Projektionsbericht 2023 des Umweltbundesamts warnt vor Zielverfehlungen der Klimaziele

Der vom Umweltbundesamt veröffentlichte Projektionsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland bis 2030 lediglich 63 Prozent seiner Treibhausgase bezugnehmend auf das Jahr 1990 einsparen wird. Die Zielvorgabe liegt bei 65 Prozent und lässt somit eine Lücke von 331 Millionen Tonnen Treibhausgasen entstehen, die auch mit weiteren Maßnahmen nur auf 194 Millionen Tonnen Treibhausgase reduziert werden kann. Auch das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 wird in allen Szenarien des Projektionsberichts verfehlt. „Eine zukunftsfähige Energie- und Klimapolitik wurde jahrelang durch vorhergehende Regierungen verschleppt und dabei auch die Wertschöpfung mit dem Bade ausgeschüttet. Die Last der Untätigkeit der letzten Bundesregierungen wiegt schwer und muss nun überkompensiert werden. Deutschland hat als Industrieland eine besondere Verantwortung und als einstiger Vorreiter bei der Energiewende auch das Know-How, die erwarteten Lücken zu schließen”, so Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE).

Leichte Verbesserungen gegenüber dem letzten Bericht seien insbesondere auf die Errungenschaften der Energiewirtschaft, speziell auf den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Einsparungen beim Energieverbrauch zurückzuführen. Gleichzeitig berücksichtige die Prognose den vorgezogenen Kohleausstieg im Ruhrgebiet. „Die Energiewirtschaft kann ihre Ziele sogar inklusive Atom- und Kohleausstieg bis 2030 übererfüllen. Das ist ein gutes Zeichen für die Erneuerbaren-Branche. Die neuen Maßnahmen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, allen voran Photovoltaik und Windkraft, beginnen zu wirken, es müssen aber noch letzte Hemmnisse beseitigt und das gesamte Technologie-Portfolio genutzt werden, um ein klimaneutrales Stromsystem zu schaffen und mit der Sektorenkopplung auch in andere Sektoren zu wirken”, so Peter. 

Denn alle anderen Sektoren seien laut Projektionsbericht noch nicht auf dem richtigen Weg. Während der Verkehrssektor seine Ziele auch mit weiteren Maßnahmen um fast 200 Millionen Tonnen CO2e reißt, liegen auch Industrie mit etwa 51 Millionen Tonnen CO2e sowie der Gebäudesektor mit 34 Millionen Tonnen CO2e weit unter der Zielvorgabe, und das sogar in einem Szenario, in dem bereits weitere Maßnahmen ergriffen werden. „Wärme- und Verkehrssektor bleiben zusammen mit der Industrie weiter hinter den Zielvorgaben zurück. Für die Bundesregierung bedeutet das, dass die nun anstehenden Projekte wie z.B. das Wärmeplanungs- und Gebäudeenergiegesetz noch ambitionierter voranzubringen und Förderungen attraktiver zu gestalten sind”, so Peter.

Beim Verkehr sei die klimaschonende Wirkung von Biotreibstoffen auf dem Weg zur e-Mobilität oder bei nicht zu elektrifizierenden Verkehren stärker zu stützen. Und beim Hochlauf von heimischem Grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien müsse das Tempo den Bedürfnissen, vorwiegend aus der Industrie, angepasst werden. „Nutzen statt Abregeln von Ökostrom ist hier eine Devise, die den Vor-Ort-Hochlauf kurzfristig voranbringen kann. Begleitet werden sollte dies durch entsprechende Anreizprogramme und einen ambitioniert gestaffelten CO2-Preis, der die Dekarbonisierung beschleunigt. Nur mit vereinten Kräften über alle Sektoren unter Nutzung der gesamten Breite der Erneuerbaren Energien hinweg kann die Energiewende gelingen”, so Peter abschließend.

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