SZW: Jill, wie bist Du zum Bobsport gekommen?
Jill Kemp: Ich komme aus der Leichtathletik beim TSV Bigge-Olsberg. Mein großer Bruder Kevin war Bob-Anschieber. Das hat mein Interesse geweckt. Dann habe ich meine Eltern gefragt. Mein Vater ist früher auch gefahren. Dann ging es zum Training. Das hat mir total Spaß gemacht. Seit 2020 bin ich dabei.
SZW: Andreas, wie siehst Du die sportliche Entwicklung von Jill? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?
Andreas Neagu: Bislang habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Das freut mich. Das Schöne ist ja, sie kommt aus dem Anschieberbereich. Sie hat dabei die ganzen Abläufe kennengelernt. Der Schritt auf die Pilotenseite war dann nicht mehr ganz so furchterregend, weil die Abläufe schon bekannt waren. Es war nur noch das Fahren im Monobob, was hinzukam. Und da hat sie sich ganz gut angestellt.
SZW: Jill, nur das Fahren … Wie war Deine erste Fahrt?
Jill Kemp: Meine erste Fahrt war hier in der VELTINS-EisArena. Ich kannte das Gefühl ja schon als Anschieberin (u. a. Bronze-Medaille bei der Deutschen Junioren-DM 2021 im Bob von Celine Harms). Es war viel besser vorne. Ich hatte die Kontrolle und fand auch die Geschwindigkeit, die dann mehr wurde. Wenn man höher startet, ist das super.
SZW: Andreas, wie geht es weiter mit Jill in der WM-Saison?
Andreas Negau: Ziel ist erst einmal, ihre Ausbildung zu beenden. Das bedeutet, wir wollen im Zweierbob – im Moment fährt sie noch Monobob – auf allen deutschen Bahnen vom Bobstart runterfahren. Wenn das sicher läuft, fangen wir mit Wettkämpfen an.
SZW: Jill, Du hast Dein Abitur gemacht und praktisch direkt geht es ab dem 1. August zur Bundespolizei-Ausbildung nach Bad Endorf …
Jill Kemp: Das wird spannend. Darauf freue ich mich sehr.
SZW: Werfen wir mal einen Blick auf den Stützpunkt in Winterberg. Wie sieht das personelle Tableau im Nachwuchsbereich aus Andreas?
Andreas Neagu: Bei den Damen sind wir aktuell mit vier jungen Pilotinnen sehr gut aufgestellt. Wir haben mit Lena Böhmer und Charlotte Candrix zwei mit Wettkampferfahrungen und Erfolgen bei der letzten Junioren-WM in Winterberg. Mit Jill Kemp und Leona Klein stehen zwei veranlagte Talente in den Startlöchern. Bei den Herren ist Yuri Hanssen ein vielversprechendes Talent für die nächsten Jahre.
SZW: Dann gibt es noch zwei junge Anschieber, die wir auch nennen müssen.
Andreas Neagu: Im Anschieberbreich sind wir auch breit aufgestellt. Marvin Orthmann hat mit Laurin Zern (Königssee) bei der Junioren-WM im U23-Bereich zweimal Gold gewonnen. Max Neumann hat sich mit Nico Semmler (Ilsenburg) in den Weltcup vorgekämpft.
SZW: Was können wir in der neuen Saison von den beiden Pilotinnen Lena Böhmer, die bei der Junioren-WM Silber im Zweier gewonnen hat und von Charlotte Candrix (Gold U23 Monobob und U23 Zweierbob) erwarten?
Andreas Neagu: Wir hoffen, dass die beiden bei den Selektionsrennen gute Platzierungen erreichen und sich dann für den Europacup empfehlen. Im besten Fall, die Europacup-Serie durchfahren. Und danach bei der Junioren-WM noch mal angreifen und ähnliche Ergebnisse erzielen wie bei der letzten WM.
SZW: Wie sieht es bei Dir aus Jill?
Jill Kemp: Natürlich erst einmal fahren und Erfahrungen sammeln. Ich will die Bahnen kennenlernen und überall gut ankommen. In der Saison darauf könnte es dann mit ein paar Wettkämpfen losgehen. Da würde ich mich freuen.
SZW: Andreas, wir freuen uns riesig auf die IBSF Bob und Skeleton-WM 2024 in der VELTINS-EisArena. Welche Impulse kann die WM dem Nachwuchs vor Ort geben?
Andreas Neagu: Ich hoffe, wenn alles gut läuft, dass unsere Nachwuchsathletinnen und – athleten Spurbob fahren dürfen. Sie sollen sich dann mit den Großen messen. Sie sollen dann auch im Rennanzug fahren und alles geben. Dann hat man auch einen internen Vergleich: Wo würde ich bei einer Heim-WM stehen? Vielleicht motiviert das auch noch einmal.
SZW: Jill und Andreas, alles Gute auf dem Weg in die neue Saison. Vielen Dank für das Gespräch.
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