„Großgussteile mit einem Schaden müssen komplett getauscht werden“, erklärt Dr. Jürgen Redlich, Leiter Kfz-Technik, Betrieb und Schaden im Gesamtverband der Versicherer (GDV) gegenüber AUTO Straßenverkehr. „Es sei denn, der Hersteller entwickelt ein Reparaturkonzept, das festlegt, wie diese Teile mit in Reparaturwerkstätten beherrschbaren Prozessen instandgesetzt werden können.“ Das Schweißen von Gussteilen aus Alu beherrschen nur Spezialwerkstätten. Dem GDV hat Tesla bislang kein Reparaturkonzept vorgelegt, wie das bei der Einführung neuer Techniken eigentlich üblich ist. BMW hatte schon weit vor der Markteinführung des i3 mit dem GDV ein Reparaturkonzept abgesprochen, um eine hohe Einstufung des i3 in der Kfz-Versicherung zu verhindern. Der i3 war das erste Elektroauto mit einer Karosserie aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). „BMW ist bereits frühzeitig mit einem Reparaturkonzept auf den GDV zugekommen, um eine gute Typklasseneinstufung möglich zu machen“, so Redlich.
Während Werkstätten die CFK-Teile im i3 reparieren können, ist das beim Hinterwagen des Model Y fraglich. „In Gussteilen können sich schon bei einer geringfügigen Verformung Risse bilden. Daher müssen diese Bauteile, wenn sie durch einen Unfall potenziell betroffen sind, freigelegt und eingehend überprüft werden. Das ist sehr zeit- und kostenintensiv“, erklärt GDV-Experte Redlich. „Gussteile lassen sich unter den üblichen Werkstattbedingungen nicht richten. Bei einer Rückverformung neigen sie zu Rissen.“ Dass Tesla in Kürze ein Reparaturkonzept entwickeln kann, ist fraglich. „Die Erarbeitung eines entsprechenden Verfahrens erfordert viele Crashtests, um zu klären, wie eine fachgerechte Reparatur durchzuführen ist.“
Da bislang nur wenige Model Y mit Guss-Hinterwagen unterwegs und in Unfälle verwickelt sind, rechnet die Branche damit, dass es erst im nächsten Jahr erste Daten über die Höhe der Reparaturkosten gibt. Dann könnte bereits eine Heraufstufung des Tesla erfolgen.
Redakteur: Christian Bangemann
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