In jeder seiner Schaffensphasen entwickelte Pablo Picasso (Malaga 1881–1973 Mougins) eine unglaubliche Strahlkraft auf die gleichaltrige sowie jüngere Künstlergeneration. Die Ausstellung „We love Picasso“ im Kunstforum Ostdeutsche Galerie richtet den Blick auf die Rezeption des Künstlers in der mittel- und osteuropäischen Kunstszene.
Die Zeit der nationalsozialistischen Okkupation verbrachte Picasso in seiner Wahlheimat Paris. 1944 trat er der kommunistischen Partei bei. Laut eigener Bekundungen wollte er sich mittels seiner Kunst nicht vorrangig politisch äußern. Doch mit dem Gemälde „Guernica“ von 1937 schuf er vor dem Hintergrund der Zerstörung der baskischen Stadt im Spanischen Bürgerkrieg ein ikonisches Antikriegsbild. Seine Friedenstaube wurde überdies zum Motiv zahlreicher Plakate der Weltfriedenskongresse, an denen Picasso – mitunter auch als Redner – teilnahm. So besuchte er im August/September 1948 den Friedenskongress der Intellektuellen in Wrocław und Warschau. Der polnische Staatspräsident verlieh ihm hier eine Auszeichnung und eröffnete eine Ausstellung mit Picassos Keramiken in Wrocław. Auch nach Krakau und Auschwitz reiste der Künstler bei dieser Gelegenheit.
Ein Aufenthalt Picassos in der Tschechoslowakei ist nicht dokumentiert, gleichwohl kam es zum direkten Austausch mit tschechischen Künstlern in Paris. Dort lernte ihn auch der tschechische Kunsthistoriker Vincenc Kramář kennen. Er trug wesentlich dazu bei, dass Picassos kubistisches Frühwerk sowie die Arbeiten von George Braque in der Tschechoslowakei bekannt wurden. Bereits ab 1910 hat Kramář Picasso gesammelt – zunächst privat und später als Direktor der Vorgängerinstitution der heutigen Nationalgalerie in Prag. Zugleich war Kramář ein großer Unterstützer der tschechischen Kubisten. Mit dem „tschechischen Kubismus“ entwickelte sich eine breite Bewegung, die sämtliche Bereiche des alltäglichen Lebens zu umfassen suchte.
Die Ausstellung im KOG folgt Picassos Spuren in Polen, in der Tschechoslowakei und weiteren Ländern im östlichen Europa. Wann, wo und mit welchen Werken Picasso in Ausstellungen vertreten war sowie die darüber erfolgte Berichterstattung sind ein wichtiger Schlüssel, um seinen Einfluss zu erfassen. Doch es sollen nicht nur die Anlehnungen an seinen Stil, seine Themen und Motive im Fokus stehen, sondern auch eigenständige Positionen und individuelle Entwicklungen ausgewählter Künstlerinnen und Künstler. Manche näherten sich dem großen Vorbild vereinzelt in ihren Anfängen. Andere haben sich im Spätwerk von einer breiten „picassoartigen“ Strömung mitreißen lassen oder sich bewusst an seiner Figurensprache orientiert. So schrieb die böhmische Künstlerin Erika Streit noch am 20.6.1937 in ihr Tagebuch: „Picasso lehne ich ganz ab – er ist mir zu krankhaft – natürlich ist er ein ganz grosser Maler, aber ein zersetzender Teufel.“ (Erika Streit, Ein Malerleben zwischen Dresden, Prag, Paris und Zürich, 2006). Seit den 1940er Jahren ließ sie sich aber doch auf Picassos Werk ein und begann sich, mit ihm stilistisch und motivisch in Keramiken, Gemälden und Grafiken auseinanderzusetzen.
Die Ausstellung zeigt Werke aus den eigenen Beständen des KOG sowie Leihgaben aus Privatsammlungen und Museen in Deutschland, Polen und Tschechien. Vertreten sind unter anderem Jankel Adler, Jozsef Csaky, Josef Čapek, Slawomir Elsner, Wojciech Fangor, Emil Filla, Bernhard Heisig, Alfred Hrdlicka, Tadeusz Kantor, Jiří Kolář, Bohumil Kubišta, Jacques Lipchitz, Antonín Procházka, Goshka Macuga, Moriz Melzer, Bernard Schultze, Willi Sitte, Erika Streit, Bohumil Štěpán, Max Uhlig und Alois Wachsman.
We love Picasso
7. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024
Kuratorin: Dr. Agnes Tieze
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie bedankt sich bei den Zuwendungsgebern, Sponsoren und Partnern der Ausstellung:
- Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Stadt Regensburg
- REWAG
- Sparkasse Regensburg
Kulturpartner BR2
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