zu belassen, um ein klares Signal zu senden, dass Abtreibung keine Gewöhnlichkeit ist“, so Riehle.
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