„Auch ein halbes Jahr nach den Beben werden immer noch unzählige Menschen vermisst. Jeder, mit dem ich hier spreche, hat Angehörige, Freunde oder Nachbar:innen verloren. Gleichzeitig hat das Beben die Lebensgrundlage von vielen hier zerstört“, sagt Sarah Easter, CARE-Nothelferin, die vor wenigen Tagen aus der schwer vom Erdbeben betroffenen Provinz Hatay in der Türkei zurückgekehrt ist. „Der Bedarf an humanitärer Hilfe hält an und wird angesichts des Ausmaßes der Zerstörung so schnell nicht weniger.“
In Hatay, einer Provinz im Süden der Türkei, wurden rund 270.000 Gebäude zerstört, über 23.000 Menschen starben und mehr als 30.000 verletzt. Elçin Ezel ist eine von ihnen und war 81 Stunden lang unter den Trümmern ihres Hauses gefangen.
„Es war dunkel und das Atmen fiel mir mit der Zeit immer schwerer. Ich hielt meine Tochter fest, aber nach 12 Stunden unter den Trümmern hörte sie auf zu atmen. Auch meine Mutter und meinen Sohn habe ich durch das Erdbeben verloren.“ Heute lebt Elçin Ezel wie viele andere Betroffene in einem Container als Notunterkunft. „Auch sechs Monate nach dem Erdbeben ist noch nichts wieder in Ordnung. Der Wiederaufbau wird sehr lange dauern, aber auch dann wird nichts mehr, wie es einmal war“, berichtet sie CARE-Nothelferin Sarah Easter vor Ort.
Das Leben in den Notunterkünften ist schwierig. Durch die Erdbeben wurde wichtige Infrastruktur beschädigt, die Wasserversorgung ist immer noch eine Herausforderung und es gibt kaum Einkommensmöglichkeiten für die Menschen. CARE verteilt Wasser, Nahrungsmittel, stellt Unterkünfte und den sicheren Zugang zu sanitären Einrichtungen sowie Hygienemaßnahmen bereit. Insgesamt hat CARE gemeinsam mit Partnern bisher rund 700.000 Menschen im Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien mit lebensnotweniger humanitärer Hilfe erreicht. Vor allem Frauen und Kinder benötigen Unterstützung. Da sie ihren festen Wohnsitz, die Schule und ein sicheres Umfeld verloren haben, sind sie vermehrt Übergriffen und anderen Gefahren ausgesetzt. An eine Rückkehr in die Normalität ist auch sechs Monate nach dem schweren Erdbeben nicht zu denken, viele Gebäude sind immer noch einsturzgefährdet. Die nächste Herausforderung für viele Familien, die in den Notunterkünften leben, wird der Winter sein.
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