- Senat vergibt die Chance, das D-Ticket zielgruppengerecht weiterzuentwickeln
- 29-Euro-Ticket führt Kleinstaaterei im Nahverkehr weiter
- Hohe Kosten gefährden Investitionen in den ÖPNV
Zur Einigung im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zur Einführung eines 29-Euro-Tickets für Berlin erklärt Tilmann Heuser, Geschäftsführer des BUND Berlin:
"Mit der Einführung eines nur im Berliner Stadtgebiet gültigen 29-Euro-Tickets vergeben Berlin und Brandenburg die Chance, mit gezielten Absenkungen des Preises des Deutschlandtickets , dieses für Menschen mit geringen Einkommen oder wenig Fahrten zielgruppengerecht weiterzuentwickeln. Ein Berlin AB-Ticket 29 Euro als Insellösung konterkariert den revolutionären Ansatz des Deutschlandtickets, endlich die Kleinstaaterei bei den Tarifen abzuschaffen. Zudem torpedieren Berlin und Brandenburg damit die Bemühungen aller anderen Bundesländern, dass das Deutschlandticket auch ab nächstem Jahr vom Bund mitfinanziert wird. Angesichts der chronischen Unterfinanzierung des ÖPNV in Berlin und Brandenburg gefährdet der hohe Mittelbedarf in Höhe von 300 Millionen Euro auch den Ausbau und die Modernisierung des ÖPNV.
Mit dem 29-Euro-Ticket werden vor allem Pendlerinnen und Pendler mit mittleren und höheren Einkommen entlastet, die vorwiegend in Berlin unterwegs sind und zum Teil zusätzliche steuerlichen Vergünstigungen für ihren Weg zur Arbeit nutzen können. Dagegen profitieren gerade Auszubilden, Studierende und Berechtigte für das Berlin Ticket S nicht von den 300 Millionen Euro, die der Berliner Senat trotz extrem knapper Kassen für den Ausgleich der Fahrgeldeinnahmen spendieren will. Das ist sozialpolitisch kontraproduktiv.
Andere Bundesländer haben das intelligenter gelöst: So wurde In Mecklenburg-Vorpommern ein Seniorenticket und ein Azubi-Ticket für monatlich 29 Euro auf Basis des Deutschlandtickets eingeführt. In Hamburg ein Schüler*innen- und ein Sozialticket für monatlich 19 Euro sowie ein Azubiticket für 29 Euro, ebenfalls auf Basis des Deutschlandtickets. Der Berliner Sonderweg führt dazu, dass all diese Gruppen die Funktionalität des Deutschlandtickets nur zum regulären Preis von noch 49 Euro monatlich nutzen können.
Angesichts der knappen Haushaltsmittel des Landes Berlin ist das 29-Euro-Ticket auch klimapolitisch kontraproduktiv. Um mehr Autofahrende für den Umstieg auf den ÖPNV zu gewinnen, muss vor allem das Angebot ausgebaut werden. Dazu gehört die Gewinnung von mehr Personal ebenso wie die Anschaffung von Fahrzeugen und die Investitionen in die Schienenstrecken. Würde Berlin dem Hamburger Beispiel mit zielgruppengerechten Sondertarifen beim Deutschlandticket, könnten über 200 Millionen Euro jährlich in die dringend nötige Instandhaltung und den Ausbau des Nahverkehrs fließen. Auch dem Senat muss klar sein, dass jeder Euro, der in sozialpolitisch wenig treffsichere Angebote fließt, für den Ausbau des ÖPNV fehlt." Beachten Sie auch unsere Pressemitteilung zum Thema vom 31. August 2023.
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