Im Rahmen der Aktion „ANTENNE BAYERN zahlt deine Rechnung“ übernahm der Radiosender eine Rechnung von Hörerin Julia. Sie hatte im Vorfeld die Kosten für Nachhilfeunterricht eingereicht und sprach mit ihrem Anliegen vielen Eltern in Bayern aus der Seele. Im exklusiven Programmspecial „ANTENNE BAYERN Elternabend“ hat Moderatorin Evi Ott das Thema genauer unter die Lupe genommen und hat sich mit dem Lernexperten Jürgen Möller auf die Suche nach nützlichen Lerntipps gemacht und auch Hörerinnen und Hörer konnten Fragen stellen.
Im Laufe des ANTENNE BAYERN Elternabends verriet Lerncoach Jürgen Möller, dass…
…man Lernen lernen kann:
„Ja, natürlich kann man Lernen lernen. Beziehungsweise eigentlich müssen wir es nicht lernen, denn das ist eine Fähigkeit, die uns angeboren ist und die wir auch so lange wie möglich nutzen sollten.“
…Noten nicht alles sind:
„Noten sind und bleiben natürlich noch für bestimmte Branchen eine Eintrittskarte in bestimmte Laufbahnen, ja. Aber eine 5 in Mathe ist jetzt kein Stoppschild für ein glückliches Leben. Umgekehrt ist auch ein tolles Abitur, ein toller Abschluss, noch längst nicht die Eintrittskarte, es gehört viel mehr dazu und das, was mir in meiner Arbeit mit Eltern nochmal wichtig ist, ihnen mitzugeben, dass das Gefährlichste, was Kindern in der Schule passieren kann, ist nicht, dass sie jetzt mal in Mathe oder Deutsch eine schlechte Note nach Hause bringen oder langsamer sind. Das Gefährlichste, was ihnen passieren kann, ist, dass sie ihre Freude am Lernen verlieren, die Freude an Herausforderungen. Denn wenn die Kinder durch die Erfahrungen, die sie mit dem schulischen Lernen in der Schule machen, die Freude am Lernen verlieren, dann werden sie sich nach der Schulzeit für einen Weg entscheiden, auf dem sie weniger lernen müssen, auf dem sie weniger herausgefordert werden, und das macht auf Dauer unglücklich.“
…die Erholung ebenfalls eine wichtige Rolle spielt:
„Ferien sind Ferien, und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, dass wir da unseren Kindern erlauben, den Akku aufzuladen. Wir haben ja auch nicht Lust, in unserem Urlaub ständig über Arbeit zu sprechen, weil wir abschalten. Und das ist insofern ganz wichtig, weil diese Pausenzeiten, diese Ferienzeiten dafür da sind, dass die Kinder sich erholen, damit der Akku aufgeladen wird, damit sie ein gutes neues Schuljahr starten können. Und wenn wir aus guten Gründen sagen, okay, wir möchten, dass unsere Kinder in den Ferien noch ganz viel lernen, verspielen wir diesen Vorsprung sehr schnell wieder, weil den Kindern sehr schnell die Puste ausgehen wird.“
…Nachhilfe nicht immer die beste Lösung ist:
„Die meisten Probleme, die unsere Kinder in der Schule haben, liegen nicht darin begründet, dass sie nicht in der Lage wären, Mathe oder Deutsch zu verstehen, sondern weil sie nicht richtig lernen, und deswegen sollte der Fokus immer darauf liegen, zu schauen, wie kann ich mein Kind dabei unterstützen, gehirngerecht zu lernen und die vorhandenen Potenziale zu nutzen. Wenn (…) der Nachhilfelehrer, die Nachhilfelehrerin auch gleichzeitig Lernstrategien vermittelt, dann kann es durchaus mal sein, dass Nachhilfe nötig ist. Ich finde es allerdings insgesamt absurd, dass in Deutschland jedes Jahr Milliarden dafür ausgegeben werden im Nachhilfebereich, um ein Kind in Mathe von 5 auf 4 Minus zu bekommen, damit es einen Schnitt erreicht. Dieser Schnitt sagt gar nichts über unsere Kinder aus. Wenn ein Kind neun Jahre lang mit Mathe Schwierigkeiten hat in der Schule, ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Kind sich nach der Schulzeit für einen mathematischen Beruf entscheiden wird, auch sehr gering.“
…die Zeit nach dem Lernen falsch genutzt wird:
„Auch direkt nach dem Lernen, nach den Hausaufgaben kein Handy, PlayStation und Co., und zwar für 20 Minuten. Und das ist keine Bestrafung für die Kinder, sondern tatsächlich eine Belohnung und Lernerleichterung. Und dafür müssen die Kinder wissen, dass das Lernen nicht in dem Moment endet, wenn das Buch zugeklappt wird. Im Arbeitsgedächtnis wird dann der Lernstoff in einem biochemischen Prozess umgewandelt, um im Langzeitgedächtnis abgelegt zu werden. Und dieser Prozess der Lernstoffumwandlung dauert ca. 20 Minuten. Und ich höre ganz häufig, dass den Kindern sozusagen als Belohnung für gemachte Hausaufgaben oder fürs Lernen versprochen wird: Danach darfst du dann PlayStation zocken, danach darfst du fernsehen. Und davon ist insofern dringendst abzuraten, weil die Emotionalität der Bilder und diese Reizüberflutung, die oftmals vom Fernsehen oder gerade vom Computerspielen ausgeht, das ist emotional eigentlich immer stärker als das, was ich gerade eben gelernt habe. Das heißt, da wird dieser Umwandlungsprozess gestört und im Extremfall war die vorherige Lernzeit völlig umsonst, weil sie es sich nicht merken können.“
…es wichtig ist, mit allen Sinnen zu lernen:
„Grundsätzlich geht es immer darum, mit allen Sinnen zu lernen, also das typische einfach nur still und leise am Schreibtisch zu sitzen, wird eher nicht dazu führen, dass ein Kind gehirngerecht lernt. Ich nenne es immer die Masterfähigkeiten, die eingesetzt werden müssen. Und das ist einmal das Strukturieren, also wenn ich Lernstoff strukturiere, kann ich ihn schneller aufnehmen, kann mich länger daran erinnern. Das zweite ist das Visualisieren, sich also ernsthaft zu veranschaulichen, denn unser Gehirn denkt in bunten Bildern und Farben, nicht in Schwarz-Weiß-Texten, deswegen können wir uns Schwarz-Weiß-Texte nicht merken, ja. Wir haben immer Bilder im Kopf, wenn wir an was denken. Dann kann ich mir Dinge immer besser merken, weil Bilder eine größere Informationsmenge sind und deshalb mehr Platz im Gehirn einnehmen, um das ein bisschen unwissenschaftlich zu formulieren.“
Den ANTENNE BAYERN Elternabend mit Jürgen Möller in voller Länge gibt es online auf antenne.de und in der ANTENNE BAYERN App.
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